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Boris Hagelin hat Sinn fürs Geschäft. Zur Kryptologie kommt der schwedische Unternehmer kurz vor dem Zweiten Weltkrieg eher zufällig. Dennoch baut er eine der besten Chiffriermaschinen, die es damals gibt, die CX-52. Und nach dem Krieg tut sich das nächste lukrative Geschäft auf: Ein Deal mit dem US-Geheimdienst, der mehr als fragwürdig ist. Vier der skandalträchtigen CX-52-Maschinen befinden sich in der Sammlung des Deutschen Museums. Jetzt hat das Deutsche Museum eine Online-Ausstellung und einen Podcast dazu veröffentlicht. Erfahren Sie in diesem Beitrag mehr über die "Operation Rubikon".

Die Geheimdienstaffäre "Operation Rubikon"

Die "Operation Rubikon" gilt als eine der größten Geheimdienstaffären des vergangenen Jahrhunderts, die von den 1970er Jahren bis in die 1990er Jahre andauerte. Erst 2020 wurde geleakt, dass die befreundeten Geheimdienste, der Bundesnachrichtendienst (BND) und der US-amerikanischen CIA mehr als 100 Staaten ausspioniert hatten – mithilfe manipulierter Verschlüsselungsgeräte. An die betroffenen Nationen waren die mechanischen Chiffriermaschinen CX-52 der Schweizer Crypto AG verkauft worden. Allerdings zwei verschiedene Typen der CX-52: ein sicheres Gerät und eines, welches leicht zu knacken war. Darüber haben CIA und BND die vermeintlich gut verschlüsselte Korrespondenz dann wohl einfach mitgelesen. Als "unsicher" eingestufte Staaten erhielten die abhörbaren Maschinen, lange ohne zu ahnen, dass es möglich war, die verschlüsselten Nachrichten zu brechen. Die Operation blieb über Jahrzehnte unentdeckt und gilt als eine der erfolgreichsten und geheimsten Spionageaktionen des Kalten Krieges.

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Boris Hagelin und die CX-52

Boris Hagelin wurde 1892 im heutigen Aserbaidschan geboren und kann als der erste Millionär der Kryptogeschichte gelten. Er ist kein ausgebildeter Kryptologe, sondern hat Maschinenbau in Schweden studiert. Er spricht 5 Sprachen und hat viele technischen Talente. Eigentlich soll Boris Hagelin nach dem Studium in seiner Heimat ein Elektrokraftwerk aufbauen, aber das Weltgeschehen macht einen Strich durch die Rechnung: 1917 protestiert in Russland die Arbeiterschaft, der Zar dankt ab und die Bolschewiki ergreifen die Macht. Hagelin bleibt in Schweden – und sucht eine neue Aufgabe. So hat man ihm die Aufsicht einer Chiffriermaschinenfabrik übertragen, der Firma AB Cryptograph. 

Der schwedische Ingenieur Arvid Damm hatte erst kurz zuvor eine neue Idee beim schwedischen Patentamt eingereicht: Er will eine neue Generation von Chiffriermaschinen bauen. Hagelin will das Unternehmen zum Erfolg führen und ist ein Geschäftsmann durch und durch. Er möchte der Schwedischen Armeeführung eine dieser Chiffriermaschinen verkaufen. Innerhalb von sechs Monaten baut er einen Prototyp. Als Arvid Damm 1927 stirbt, ist es gar keine Frage, wer die Firma übernehmen wird: Boris Hagelin. 

Wie es dann weiterging mit dem Aufstieg der Firma Cyptograph und der Entwicklung der CX-52, das kann man in der Podcastfolge 6 von "Unboxed – Stories ans Licht gebracht" hören. 

Die Geschichte als Podcast hören

Hören Sie in unserem Podcastfolge "Im Krypto-Hype: Boris Hagelin und der Traum von der perfekten Chiffriermaschine" mehr dazu, wie Boris Hagelin seine unknackbare Chiffriermaschine entwickelt hat und  im Kryptologie-Business erfolgreich wurde. Unsere Host Lisa-Sophie Scheurell trifft in dieser Folge des "Unboxed" Podcasts Kuratorin Carola Dahlke, die ihr zu allen Fragen rund um Boris Hagelin und die CX-52 Rede und Antwort steht. Pins und Pseudozufall: im Podcast erklärt Carola Dahlke auch, nach welchem Prinzipt die Chiffriermaschinen von Hagelin funktionieren.

Spannende Storys hören

Autor/in

Carola Dahlke.

Carola Dahlke

Carola Dahlke ist Kuratorin für Informatik und betreut die große Chiffriermaschinen-Sammlung des Deutschen Museums. Sie hat die Ausstellung zur Kryptologie kuratiert, die als Teil von "Bild Schrift Codes" auf der Museumsinsel gezeigt wird. Zuvor war die promovierte Geowissenschaftlerin viele Jahre in der Umwelt- und Klimaforschung tätig. 


Merlin Stadler

Merlin Stadler arbeitete als Werkstudent im Forschungsprojekt 3D-Cipher, schloss 2024 sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste München als Meisterschüler ab und arbeitet heute als Künstler. Während seiner Zeit am Deutschen Museum konstruierte er die Online-Ausstellung Operation Rubikon.

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