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Erstflug vor 50 Jahren: VTOL-Drohne Dornier Aerodyne

Drohnen, also unbemannte, ferngelenkte oder autonome Fluggeräte, gibt es nicht erst seit ein paar Jahren, wenn auch ihre zivilen und militärischen Anwendungen durch verschiedene neue Technologien immer häufiger zu beobachten sind. Tatsächlich begannen die ersten Experimente mit ferngelenkten Flugkörpern zur Zieldarstellung bereits in den 1930er Jahren. Wesentlicher Einsatzzweck im militärischen Bereich waren und sind Beobachtung und Aufklärung.

1967 begann im Auftrag des Verteidigungsministeriums der Bundesrepublik Deutschland die Entwicklung eines senkrecht startenden und ferngelenkten experimentellen Fluggeräts als Vorstufe für einen unbemannten Flugkörper für land- und schiffsgestützte Flugaufklärung. Seinerzeit gab es verschiedene weit fortgeschrittene bemannte militärische Senkrechtstartprogramme (VTOL für vertical take-off and landing), wie die Kampfflugzeuge EWR VJ 101 und VFW-Fokker VAK 191 B oder das Transportflugzeug Dornier Do 31. Veränderte Anforderungen und gestiegene Kosten ließen keines der Projekte die Serienreife erlangen, aber auf einzelnen technologischen Teilaspekten, wie etwa der komplexen Fluglageregelung, wurde später in anderem Zusammenhang aufgebaut.

Maßgeblich an der Konzeption der flügellosen VTOL-Drohne im Hause Dornier war der Luftfahrtpionier Alexander Lippisch (1894-1976) beteiligt, der wesentliche Beiträge zur Entwicklung des ersten Raketenjägers Me 163 geleistet hat und nach dem Krieg zur Erforschung von Bodenefffektfahrzeugen beitrug.

Fünf Jahre nach Entwicklungsbeginn erfolgte am 18. September 1972 der Erstflug der inzwischen Aerodyne genannten Fluggeräts. Auftrieb und Vortrieb sind bei ihm in einem Strömungskanal zusammengefasst, der einen ringförmigen Flügel mit Gebläse darstellt. Klappen an seinem Ende lenken die durchströmende Luft und sorgen für Schub und Auftrieb. Damit konnte Aerodyne im gesamten Bereich zwischen Schweben auf der Stelle und maximaler Geschwindigkeit gesteuert werden. Das Flugprogramm mit Standläufen, Trimmversuchen und Schwebeflügen verlief zwar insgesamt erfolgreich, wurde aber bereits gut zwei Monate später beendet: Die Bundeswehr als potentiell maßgeblicher Nutzer hatte entschieden, die vorgesehenen Aufgaben der Drohne nun bemannten Hubschraubern zu übertragen.

Seit 2000 ist die Dornier Aerodyne Bestandteil der Sammlug des Deutschen Museum und wird gegenwärtig in der Flugwerft Schleißheim ausgestellt – in direkter Nachbarschaft zu allen drei im Text genannten Senkrechtstartern.

Daten:

  • TD: Länge: 5,5 m
  • Breite: 1,9 m
  • Ringflügel innen/Gebläse Durchmesser: 1,1 m
  • Antrieb: 1 MTU 6022 A-3, 370 PS
  • Gesamtgewicht: 435 kg

Autor/in

Dr. Robert Kluge

Robert Kluge

Dr. Robert Kluge ist Kurator für Moderne Luftfahrt am Deutschen Museum und seit 40 Jahren passionierter Pilot. Nach dem Studium der Slawistik, Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre, seiner Dissertation „Der sowjetische Traum vom Fliegen“ (1997) und langen Jahren als Luftfahrtjournalist und einer Berufspilotenausbildung fand er 2015 zum Traumberuf.

Sein Tipp – ein Fachgespräch mit den engagierten Kollegen vom Ausstellungsdienst in Oberschleißheim oder in der Neuen Luft-und Raumfahrthalle auf der Museumsinsel.