Annette Lein (AL): Hallo Herr Thielen, was zeigen Sie bei der Vorführung "Spannung im Glas"?
MT: Ich möchte demonstrieren, dass Glas eine Flüssigkeit ist. Durch langsames Abkühlen lassen sich in diesem Material Spannungen mechanisch "einfrieren", die kann man nutzbar machen, sie können aber auch zu Schäden führen. Zu zeigen, wie schnell und spektakulär Glas zerbrechen kann, ist Sinn dieser Vorführung. Dazu führe ich unter anderem mit einer großen Zug- und Druckkraftmaschine vor, wie ein Glasstab "nur" 200kg Zugbelastung dabei aber mehrere Tonnen Druckbelastung aushält, bis er bricht. Glasbruch unter Spannung ist eines der schnellsten mechanischen Phänomene in der Physik. Um den Verlauf des Bruches überhaupt zeigen zu können, benötigen wir eine der schnellsten Kameras der Welt. Wir haben dabei eine Kamera der Firma Shimadzu zur Verfügung, die erst seit Juli 2013 auf dem Markt ist. Sie erzeugt 10 Millionen Bilder pro Sekunde! Die gefrorenen Spannungen verbreiten sich mit einer Schockwelle, die mit Überschallgeschwindigkeit durchs Glas läuft.