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Flugzeuge haben mich schon seit meiner Kindheit fasziniert. Doch die Begeisterung für diese Maschinen wird mittlerweile von Schuldgefühlen getrübt. Mit jedem Flug setzen wir Schadstoffe frei und tragen somit zur menschengemachten Erderwärmung bei. Durch den voranschreitenden Klimawandel und die Ressourcenknappheit wird es Zeit, die uns bekannten Konzepte zu überdenken. Kann Fliegen in Zukunft emissionsfrei werden? Kann ich eines Tages ohne schlechtes Gewissen in eine dieser faszinierenden Maschinen einsteigen? Diese Möglichkeit erschien mir bis vor ein paar Tagen noch wie ein ferner Traum, doch mein Praktikum in der Pressestelle des Deutschen Museums bot mir ungeahnte Perspektiven für einen optimistischen Blick in die Zukunft: Das Roll-Out Event eines elektrischen Fliegers in der Flugwerft Schleißheim machte mir bewusst, wie weit entwickelt die Technologie des emissionsfreien Fliegens schon heute ist.

Veranstaltet wurde dieses Roll-Out Event von der Elektra Solar GmbH, einer Ausgründung aus dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Die Firma arbeitet auf dem Gebiet der bemannten und unbemannten Luftfahrtsysteme und entwirft und produziert solarelektrische Flugzeuge. Ihr neuestes Produkt ist ein zweisitziges Flugzeug der Ultraleichtklasse mit elektrischem Antrieb. Das erste seiner Art in Deutschland! Dieses Elektroflugzeug wurde am 1. April 2022 der Öffentlichkeit vorgestellt. Und kaum ein Ort eignet sich besser, einen solchen Meilenstein im elektrischen Fliegen zu präsentieren, als die Flugwerft Schleißheim. Die Außenstelle des Deutschen Museums ist ein bedeutender Ort der Geschichte der bayerischen und der deutschen Luftfahrt. Sie liegt direkt am ältesten Flugplatz Deutschlands, der noch in Betrieb ist. Hier begann vor exakt 110 Jahren in Bayern die Luftfahrt.

Als wir morgens in der Flugwerft Schleißheim eintreffen herrscht schon reger Betrieb. Das Thema scheint das Interesse vieler Medienvertreter geweckt zu haben, denn neben freiberuflichen Journalisten sind auch der BR, Sat1Bayern, dpa und Bild vertreten. In der Ausstellungshalle ist alles vorbereitet: Zwischen den vielen beeindruckenden Exponaten steht ein Podest mit Rednerpult, hinter dem sich das neue Elektroflugzeug erahnen lässt, das verhüllt auf seinen großen Auftritt wartet. Der Platz wurde ganz bewusst ausgewählt: Über dem neuen Flugzeug schwebt das Exponat des Motorseglers „Solair 1“, eines der ersten, mit Sonnenergie betriebenen Flugzeuge Deutschlands. Zwischen den Modellen liegen 40 Jahre. Was sie verbindet: Sie sind beide Meilensteine für das nachhaltige Fliegen.

Nachdem alle Platz genommen haben betritt Wolfgang M. Heckl, der Generaldirektor des Deutschen Museums, die Bühne und begrüßt die Gäste. Nach diesen unsicheren Zeiten freut er sich sehr über die Möglichkeit des Zusammenkommens, um die „bayerische Spitzentechnologie“ in Form des Roll-Outs der Elektra Trainer zu feiern. Ihm folgen Gerd Hirzinger, Professor für Mechanik und Mitbegründer der Elektra Solar GmbH, und Calin Gologan, Geschäftsführer der Elektra Solar GmbH, die über die Höhen und Tiefen der Projekte ihrer Firma und natürlich über den Star des Tages, die Elektra Trainer, berichten.

Das Elektroflugzeug zieht seine Antriebsenergie aus Batterien an Bord und erreicht eine Flugzeit von zweieinhalb Stunden. Das schafft bisher kein anderes Elektroflugzeug. Wer sich nun immer noch skeptisch fragt, ob diese neue Form des Fliegens auch sicher ist, muss sich keine Sorgen machen, denn die sicherheitsrelevanten Bauteile Motor, Motorsteuerung und Batterie sind doppelt vorhanden.

Durch den geringen Energieverbrauch, die langlebige Batterie und die Betriebskosten von 60 Euro pro Stunde eignet die Maschine sich gut als Trainingsgerät für die Grundausbildung zum Fliegen. Das findet auch der flugbegeisterte Uwe Nortmann, der sich das Trainingsflugzeug als erster Käufer für seine Flugschule gesichert hat. Der Fluglehrer legt großen Wert darauf, dass die Flugwelt ihren Teil zur CO2-Reduzierung beiträgt.

Nach den Vorträgen zieht Uwe Nortmann zusammen mit den Gründern der Elektra-Solar GmbH und begleitet von stimmungsvoller Musik die Plane von seiner neuen Maschine. Zum Vorschein kommt ein gelbes Flugzeug mit einer Flügelspannweite von 14,5 Metern, das die schwarze Aufschrift „Elektra-Trainer“ trägt. Zusammen mit den anderen Gästen kann ich die Maschine endlich genau betrachten und nach dem Öffnen der Klappe sogar einen Blick ins Cockpit werfen.

Im Rahmen der Präsentation gibt es dann noch eine schöne Überraschung für das Deutsche Museum: Calin Gologan überreicht Generaldirektor Heckl einen Gutschein für eine einsitzige Elektra One, das erste in Deutschland zugelassene elektrische Leichtflugzeug. Es wird dem Deutschen Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Das Flugzeug ist mit Solarzellen auf den Flügeln ausgestattet, die als Reichweitenverlängerer dienen. Die Solaranlage ist mit den Batterien und der Antriebseinheit verbunden, so dass die Solarenergie direkt für den Motor, zum Laden der Batterien oder für beides parallel genutzt werden kann.

Ich bin sehr gespannt, wann dieses moderne Flugzeug in die Flugwerft Schleißheim einziehen wird und kann es kaum erwarten, erneut durch die Hallen der Flugwerft zu wandeln. Durch den Ort, an dem Vergangenheit und Zukunft des Fliegens aufeinandertreffen.

Autor/in

Juliane Bartetzko.

Juliane Bartetzko

Juliane Bartetzko macht ein berufsorientierendes Praktikum in der Pressestelle des Deutschen Museums, bevor sie im Herbst 2022 ihr Studium der Germanistik und Kommunikationswissenschaften beginnen wird.

Ihr Tipp für einen Besuch im Deutschen Museum: die Historische Luftfahrt in Ebene 1. Hier kann man eine beeindruckende Anzahl vielfältiger, historischer Fluggeräte entdecken. Wirft man einen Blick über das Geländer hat man dazu noch eine tolle Sicht auf die Schiffe in der Halle darunter.