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Drei Staaten taten sich für die Entwicklung des Panavia Tornados zusammen. Dem Militärflugzeug kamen auch damit unterschiedliche Aufgaben zu. Das Exemplar in der Flugwerft Schleißheim hatte seinen Dienst nach 4000 Flugstunden im Jahr 2008 beendet und wurde dem Museum 2010 übergeben.

Auf der Suche nach einem Nachfolger für verschiedene alternde Kampfflugzeuge in Europa setzte man auf ein Firmenkonsortium und gründete mit der Panavia Aircraft GmbH den Zusammenschluss von britischen, deutschen und italienischen Partnern. Das neue Flugzeug sollte in Deutschland und Italien die F-104 Starfighter ersetzen, in Großbritannien ging es um die Nachfolge verschiedener Bombertypen und Entwicklung eines Abfangjägers. Allein daraus ist schon erkennbar, dass verschiedene Anforderungen ins Lastenheft einflossen, die wiederum die Abkürzung MRCA für Multi-Role-Combat-Aircraft bei der Unterzeichnung eines ersten Memorandums 1968 rechtfertigten.

Wichtigstes äußeres Merkmal des finalen Entwurfs ist die Auslegung als Schwenkflügel-Flugzeug, was aus damaliger Sicht die Vielseitigkeit erhöhte, indem für verschiedene Geschwindigkeitsbereich verschiedene Pfeilungsgrade zur Verfügung standen. Ähnliche Entwürfe waren zu dieser Zeit etwa die General Dynamics F-111 und Grumman F-14 (USA) oder die Mikojan-Gurjewitsch MiG-23/27 und verschiedene Konstruktionen von Suchoj und Tupolew.

Bau und Pilotenausbildung als multinationales Projekt

Die Entwicklung begann im Juli 1970, wobei parallel mit dem Turbo-Union RB199 auch ein passendes Triebwerk in Europa entstand. Die Endmontage fand ab 1973 in Warton (GB), Manching (D) und Turin (I) statt. Vor 50 Jahren, am 14. August 1974 startete der erste Prototyp des trinationalen Entwurfs in Manching zum Erstflug. Ab Beginn der Serienfertigung 1979 entstanden insgesamt 992 Flugzeuge als Abfangjäger, Aufklärer und zur Bekämpfung von Radarstationen. Auch als Jagdbomber wurde der Panavia Tornado eingesetzt, wobei er in Deutschland die Rolle als potentieller Atomwaffenträger vom Starfighter “erbte”. Auch die Pilotenausbildung erfolgte in trinationaler Einigkeit am Standort RAF Cottesmore in Großbritannien. Saudi-Arabien wurde mit 120 Bestellungen einziger Exportkunde.

Im Rahmen der Amtshilfe in Deutschland und in ihrer Rolle als Aufklärer dienen zuweilen Flugzeuge der Deutschen Luftwaffe beispielsweise bei der Suche nach Vermissten oder Straftätern sowie bei der Überwachung von Deichen. Die Nachfolge der letzten etwa 85 von vormals 357 deutschen Tornados werden ab Ende des Jahrzehnts verschiedene Versionen des Eurofighters und der amerikanischen F-35 übernehmen.

Der in der Flugwerft Schleißheim ausgestellte Tornado wurde 1985 gebaut und 2008 nach Erreichen der Lebensdauergrenze von 4000 Flugstunden ausgemustert. Er flog beim Aufklärungsgeschwader AG 51 in Jagel (Schleswig-Holstein). Seine letzte Verwendung fand er von 2007 bis 2008 im Einsatzgeschwader Mazar-e Sharif in Afghanistan, das 2006 bis 2010 Aufklärungseinsätze im Rahmen der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe ISAF flog. Der letzte Flug führte am 28.10.2008 von Jagel zum Fliegerhorst Erding, von wo er im Juli 2010 mit einem Landtransport ins Museum kam.

Der Tornado in der Flugwerft Schleißheim

Autor/in

Dr. Robert Kluge

Robert Kluge

Dr. Robert Kluge ist Kurator für Moderne Luftfahrt am Deutschen Museum und seit 40 Jahren passionierter Pilot. Nach dem Studium der Slawistik, Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre, seiner Dissertation „Der sowjetische Traum vom Fliegen“ (1997) und langen Jahren als Luftfahrtjournalist und einer Berufspilotenausbildung fand er 2015 zum Traumberuf.

Sein Tipp – ein Fachgespräch mit den engagierten Kollegen vom Ausstellungsdienst in Oberschleißheim oder in der Neuen Luft-und Raumfahrthalle auf der Museumsinsel.

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