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von Céline Gravot
Kleines Virus, schwere Folgen. Hepatitis führt zu einer Erkrankung der Leber. Die Krankheit hat verschiedene Formen. Eine Infektion durch das Hepatitis-A-Virus wird durch verunreinigtes Wasser oder Lebensmittel übertragen und verursacht eine akute Erkrankung. Eine Infektion durch das Hepatitis-B- oder das Hepatitis-C-Virus wird hingegen durch Blut übertragen und verursacht häufig einen chronischen Verlauf. Die schleichende und oft lang unbemerkte Entzündung der Leber kann zu Leberzirrhose oder Leberkrebs führen. Bild: The Nobel Committee for Physiology or Medicine | Ill. Mattias Karlén
Das Hepatitis-Virus ist weltweit verbreitet. Es befällt die Leber und richtet dort Schaden an. Doch das Virus hat verschiedene Gesichter. Je nach Erregertyp zeigen Patienten und Patientinnen unterschiedliche Symptome und Krankheitsverläufe. In den 1940er-Jahren erkennen Forscher und Forscherinnen, dass es zwei Haupttypen der infektiösen Hepatitis gibt. Die erste Form wird durch kontaminiertes Wasser oder Lebensmittel übertragen. Es kommt zu einer akuten Infektion, von der sich die meisten Patienten und Patientinnen komplett erholen. Der Verursacher dieser akuten Infektion wird Hepatitis-A-Erreger genannt. Die zweite Form der Hepatitis-Erkrankung wird durch Blut und Körperflüssigkeiten übertragen. Die Infektion verläuft meist chronisch und kann jahrelang unentdeckt bleiben. Heimlich und leise greift das Virus die Leber an und schädigt das Organ. Betroffene können eine Leberzirrhose oder Leberkrebs entwickeln. 1964 entdeckt der Forscher Baruch Blumberg den Erreger und bezeichnet ihn als Hepatitis-B-Virus. (Blumberg erhält 1976 für diese Entdeckung den Nobelpreis für Medizin oder Physiologie.)
Dem Täter gemeinsam auf der Spur. (Links) Harvey J. Alter erkannte, dass ein unbekanntes Virus eine häufige Ursache der chronischen Hepatitis ist. (Mitte) Michael Houghton gelang es im nächsten Schritt, das Genom des neuen Hepatitis-C-Virus zu isolieren. (Rechts) Charles M. Rice lieferte schließlich den endgültigen Beweis dafür, dass das Hepatitis-C-Virus allein die Infektion verursachen kann. Bild: The Nobel Committee for Physiology or Medicine | Ill. Mattias Karlén
Die Antwort liefert der dritte im Bunde: der amerikanische Virologe Charles M. Rice. Ihm ist im Genom des neuen Virus ein untypischer Abschnitt aufgefallen. Er und sein Team vermuten, dass dieser Abschnitt bei der Vermehrung des Virus eine entscheidende Rolle spielt. Die Forscher injizieren Schimpansen RNA-Varianten dieser auffälligen Region und schaffen es das neue Virus im Blut der Tiere nachzuweisen. Sie beobachten, dass die Affen Veränderungen der Zellen aufweisen, die denen erkrankter Menschen ähneln. Mit diesen Experimenten gelingt Rice der Beweis, dass der Erreger allein Hepatitis verursachen kann! Die drei Forscher und ihre Teams sind der Ursache bis dahin nicht geklärter Fälle chronischer Hepatitis auf den Grund gegangen und haben gemeinsam den Übeltäter entlarvt: Das Hepatitis-C-Virus!
Mehr Sicherheit für Diagnostik und Therapie. Das Hepatitis-C-Virus ist nach wie vor ein globales Gesundheitsproblem. Doch die Forschung der drei Wissenschaftler legte die Basis für die Entwicklung empfindlicher Bluttests gegen das Virus und ermöglichte die Entwicklung antiviraler Medikamente, die die Krankheit heilen können. Bild: The Nobel Committee for Physiology or Medicine | Ill. Mattias Karlén
Das Hepatitis-C-Virus ist weltweit immer noch ein Problem. Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO, sind etwa 150 Millionen Menschen mit dem Virus infiziert. Rund eine halbe Million Menschen stirbt jährlich an der Infektion. Doch die Entdeckungen von Harvey J. Alter, Michael Houghton und Charles M. Rice, legten die Basis für die Entwicklung sicherer Bluttests, mit denen Blutspenden auf den Erreger untersucht werden können. In vielen Ländern können heute die durch Blutübertragung verursachten Hepatitis-C-Fälle richtig diagnostiziert und behandelt werden. Die Erkenntnisse der Forscher bereiteten ebenfalls den Weg für die Entwicklung neuer Medikamente: Mittlerweile können etwa 95% der Betroffenen durch eine geeignete Therapie geheilt werden.