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Noch bis 26. Oktober 2025 zeigt die Sonderausstellung „Licht und Materie“, wie wir seit über 100 Jahren die Welt der Quanten erforschen. Dort funktioniert so manches ganz anders, als wir es gewohnt sind. Aber auch Alltagsdinge wie Kaugummis haben darin ihren Platz. Warum? Kommt mit und findet es heraus.

Der Weg in die Quantenwelt – und in unsere Ausstellung – führt durch das Doppelspaltexperiment. Als Menschen müssen wir uns für einen der beiden Durchgänge entscheiden. Für Licht ist das anders, denn es besteht aus Photonen. Die können wir uns leider nicht wie kleine Kügelchen vorstellen. Sie sind Quantenobjekte – und die können sozusagen durch beide Spalten gleichzeitig hindurchtreten. Könnt ihr euch nicht vorstellen? Keine Sorge, das geht Physik-Nobelpreisträger:innen nicht anders!

In der Quantenphysik gelten andere Regeln. Zum Beispiel wäre dort sehr eigenwilliges Glückspiel möglich. Was würdet ihr denken, wenn in einem Casino zwei Glücksräder immer das gleiche Ergebnis liefern? Vermutlich, dass es dort nicht mit rechten Dingen zugeht. In einem Quanten-Casino wäre das möglich, wenn man die Glücksräder „quantenverschränkt“. Für Albert Einstein übrigens ein Argument, dass die Natur uns tatsächlich wie eine betrügerische Casino-Betreiberin hinters Licht führt.

Lange Zeit konnte man sich mit Effekten wie der Quantenverschränkung nur in der Theorie beschäftigen, zum Beispiel mit Gedankenexperimenten wie unseren verschränkten Glücksrädern. Denn einzelne Quantenobjekte waren im Labor nicht zugänglich. Das änderte sich dank solcher filigranen Glasröhren aus dem Labor des Physikers Peter Toschek (1933-2020). Er konnte damit im Jahr 1979 zum ersten Mal einzelne Ionen (elektrisch geladene Atome) einfangen und sichtbar machen. Heute nutzt man solche Ionenfallen, um Quantencomputer zu entwickeln.

Aber schon lange vor Quantencomputern ist die Quantenphysik in unseren Alltag eingezogen, zum Beispiel an der Supermarktkasse. Am 26.4.1974 wurde zum ersten Mal ein Produkt mit Barcode mit einem Laserscanner an der Kasse erfasst: eine 10er-Packung Juicy Fruit-Kaugummi, so ähnlich wie die in unserer Ausstellung. Wer die Originalkaugummis aufgehoben oder gekaut hat, wissen wir leider nicht.

In einem Laser wird Licht durch Quanteneffekte verstärkt, sodass sehr intensive und geradlinige Strahlen entstehen. Man bezeichnet den Laser heute auch rückblickend als eine „Quantentechnologie der ersten Generation“. Bei dieser ersten Generation sind immer sehr viele Quantenteilchen beteiligt. Heute forscht man Quantentechnologien der zweiten Generation, die sich die ungewöhnlichen Eigenschaften einzelner Quantenteilchen zunutze machen, wie zum Beispiel die Verschränkung.

Neugierig geworden?

Autor/in

Eckhard Wallis

Eckhard Wallis ist Physiker und Physikhistoriker. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter betreut er kuratorisch die Fachgebiete Optik und Akademiesammlung. Nach der Mitentwicklung der Ausstellung „Licht und Materie“ über die Physik des Allerkleinsten beschäftigt er sich nun außerdem mit tonnenschweren Dampfturbinen im Ausstellungsprojekt „Energie – Dampf“.

Sein Tipp – Die Setzmaschine „Linotype“ in der Ausstellung „Bild Schrift Codes“: Ein Lehrstück über den Wandel von Technologie, Medien und Arbeitswelt – und einfach eine völlig irrwitzig anmutende Maschine.

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