Direkt zum Seiteninhalt springen

von

Die Bestände im Deutschen Museum Digital wachsen weiter. Die Einbindung von über 40 000 Büchern aus Wissenschafts- und Technikgeschichte mit insgesamt mehr als 20 Millionen Seiten ist ein weiterer Meilenstein für die Entwicklung des Portals. Diese können künftig online gelesen werden – weltweit und jederzeit.

Die Bibliothek des Deutschen Museums ist mit etwa einer Million Bänden die größte Museumsbibliothek Deutschlands und gilt als die größte Spezialbibliothek für Naturwissenschafts- und Technikgeschichte. In der Sammlung finden sich viele seltene und wertvolle Quellenwerke vom Beginn des Buchdrucks bis heute, viele davon im Alleinbesitz. Klassiker wie Georg Agricola, Isaac Newton oder Leonhard Euler sind hier ebenso im Original zu finden wie die sehr seltenen populärwissenschaftlichen Werke der Frühneuzeit.

Buchdigitalisierung in Kooperation mit Google Books

Seit 2017 digitalisiert die Bibliothek des Deutschen Museums ihren urheberrechtsfreien Bestand in Kooperation mit Google Books. In den ersten zwei Jahren wurden bereits über 50 000 Bücher digitalisiert. Da die Digitalisierung nur mit komplett urheberrechtsfreien Büchern möglich ist, startet das Projekt mit vor 1882 erschienenen Werken. Erschwert wurde die Digitalisierung auch durch viele sogenannte „Foldouts“ – ausklappbare Seiten mit Karten, großen Abbildungen oder technischen Zeichnungen. Diese müssen mit aufwendigen Einzelaufnahmen gescannt und später elektronisch zusammengesetzt werden.

Bücher aus Wissenschafts- und Technikgeschichte im Deutschen Museum Digital

Diese über 40 000 Werke sind seit heute auf dem Portal Deutsches Museum Digital (DMD) zu finden, wo sie mit Beständen aus den Ausstellungen und dem Archiv gemeinsam durchsucht und in Beziehung gesetzt werden können. Die meisten vor 1882 erschienenen Bücher der im internationalen Vergleich einmaligen Sammlung sind nun im DMD verfügbar. Dazu gehören z. B. große Teile der „libri rari“, die 16 000 ältesten Bücher des Deutschen Museum. Wie auch bei den Objekten können Suchergebnisse einfach eingegrenzt werden, z. B. nach Schlagworten, Orten, Personen oder Zeiträumen. So kann man beispielsweise nach Büchern mit dem Schlagwort „Astronomie“ suchen, die vor 1800 in München erschienen sind.

Durch die Einbindung in das DMD-Portal können Nutzer viel mehr als nur Bücher online lesen. Hier werden Bestände aus Objektsammlung, Archiv und Bibliothek vernetzt, um die vielfältigen Beziehungen untereinander sichtbar zu machen. So führt eine Suche nach Ernst Mach beispielsweise zu Publikationen in der Bibliothek, zum digitalisierten Nachlass im Archiv und zu Exponaten aus der Sammlung. Das standardisierte XML-Metadatenformat METS/MODS macht Daten maschinenlesbar, weiterverarbeitbar und austauschbar, während Normdateien wie GND (Personen) oder GeoNames (Orte) weitergehende Vernetzung der Datenbestände ermöglichen.

Die meisten urheberrechtsfreien Werke der durch die Bibliothek seit über hundert Jahren zusammengetragenen Büchersammlung zur Naturwissenschafts- und Technikgeschichte steht ab jetzt im Deutschen Museum Digital für die wissenschaftliche Forschung und die Öffentlichkeit zur Verfügung.

Highlights der Sammlung

Zu den Highlights zählen beispielsweise Werke wie Das Daguerreotyp und das Diorama (1839), das maßgeblich zur Verbreitung der Fotografie beitrug; frühe technische Lehrbücher aus dem 16. Jahrhundert wie De la pirotechnia (1540) von Vannoccio Biringuccio zur Metallurgie; das fundamentale Grundlagenwerk zum Bergbau, Vom Bergkwerck XII (1557) von Jeronymus Froben und Niclaus Bischoff; Galileis Istoria E Dimostrazioni Intorno Alle Macchie Solari (1613) mit seinen bahnbrechenden Beobachtungen der Sonnenflecken; die Musurgia universalis (1650) zur Musiktheorie von Athanasius Kircher; oder die Ergebnisse der Forschungsreise der bayerischen Naturwissenschaftler Spix und Martius (Reise in Brasilien, 1817-1820).

Aus der Technikgeschichte sind insbesondere Zeisings Teatrum Machinarium (1613), seinerzeit eines der bekanntesten deutschen Bücher über den Maschinenbau, oder das Maschinenbuch Le Premier Livre Des Instruments mathematiques mechaniques (1684) von Errard erwähnenswert. Die Architekturgeschichte ist beispielsweise vertreten durch den Erstdruck von Leonis Baptiste Albertis De Re Aedificatoria (1485), der ersten Architekturtheorie der Renaissance, oder mit Vitruvs De architectura libri decem (1511), das einzige aus der Antike überlieferte Werk der Architekturtheorie, das eine einflussreiche Grundlage für die Architektur der Neuzeit bildete.

Auch Zeitschriften aus Wissenschafts- und Technikgeschichte sind online zu finden, z. B. Deutschlands erste Technik-Zeitschrift, Das Polytechnische Journal (ab 1820), die Annalen der Physik (ab 1799), in denen viele bahnbrechende Arbeiten namhaftester Physiker erschienen, oder die erste wissenschaftliche Zeitschrift im deutschsprachigen Raum - die Miscellanea Curiosa Medico-physica Academiae Naturae Curiosorum (ab 1670).  

Neben der Digitalisierung zusammen mit Google Books hat die Bibliothek besondere Bücher auch selbst digitalisiert. Ein Fokus lag auf der Astronomie: Die Astronomie der Renaissance und der frühen Neuzeit sind besonders prächtig dargestellt in Apians Astronomicum Caesareum (1540) und der Harmonia Macrocosmica Sev Atlas Universalis Et Novus (1708), während in Hevelius` Selenographia (1647) Kupferstiche mit Ansichten des Mondes zu sehen sind.

Autor/in

Maximilian Reimann

Maximilian Reimann ist Wissenschaftshistoriker und arbeitet im Team von Deutsches Museum Digital.

Sein Tipp für einen Besuch im Museum: derzeit geschlossene Ausstellungen können im virtuellen Rundgang unter virtualtour.deutsches-museum.de angesehen werden.