Direkt zum Seiteninhalt springen

2028 soll der südliche Teil des Deutschen Museums nach seiner Sanierung wieder eröffnen. Derweilen tüfteln unsere Kuratorinnen und Kuratoren bereits an den kommenden Ausstellungsbereichen rund um den Themenkomplex "Energie". Sie gewähren uns einen Einblick, wie die Ausstellungen zu einer der Grundlagen unserer modernen Gesellschaft zukünftig gestaltet werden sollen.

Der Begriff “Energie” ist in aller Munde. Seine Ursprünge reichen bis in die Antike zurück. Während sich im Laufe des 19. Jahrhunderts ein moderner Energiebegriff, der auch die Energieerhaltung und -umwandlung miteinbzog, entwickelte, veränderte er sich im Laufe des 20. Jahrhunderts weiter. Mit der Äquivalenz von Energie und Masse stellte Einstein eine theoretische Grundlage für weitreichende technologische Neuerungen vor. Die “dunkle Energie”, die 68 Prozent des Universums ausmacht und die beschleunigte Expansion des Universums erklären soll, stellt die Forschung noch heute vor Rätsel.

In der Physik steht die Energie im Mittelpunkt. Und auch das Zentrum der gerade in Planung befindlichen Ausstellung “Physik” wird der Ausstellungsbereich “Energie” sein. Energie zieht sich wie ein roter Faden durch die einzelnen Bereiche der Physik, sie ist das verbindende Element. Auch die Ausstellung “Strom” wird sich über vier großen Themenblöcke der elektrischen Energie, ihrer Erzeugung, ihrer Verteilung und Verwendung widmen.

In unserer alltäglichen Welt sind wir eben stets mit Energie, ihrer Erzeugung und Umwandlung konfrontiert. Ihre technischen Anwendungen bilden das Grundgerüst unser hochtechnologisierten Gesellschaft. Für die Ausstellung “Energie - Dampf” ist dieses Thema ebenso zentral. Das kuratorische Team, bestehend aus Sasha Disko-Schmidt, Sandra Frank, Panagiotis Poulopoulos, Thomas Röber und Eckhard Wallis, gewährt uns hier einen Einblick in das neue Ausstellungskonzept und den Ideen dahinter.

Energie im Wandel

Unser Energiesystem ist stetig im Wandel. Was konstant bleibt, ist die Sonne als unsere Hauptenergiequelle. Sie bestimmt unser Wetter, lässt Regen fallen oder Wind wehen. So treibt sie Maschinen an. Sonnenlicht lässt Pflanzen wachsen, hebt die Stimmung – und auch den landwirtschaftlichen Ertrag. Die Sonne ist unser „Urquell“ von Energie – das war eine Kernbotschaft der Kraftmaschinenausstellung seit 1925.

In der neuen Ausstellung wird es grundsätzlich um die Umwandlung von Energie gehen, um die zugrundeliegenden Mechanismen und Gesetzmäßigkeiten sowie um die sich daraus ergebenden Anwendungsmöglichkeiten. Zur Erhöhung der Lebensqualität haben wir Maschinen entwickelt. Obwohl diese mit der Zeit immer leistungsfähiger, komplexer und effizienter wurden, ist die Grundlage immer gleichgeblieben: Maschinen wandeln Energie von einer verfügbaren Form (Primärenergie) in eine gewünschte Form (Nutzenergie) um.

Dampfmaschinen beispielsweise wandeln die Energieformen Wärme und mechanische Arbeit ineinander um. In modernen Kraftwerken erzeugen Dampfprozesse elektrische Energie und Fernwärme. Wärmepumpen und Kältemaschinen nutzen die gleichen Prozesse, um Kälte und Wärme zu regulieren. Auch Solar- und Geothermieanlagen verwenden Dampfprozesse zur Energieumwandlung.

Technischer Fortschritt und gesellschaftlicher Wandel

Natürlich wird die bedeutende Sammlung historischer Dampfmaschinen auch in der Ausstellung “Energie – Dampf” im Mittelpunkt stehen und weiterhin in Bewegung gezeigt. In einer auf zwei Ebenen erfahrbaren Ausstellungseinheit werden wichtige technische Aspekte ihrer Entwicklung präsentiert: Die Veränderung der Bauform und der verwendeten Werkstoffe hat zu kleineren und gleichzeitig leistungsfähigeren Maschinen geführt, die für neue Einsatzzwecke genutzt wurden. Ein weiterer Schwerpunkt wird die Verzahnung von technischem Fortschritt und gesellschaftlichem Wandel im Zeitalter der Industrialisierung sein.

