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Der Name des Eurofighters deutet die europäische Zusammenarbeit in der Entwicklung bereits an. Die Planung war allerdings weiterreichenden internationalen Diskussionen unterworfen und wurde durch die politischen Umwälzungen um 1990 stark beeinflusst. Am 28. März 1994 startet der erste Prototyp zu seinem Erstflug.

Beim Eurofighter geht schon aus dem Namen klar hervor, dass es sich um ein europäisches Gemeinschaftsprojekt handelt. Dies war in der langen Zeit seiner Projektierung keineswegs selbstverständlich; es bedurfte zahlreicher Verhandlungen in der deutschen Politik, aber auch international unter den beteiligten Nationen Deutschland, Großbritannien, Italien und Spanien. Ausgehend von der damaligen Bedrohungslage durch moderne sowjetische Kampfflugzeuge der Typen Mikojan-Gurjewitsch MiG-29 und Suchoj Su-27 sowie deren Weiterentwicklungen taten sich zunächst die Partner des Tornado-Programms auf der Suche nach einem neuen Entwurf für ein gemeinsames European Combat Aircraft (ECA) zusammen. Die Diskussionen waren aufgrund der verschiedenen Anforderungen durchaus kontrovers. In Deutschland sollte das neue Flugzeug die McDonnell Douglas F-4 Phantom II sowie einen Teil der Tornado-Flotte ersetzen. Der Entwurf des damaligen Unternehmens Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) hieß TKF 90 (Taktisches Kampfflugzeug für die Neunziger Jahre), dem sich zunächst British Aerospace anschloss. Frankreich verfolgte einen eigenen Weg, da man dort auch ein Flugzeugträger-taugliches System benötigte; mit der Dassault Rafale entstand ein europäischer Konkurrent. Weitere Partner des Eurofighter-Programms sind Italien und Spanien.

1986 entstand in München die Eurofighter Jagdflugzeug GmbH; drei Jahre später startete mit dem Demonstrator British Aerospace EAP ein Vorläufer zum Erstflug. Parallel verlief ein Kooperationsprogramm von Rockwell (USA) und MBB mit dem Versuchsträger X-31 zur Erforschung von Möglichkeiten der Steuerung des Schubstrahls von Kampfflugzeugen, um deren Manövrierfähigkeit zu erhöhen. Zwei Exemplare dieses Testflugzeugs wurden gebaut, deren erster 1990 seinen Erstflug hatte. Ein Exemplar ging bei den ansonsten extrem erfolgreichen Versuchen verloren; das zweite Flugzeug wird in der Flugwerft Schleißheim ausgestellt.

Verzögerungen im Bau und die Herausforderung des Designs

Das Ende des Kalten Krieges und der Zerfall der Sowjetunion führten mit der damit einhergehenden Sinnfrage die weitere Entwicklung in die Krise. Vor allem in Deutschland verursachten vermeintliche Sparvorschläge massive Verzögerungen und letztlich Verteuerungen des Programms; Verhandlungen um die Arbeitsteilung der Programmpartner waren kompliziert. Doch am 27. März 1994, vor 30 Jahren, konnte endlich der erste Prototyp DA 1 des Eurofighter-Programms in Manching zum Erstflug starten.

Das zweistrahlige Flugzeug zeichnet sich durch eine bewusst instabile aerodynamische Konzeption aus Deltaflügeln und den davor liegenden sogenannten “Canards” aus. Dieses Konstruktionsprinzip führt zu besonders hoher Manövrierfähigkeit. Jedoch ist diese nur durch eine digitale Übertragung der Steuereingaben des Piloten auf die Steuerflächen und die Unterstützung durch vier mehrfach redundante Computer zu beherrschen. 82 Prozent der Flugzeugzelle bestehen aus modernen, besonders leichten Faserverbundmaterialien.

Gebaut wurden insgesamt sieben Development Aircraft (DA), ehe acht Vorserienmodelle (IPA) gebaut wurden. Dem schlossen sich bis heute über 600 Einsatzflugzeuge für die Luftstreitkräfte Deutschlands, Großbritanniens, Italiens, Spaniens, Saudi-Arabiens, Österreichs, Oman, Kuweits und Katars an. Während der zwölfjährigen Einsatzzeit absolvierte der in Oberschleißheim ausgestellte Prototyp DA1 ganze 578 technisch anspruchsvolle Flüge mit fast 500 Flugstunden. Sie lieferten wichtige Erkenntnisse für den sicheren Flugbetrieb und dienten insbesondere der Optimierung der komplexen digitalen Flugsteuerung. Des Weiteren führte der Erprobungsträger mehrere Luftbetankungsmanöver durch und nahm an Vereisungstests teil. Der letzte Flug fand am 21. Dezember 2005 statt.

Der Eurofighter in der Flugwerft Schleißheim

Autor/in

Dr. Robert Kluge

Robert Kluge

Dr. Robert Kluge ist Kurator für Moderne Luftfahrt am Deutschen Museum und seit 40 Jahren passionierter Pilot. Nach dem Studium der Slawistik, Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre, seiner Dissertation „Der sowjetische Traum vom Fliegen“ (1997) und langen Jahren als Luftfahrtjournalist und einer Berufspilotenausbildung fand er 2015 zum Traumberuf.

Sein Tipp – ein Fachgespräch mit den engagierten Kollegen vom Ausstellungsdienst in Oberschleißheim oder in der Neuen Luft-und Raumfahrthalle auf der Museumsinsel.

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