Lange waren Schwarze Löcher die Angelegenheit von Mathematikern und wenigen theoretischen Physikern. Dass es Objekte mit so unvorstellbar großer Dichte wirklich geben kann, hielt man für unwahrscheinlich. Erst mit dem genaueren Verständnis vom Verhalten solcher Materie mit Hilfe der Quantenmechanik zeigte sich, dass es beim Kollaps von ausgebrannten Sternen mit mehreren Sonnenmassen kein Halten mehr gibt. Die Materie stürzt ins Massenzentrum. Julius R. Oppenheimer und Hartland Snyder veröffentlichten 1939 einen Artikel über den relativistischen Gravitationskollaps einer homogenen Flüssigkeitskugel. Dies war die erste Berechnung, wie sich ein kollabierendes Objekt während des Kollapses von der Außenwelt durch die Ausbildung eines Ereignishorizontes abschirmt. Nach dem Zweiten Weltkrieg entdeckten Radioastronomen so genannte Quasare – weit entfernte Himmelsobjekte, welche die absolute Helligkeit von normalen Galaxien bei weitem übertreffen. Als Energiequelle dieser Objekte vermuteten Forscher ein supermassives Schwarzes Loch im Zentrum einer Galaxie, das Materie aus der Umgebung aufsaugt. Damit gab es zwei mögliche Kandidaten für schwarze Löcher: Jene als Endstadium der Sternentwicklung und supermassive Schwarze Löcher im Zentrum von Galaxien. Bis in die 1990er Jahre wurden einige Kandidaten für sogenannte stellare Schwarze Löcher von wenigen Sonnenmassen in Doppelsternsystemen gefunden, der Nachweis, dass sich im Zentrum von vielen Galaxien supermassive Schwarze Löcher befinden, stand noch aus. Die Astronomen Reinhard Genzel und Andrea Ghez beschlossen deshalb, sich das Zentrum unserer eigenen Milchstraße genauer anzuschauen. Im sichtbaren Licht ist das Zentrum durch Gas und Staubwolken verbogen und nur im nahen Infrarot beobachtbar. Genzel erforscht seit Anfang der 1990er Jahre das Zentrum der Milchstraße mit den Großteleskopen in Chile, Andrea Ghez seit Mitte der 1990er Jahre mit den Keck Teleskopen auf dem Mount Mauna Kea auf Hawaii. Durch jahrelange Beobachtung konnten beide Forscher mit ihren Forschungsgruppen übereinstimmend die Bahnen einiger Sterne identifizieren, die sich kreisförmig um ein Zentrum drehen. Alle Sterne bewegen sich extrem schnell. Der innerste Stern, S2 genannt, braucht nur 15 Jahre für einen Umlauf. Die beobachteten Bahnparameter der Sterne lassen nur einen Schluss zu: Im galaktische Zentrum unserer Milchstraße befindet sich ein supermassereiches Schwarzes Loch (Sagittarius A*) mit einer Masse von 4,1 Millionen Sonnenmassen.