Die Recherche zu einem Museumsobjekt ermöglicht das Beschreiten ganz unterschiedlicher Pfade. Dies können unter anderem Bau-, Funktionsweise und Materialität sein, die Einordnung in einen sozialgeschichtlichen Kontext, das Repertoire oder akustische Untersuchungen. In diesem Beitrag soll nicht das Objekt selbst, sondern die Person dahinter sowie das Skizzieren meiner Recherchen zu dieser in den Fokus gestellt werden. Ich folge somit nicht den Spuren eines Artefaktes, sondern menschlichen Fußabdrücken. Also Trenchcoat übergeworfen, Lupe gezückt und los geht die Indizienjagd.
Das oben abgebildete und im Depot befindliche Instrument wird in den Inventarisierungsunterlagen des Deutschen Museums als Adiaphon (Stimmgabelklavier), Wilhelm Uebelacker, München um 1870, Inv.-Nr. 44503 geführt.
Eine erste Suche in den digitalisierten Zeitungsarchiven über das Münchner Digitalisierungszentrum förderte einen Artikel aus Bayerischer Kurier vom 19. Mai 1858 zutage. Darin wurde über das Adiaphon folgendes berichtet:
„Wir haben dieser Tage Gelegenheit gehabt, ein vom dem hiesigen Zitherlehrer Hrn. Uebelacker erfundenes neues musikalisches Instrument kennen zu lernen, das wegen seiner Eigenthümlichkeit und Neuheit auch in weiteren Kreisen bekannt zu werden verdient. Unter einem nur wenig Raum einnehmenden sehr eleganten Aueßern ist eine Anzahl harmonisch zusammengestimmter Stimmgabeln im Halbkreise angebracht, welche durch Streichung ihrer Seitenflächen einen höchst wohltuenden Ton hervorbringen, der an die Aeolsharfe erinnert, den Wohllaut derselben aber weit übertrifft. Man spielt dieses Instrument mittelst Tasten, wie ein Klavier und es eignet sich zunächst vorzüglich für getragene Musikstücke. […]“