Die Umsätze mit Antipyrin nahmen von Jahr zu Jahr zu. Waren es 1885 noch 5,9 Tonnen Antipyrin, so konnten die Farbwerke Hoechst 1890 bereits 44 Tonnen des Arzneimittels verkaufen. Ein wichtiger Grund dafür war die sogenannte “Russische Grippe”, eine Grippeepidemie die 1889/1890 in Europa ausbrach und bei der erstmals eine sichere medikamentöse Senkung des hohen Fiebers möglich war.
Zu beachten ist dabei, dass Antipyrin zwar das erste (oder zumindest das damals bedeutendste) im industriellen Maßstab synthetisch hergestellte Arzneimittel war, aber das Medikament wurde als Pulver an die Apotheken geliefert. Dort wurden dann die gewünschten Mengen z. B. in Form von Pulverbriefchen abgegeben, oder es wurden in der Apotheke sogenannte “Tabulettae Antripyrini” gepresst, die neben Antipyrin-Pulver meist noch Milchzucker enthielten. Oder die Apotheken verkauften das Antipyrin direkt weiter in Form kleiner Pappschachteln. Erst 1904 wurde bei Hoechst die erste Tablettenpresse aufgestellt, und Antipyrin schließlich auch bereits verkaufsfertig in Form von Tabletten an die Apotheken geliefert.
Die allgemeine Begeisterung für das Antipyrin zeigt eindrucksvoll ein Gedicht aus dem Kölner Sonntags Anzeiger vom 12. Januar 1890. Hier die ersten drei Verse: