Hinter den Kulissen , barrierefrei , Erwachsene , Familie und Kinder , Jugendliche / junge Erwachsene , Vorführung
von Céline Gravot
Das Hepatitis-Virus ist weltweit verbreitet. Es befällt die Leber und richtet dort Schaden an. Doch das Virus hat verschiedene Gesichter. Je nach Erregertyp zeigen Patienten und Patientinnen unterschiedliche Symptome und Krankheitsverläufe. In den 1940er-Jahren erkennen Forscher und Forscherinnen, dass es zwei Haupttypen der infektiösen Hepatitis gibt. Die erste Form wird durch kontaminiertes Wasser oder Lebensmittel übertragen. Es kommt zu einer akuten Infektion, von der sich die meisten Patienten und Patientinnen komplett erholen. Der Verursacher dieser akuten Infektion wird Hepatitis-A-Erreger genannt. Die zweite Form der Hepatitis-Erkrankung wird durch Blut und Körperflüssigkeiten übertragen. Die Infektion verläuft meist chronisch und kann jahrelang unentdeckt bleiben. Heimlich und leise greift das Virus die Leber an und schädigt das Organ. Betroffene können eine Leberzirrhose oder Leberkrebs entwickeln. 1964 entdeckt der Forscher Baruch Blumberg den Erreger und bezeichnet ihn als Hepatitis-B-Virus. (Blumberg erhält 1976 für diese Entdeckung den Nobelpreis für Medizin oder Physiologie.)
Die Antwort liefert der dritte im Bunde: der amerikanische Virologe Charles M. Rice. Ihm ist im Genom des neuen Virus ein untypischer Abschnitt aufgefallen. Er und sein Team vermuten, dass dieser Abschnitt bei der Vermehrung des Virus eine entscheidende Rolle spielt. Die Forscher injizieren Schimpansen RNA-Varianten dieser auffälligen Region und schaffen es das neue Virus im Blut der Tiere nachzuweisen. Sie beobachten, dass die Affen Veränderungen der Zellen aufweisen, die denen erkrankter Menschen ähneln. Mit diesen Experimenten gelingt Rice der Beweis, dass der Erreger allein Hepatitis verursachen kann! Die drei Forscher und ihre Teams sind der Ursache bis dahin nicht geklärter Fälle chronischer Hepatitis auf den Grund gegangen und haben gemeinsam den Übeltäter entlarvt: Das Hepatitis-C-Virus!
Das Hepatitis-C-Virus ist weltweit immer noch ein Problem. Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO, sind etwa 150 Millionen Menschen mit dem Virus infiziert. Rund eine halbe Million Menschen stirbt jährlich an der Infektion. Doch die Entdeckungen von Harvey J. Alter, Michael Houghton und Charles M. Rice, legten die Basis für die Entwicklung sicherer Bluttests, mit denen Blutspenden auf den Erreger untersucht werden können. In vielen Ländern können heute die durch Blutübertragung verursachten Hepatitis-C-Fälle richtig diagnostiziert und behandelt werden. Die Erkenntnisse der Forscher bereiteten ebenfalls den Weg für die Entwicklung neuer Medikamente: Mittlerweile können etwa 95% der Betroffenen durch eine geeignete Therapie geheilt werden.