Die Dampfmaschine war eine treibende Kraft der Industrialisierung und ist gleichzeitig ein mächtiges Symbol für den Eintritt ins fossile Zeitalter. Der steigende Einsatz von Dampfmaschinen mit fossil befeuertem Kessel in verschiedensten Industriebereichen hat Auswirkungen bis in die Gegenwart. Diese können in der Gesellschaft, speziell in der Arbeitswelt und in der Umwelt, beobachtet werden. Die neu gestaltete Ausstellung soll positive wie negative Auswirkungen des gestiegenen Energieverbrauchs unserer Gesellschaft aufzeigen und dem Publikum eine Orientierungshilfe im Beziehungsfeld zwischen Energie, Technik und Gesellschaft geben.

Energiesysteme und ein Hamsterrad

Der Raum “Energiesysteme” im Untergeschoss wird vollkommen neu konzipiert. Er gibt eine Übersicht über die zum Energieverbrauch benötigten Energieressourcen und den Energieverbrauch im Alltag – von der lokalen hin zur globalen Perspektive. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den gesellschaftlichen Zusammenhängen bei der Nutzung von Energie. Zudem soll unser Verhältnis zum Energieverbrauch beleuchtet werden, von der Energieerzeugung (einschließlich Abbau und Aufbereitung von Energieressourcen) über die Speicherung, Verteilung und Nutzung hin zu den Neben- und Abfallprodukten sowie Emissionen. Die Besucher sollen einen Eindruck von den Komplexitäten unseres heutigen, erdumspannenden Energiesystems erhalten und einen Blick in die Vergangenheit und die Zukunft werfen. Highlight dieses Raums wird die große Medieninstallation “Energielandschaft München” sein. Beispielhaft für eine Stadt mit einer komplexen Infrastruktur und einem vergleichsweise hohen Energieverbrauch werden Münchens Energieorte und Netze vorgestellt. Interessierte können spielerisch erlernen, wo und wie wir Energie beziehen und verbrauchen und so ein Verständnis dafür gewinnen, wie ein Energiesystem lokal funktioniert.

Interaktive Demonstrationen und raumgreifende Installationen bilden einen Schwerpunkt der didaktischen Herangehensweise der neuen Ausstellung. Sie sollen Spaß am Lernen machen und einen emotionalen Zugang zu den Aussagen der Ausstellung bieten. Inszenierungen und eine Fülle von Hands-On- Angeboten bieten allen Altersgruppen die Möglichkeit, sich auf unterhaltsame Weise mit dem Thema auseinanderzusetzen. Den Auftakt bildet ein “Hamsterrad” in dem Besucher ihre eigene Leistung messen können, um sich später mit den Maschinen zu vergleichen. Hands- On-Versuche erläutern die bedeutendsten Innovationen James Watts, die Versuche von James Joule oder die Vorgänge beim Kochen von Wasser.

Die Dampfmaschine: Bis heute aktuell

Auch wenn die meisten beim Begriff “Energie” an elektrischen Strom denken und das Stichwort “Elektrifizierung” in aller Munde ist, hat Strom in Deutschland nur einen Anteil von rund einem Viertel an der Energienutzung. Dampfmaschinen und ihre technischen Grundlagen sind im 21. Jahrhundert weiterhin höchst aktuell, es dürften sogar die meisten Menschen in unseren Breiten mindestens eine besitzen – einen Kühlschrank! Technisch sind sie daher keine Fossilien und die Abkehr von fossilen Energieträgern ist ohne Dampf kaum zu bewerkstelligen.

Die Ausstellung hebt daher die Bedeutung der Dampfmaschine in der Entwicklung unseres Energiesystems bis heute hervor. Sie setzt das Thema in einen breiteren Zusammenhang und befasst sich nicht nur mit technischen Aufgaben und Bedingungen, sondern auch mit gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen, die mit der weiteren Gestaltung unseres Energiesystems einhergehen.

Kultur und Technik

Das könnte Sie auch interessieren: