Das Deutsche Museum ist ein integriertes Forschungsmuseum. Das heißt: Es vermittelt nicht nur Wissen über Naturwissenschaft und Technik, es erforscht auch aktiv deren Geschichte und gesellschaftliche Relevanz. Mit der Reihe Deutsches Museum Studies macht der hauseigene Verlag Forschungsergebnisse frei zugänglich und praktiziert damit eine offene Wissenskultur nach höchsten Standards.
In seinen Ausstellungsräumen und im Digitalen vermittelt das Deutsche Museum Wissen über Naturwissenschaft und Technik, über deren Geschichte und Einfluss auf die Gesellschaft. Die Grundlage dazu bildet Forschung, die auch am Deutschen Museum geleistet wird. Fragen der Technik- und Wissenschaftsgeschichte, der Museologie oder der Restaurierungsforschung werden am Forschungsinstitut bearbeitet, diskutiert und präsentiert. Auf den Webseiten des Museums und über die öffentlichen Vortragsreihen kann man einen Einblick in die Forschungsschwerpunkte, aktuelle und abgeschlossene Projekte erhalten.
Die Forschungsergebnisse werden unter anderem durch den Verlag des Deutschen Museums publiziert. Die Bände der Reihe Deutsches Museum Studies beschäftigen sich mit der Wissenschafts- und Technikgeschichte in all ihren Facetten, mit der Restaurierungs-, Objekt- und Besuchendenforschung, mit den gesellschaftlichen Diskussionen um und den Implikationen von naturwissenschaftlicher und technischer Forschung; eben mit dem breiten Spektrum, dem sich das Haus als integriertes Forschungsmuseum verpflichtet. Und alle Forschungsergebnisse dieser Reihe werden im Open Access publiziert.
Open Access bedeutet zunächst, dass wissenschaftliche Forschung für alle Interessierten kostenfrei und möglichst schwellenarm zugänglich gemacht wird, und ist aus der modernen Forschungslandschaft nicht mehr wegzudenken. Es haben sich verschiedene Vertrags- und Lizenzierungsmodelle entwickelt, die derzeit gänigsten sind die Creative-Commons-Lizenzen. Darin wird festgeschrieben, was Nachnutzende unter welchen Bedingungen mit dem Werk machen dürfen, beispielsweise reproduzieren, verändern, für kommerzielle oder nur für nicht-kommerzielle Zwecke. Die Grafik zeigt symbolisch verschiedene Lizenzierungen. Von oben nach unten wird die Nachnutzung zunehmend eingeschränkt.
Der Verlag des Deutschen Museums hat sich mit den DM Studies für einen der höchsten Standards des Open-Access-Publizierens entschieden, für den sogenannten “Diamond Open Access”. Im Gegensatz zu gängigen Modellen kommerzieller Verlage, fallen für die Open-Access-Publikation in den DM Studies keine Kosten für die Forschenden an. Auch Lektorat und Layout übernimmt das Museum. Die Rechte am Werk verbleiben bei den Autorinnen und Autoren. Die wissenschaftliche Qualität wird durch ein hochkarätig besetztes Academic Board und ein sogenanntes Peer-Review-Verfahren gewährleistet. Zwei Personen mit Expertise im jeweiligen Forschungsfeld prüfen das eingereichte Manuskript auf wissenschaftliche Standards und Inhalt, bleiben dabei den Autorinnen und Autoren gegenüber anonym. Das fertige Buch erscheint zum einen gedruckt, zum anderen in elektronischer Form unter der CC BY-SA Lizenz als kostenfreier Download auf den Webseiten der DM Studies.
Der kostenfreie Zugang soll Forschenden anderer Institutionen leichten Zugriff auf die Ergebnisse aus dem Deutschen Museum gewähren, aber auch Besuchenden einen Einblick in die Forschung, die hinter den Ausstellungen des Deutschen Museums steht, ermöglichen. Eine kleine Auswahl soll hier vorgestellt werden. Ein Bereich der neugestalteten Musikinstrumentenausstellung widmet sich Oskar Sala, einem Pionier der elektronischen Musik. Peter Donhauser publizierte in den DM Studies mit Oskar Sala als Instrumentenbauer. Ein Leben für das Trautonium eine detail- sowie lehrreiche Studie über die Funktionsweise und Weiterentwicklungen des Instruments, das Sala berühmt gemacht hat: das Trautonium, mit dem (nur um das bekannteste Beispiel zu nennen) die Vögleschreie in Alfred Hitchcocks Die Vögel erzeugt wurden. Mit der ersten großen Musikinstrumentensammlung des Deutschen Museums, der Hans Hahn Sammlung, beschäftigt sich Panagiotis Poulopoulos in New Voices in Old Bodies. Durch die Reflexion der historischen Praxis, Musikinstrumente zur Modernisierung, zur Ausstellung oder zur Anpassung an zeitgenössische Hörgewohnheiten abzuändern, nähert er sich der Entwicklung und Authentizität dieses Objektbestands.
Einen anderen Zugang zur Auschlüsselung historischer Praxis stellt der Orgelbauer Walter Chinaglia in Towards the Rebuilding of an Italian Renaissance-Style Wooden Organ vor. Anhand von Techniken und Materialien, die auch im 16. Jahrhundert zur Verfügung standen, baute er während eines Gastaufenthalts im Deutschen Museum eine Orgel mit Holzpfeifen nach und konnte damit nicht nur die Handwerkskunst der Renaissance wiederentdecken, sondern auch den Klang einer Renaissanceorgel ins 21. Jahrhundert transportieren.
Auch die Restaurierungs- und Objektforschung ist in den DM Studies vertreten. Das Kleid aus Glas von Charlotte Holzer beleuchtet die Geschichte und die Restaurierung eines 1893 gefertigten Glasfaserkleids und bietet Anschlussmöglichkeiten für zukünftige Restaurierungsvorhaben von Glasfasertextilien. Im von Artemis Yagou herausgebenen Band Technology, Novelty, and Luxury untersuchen die Beitragenden die Wechselwirkung von technischer Neuerung und dem schillernden Begriff des Luxus. Sie zeigen an unterschiedlichsten Objekten, wie sich im Zusammenspiel von gesellschaftlichen Werten und dem Einsatz von neuen (Fertigungs-)Techniken die Bedeutungen, die dem Begriff “Luxus” beigemessen werden, entwickelten und veränderten. Dass der Begriff des Objekts selbst, gerade in einer digitalisierten Gesellschaft, stetiger Veränderung unterworfen ist, wird im Sammelband Das Digitale Objekt hervorgehoben. Stimmen aus aktuellen Digitalisierungsprojekten besprechen allgemeine Fragen zum Umgang mit der Digitalisierung an Kulturinstitutionen, aber auch solche zur Visualisierung eines Digitalisats oder der Existenz eines digitalen Objekts neben/durch/mit dem materiellen Original.
Letztlich und um im Digitalen zu bleiben, hat das Team des “IGGI”-Projekts (Ingenieur-Geist und Geistes-Ingenieure) Ergebnisse aus seinen Untersuchungen veröffentlicht. Die Geschichten der Künstlichen Intelligenz in der Bundesrepublik Deutschland schlüsseln die Einflüsse von Erfolgen und Fehlschlägen, von Förderungs- und Wissenschaftspolitik anhand von thematischen Schwerpunkten auf. Der Band beleuchtet damit erstmals eingängig die Genese der KI-Forschung als Teilgebiet der bundesdeutschen Informatik.