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In 42 Tagen hat Claus Cordes 14 000 Flugkilometer absolviert und zwölf Länder bereist. Und das in der kleinen Junkers A50 junior – einem Nachbau des Flugzeugs, das 1929 seinen Erstflug hatte. Am 19. Juli hat Cordes seine Europa-Tournee in der Flugwerft Schleißheim beendet. Zusammen mit drei Junkers-F13-Nachbauten landete er auf dem Flugplatz Schleißheim – und wurde vom Publikum in der Flugwerft begeistert gefeiert.

Cordes war 40 Jahre lang Verkehrspilot – zuletzt hat er den riesigen Airbus A380 gesteuert (Leergewicht 275 Tonnen, Spannweite 79,80 Meter, Länge 72,70 Meter). Auf seiner vorerst letzten Reise war er mit einer etwas zierlicheren Maschine unterwegs: der Junkers A50 junior (Leergewicht 375 Kilogramm, Spannweite 9,84 Meter, Länge 7,41 Meter). Claus Cordes hat mit dem Nachbau der kleinen A50 gerade eine große Tour über ganz Europa absolviert – 150 Stunden war er dabei in der Luft. 14 000 Kilometer in einer offenen Maschine ist schon eine Leistung, zumal nicht immer optimale Flugbedingungen herrschten. Gelinde gesagt.

Aber Cordes mag diese Maschine wirklich – trotz aller Widrigkeiten, die ein Flug in einer offenen Maschine mit sich bringt. “Ich habe ja Europa schon häufig aus der Luft gesehen. Aber aus zehn, elf Kilometern Höhe. Da sieht man natürlich die Feinheiten nicht, die ich jetzt gesehen habe. Auch das Fliegen in einem geschlossenen Cockpit ist etwas ganz anderes: Da dreht man an einem Knopf, wenn’s einem zu kalt ist, und es wird wärmer.  So einen Knopf hätte ich mir an manchen Stellen bei meiner großen Tour auch gewünscht. Das Wetter erlebt man ja bei diesem bodennahen Fliegen ganz unmittelbar”, erzählt er.

Gestartet ist Claus Cordes zu seiner großen Tour in Dessau – dort, wo die ersten Junkers-Maschinen gebaut worden sind. Seine Reise hat ihn bis nach Sizilien geführt, aber auch bis ans Nordkap. Cordes erzählt: “Ich kam in Hammerfest nach einem etwa drei Stunden langen Flug von Kirkenes ums Nordkap an. Der Flug fing bei wunderbarem Sonnenschein an, aber am Nordkap gab es geschlossene Bewölkung und Temperaturen etwas über dem Gefrierpunkt. Das Wasser unter mir hatte sechs Grad. Nach der Landung haben die Damen und Herren des Flughafenpersonals gesehen, wie kalt mir ist und haben mich erst einmal in die flughafeneigene Sauna geschickt.” Während des Fluges steckte er in einem Überlebensanzug – falls er doch mal ins Wasser fällt.  

„Kein Jockey kann Pferderennen gewinnen, wenn der Gaul auf dem er sitzt, nichts taugt.“
Claus Cordes lobend über die Junckers A50 junior

Cordes hat viel gesehen auf seiner Reise: In England war er bei einer Airshow in Old Warden zu Gast. In Portugal war er an der südwestlichsten Ecke Europas. In Venedig ist er auf dem Lido-Flugplatz gelandet. Und jetzt eben in Schleißheim, dem ältesten Flughafen Deutschlands, der noch in Betrieb ist.  

Seine Junkers A50 junior hat Cordes jedenfalls während der Reise lieben gelernt. Bis auf einen kurzen GPS-Ausfall hat die Maschine fabelhaft funktioniert: “Ich habe nur ein bisschen Öl reingekippt und Mücken abgewaschen.” Er lobt das kleine Flugzeug: “Kein Jockey kann Pferderennen gewinnen, wenn der Gaul auf dem er sitzt, nichts taugt.” Cordes Schlussworte auf der Bühne in Schleißheim: “Ich möchte mit einem Wort von Hugo Junkers enden: Fliegerei ist dazu da, die Menschen miteinander zu verbinden. Das hat mir auch diese Reise gezeigt. Wir können uns alle glücklich schätzen, in diesem wunderschönen Europa zu leben.”

Autor/in

Gerrit Faust

Gerrit Faust leitet die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Museums. Als gelernter Journalist hat er von vielem ein bisschen, aber von nichts so richtig Ahnung.

Sein Tipp für einen Besuch im Deutschen Museum: Unbedingt in die Raumfahrt – schließlich träumt er immer noch von einer Astronautenkarriere. Anschließend einen Einkehrschwung in die „Frau im Mond“. Und dann noch in zwei großartig gestaltete Ausstellungen – die „Musikinstrumente“ und die „Gesundheit“.

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