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Bis zum Schluss war nicht sicher, ob es heute tatsächlich klappt: Zu starker Regen und Wind hätten die spektakuläre Aktion unmöglich machen können. Aber gegen 11.40 Uhr schwebte das 109 Jahre alte, zwei Tonnen schwere Teleskop doch ganz sanft schaukelnd am Kran aus der geöffneten Kuppel der Oststernwarte des Deutschen Museums und landete 35 Meter tiefer wohlbehalten auf einem Lastwagen, der das Fernrohr ins Depot bringt.

Nachdem im Juli die erste Hälfte des modernisierten Deutschen Museums eröffnet worden war, begannen Beschäftigte des Museums damit, den zweiten Teil des Ausstellungsgebäudes auszuräumen, damit auch dort die Sanierungsarbeiten starten können. Tausende, teils sehr große Exponate müssen demontiert und aus dem Gebäude geschafft werden – ein Jahr dauert das Leerräumen des Museums. Der Goerz-Reflektor, ein Spiegelteleskop aus dem Jahr 1913, ist ein erstes prominentes Beispiel für diese Exponat-Transporte: Es stand in der östlichen der beiden Sternwarten des Deutschen Museums, und war immer bei den Veranstaltungen der Beobachtergruppe des Deutschen Museums im Einsatz. Zweimal pro Woche konnten Astronomie-Interessierte abends einen Blick durch das Teleskop werfen. Damit ist jetzt erst einmal Schluss. Aber das Museum hat schon zwei Alternativen parat. „Erstens planen wir Beobachtungsabende mit einem mobilen Teleskop auf der Dachterrasse neben der Bar ,Frau im Mond‘, zweitens wollen wir nach den Herbstferien tagsüber die Weststernwarte wieder in Betrieb nehmen“, sagt Christian Sicka, der Astronomie-Kurator des Deutschen Museums.

Sicka kennt auch die Geschichte des Goerz-Teleskops ganz genau: Ursprünglich sollte das Spiegelteleskop mit einer Expedition zur Beobachtung der totalen Sonnenfinsternis am 21. August 1914 bis nach Sandnessjøen auf der Insel Alsten in Norwegen reisen. Doch die Expedition zum Polarkreis musste wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs abgebrochen werden. 1922 wurde das Goerz-Teleskop in die Oststernwarte des Deutschen Museums eingebaut. In den 1970er-Jahren wurde es mit einem neuen Hauptspiegel ausgestattet. Und auch 2008 wurde das Teleskop aus der Kuppel geholt, um es restaurieren und den ursprünglichen Hauptspiegel wieder einbauen zu können. Jetzt kommt es wieder raus – die Gefahr, dass der Staub von der Baustelle bei der Sanierung des Ausstellungsgebäudes in das Gerät eindringt oder Erschütterungen die empfindliche Optik stören, wäre zu groß. „Wir nutzen die Zeit der Sanierung, um die Beschichtung der Spiegel zu erneuern“, sagt Sicka – das müsse ohnehin von Zeit zu Zeit geschehen. 2028, nach der Sanierung des zweiten Museumsteils, werden Besucherinnen und Besucher dann auch wieder durch das dann 115 Jahre alte Teleskop in die Weiten des Weltalls blicken können.

Alle Augen auf das Teleskop

Normalerweise schaut man ja durch ein Teleskop in den Himmel. In diesem Video schauen wir gebannt auf das historische Goerz-Teleskop, das in luftiger Höhe baumelt. Die Kollegen von der @Beobachtergruppe Sternwarte Deutsches Museum haben den Abtransport mit mehreren Kameras begleitet und daraus einen Clip in Zeitraffer zusammengestellt. Das Teleskop, Baujahr 1913, musste aus der Oststernwarte gehoben werden, weil der Teil des Gebäudes noch saniert und deshalb leer geräumt werden muss.

Autor/in

Sabine Pelgjer

Hat nach dem Studium der Kunstgeschichte bei verschiedenen Tageszeitungen gearbeitet, zuletzt als Chefin vom Dienst bei der Münchner tz.

Ihr Tipp für einen Besuch im Deutschen Museum: Mit Spaß rechnen! Auch wenn man an Mathematik aus Schulzeiten vielleicht nicht die besten Erinnerungen hat – in unserer Ausstellung findet jeder schnell einen Draht zur „Kunst des Lernens“, wofür der Begriff aus dem Altgriechischen steht. Mit vielen Spielen, wunderschönen Instrumenten und Modellen oder faszinierenden optischen Täuschungen werden Dimension, Perspektive und Symmetrie leicht begreifbar.