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Gemeinsam mit der Munich Show Mineralienmesse zeigt die Bergbau Abteilung des Deutschen Museums die Vielfalt beeindruckender Minerale und wertvoller Rohstoffe in Europa: von Eisen, Salz und Kohle.

Rohstoffe und Versorgungssicherheit sind in den vergangenen Jahren in unserem Alltag präsenter geworden. Die politischen Entwicklungen der letzten Jahre haben uns gezeigt, wie störungsanfällig die globalen Lieferketten unter anderem für Rohstoffe sind. Heute verbraucht ein Mensch in der EU durchschnittlich 14,5 Tonnen Rohstoffe pro Jahr: über eine Tonne Metalle, mehr als 7 Tonnen Minerale und zwischen 2 und 3 Tonnen Energierohstoffe. Den Rest - ca. ein Fünftel - machen biogene Rohstoffe aus.

Um den weltweiten Bedarf an Rohstoffen zu decken, wurden in den vergangenen drei Jahren jeweils über 19 Milliarden Tonnen an Metallen, Mineralen und Energierohstoffen abgebaut. Doch aus Europa stammt davon nur ein kleiner Anteil, etwa 3 %. Den zusätzlichen Bedarf decken die Europäischen Staaten größtenteils durch Importe. Viele stammen von den größten Rohstoff-Produzenten China, USA, Russland und Indien. Viele Staaten, darunter auch die EU-Länder, versuchen die Importabhängigkeit unter anderem durch eigenen Rohstoffabbau zu reduzieren. Bereits jetzt gibt es in Europa Bergbau, um verschiedenste Rohstoffe zu gewinnen. Diese Vielfalt möchte die Sonderschau auf der Munich Show Mineralienmesse einem großen Publikum nahebringen. Die Ausstellung wird in diesem Jahr als Gemeinschaftsausstellung der Munich Show und der Bergbau Abteilung des Deutschen Museums gezeigt. Sie vereint dabei besonders schöne Anschauungsminerale und die vielfältigen Abbau-Rohstoffe Europas.

Rohstoff Vielfalt in Europa

1. Metalle

Metalle sind unverzichtbar für unser modernes Leben. Sie stecken in verschiedensten Alltagsgegenständen. Eisen und Aluminium werden im Bauwesen und Fahrzeugbau eingesetzt. Eisen wird zusammen mit Nickel und anderen Metallen zu Stahl legiert. Kupfer ist essenziell für Elektrokabel. Zink ist wichtig als Korrosionsschutz und Blei findet sich oft in Batterien.

Viele Metalle werden im Norden Europas abgebaut. Bekannt ist das Eisenerzbergwerk in Kiruna, in Nordschweden. Mit über 19 Millionen Tonnen im Jahr 2023 ist Schweden der größte Eisenproduzent der EU. Etwa 1,2 % der weltweiten Produktion stammen aus Schweden. Eisenerz wird bereits seit 1900 industriell in Kiruna gewonnen. Ausschlaggebend war der Bau der Eisenbahnstrecke, über die die Produkte transportiert werden können. Europas größter Kupferproduzent ist Polen. In großen Bergwerken unter Tage wird in Niederschlesien Kupferschiefer abgebaut.

Die meisten metallischen Lagerstätten Europas entstanden durch magmatische Prozesse aus Intrusionen von Magma oder hydrothermale Aktivitäten von mineralreichen Wässern. Die nordeuropäischen Erzlagerstätten sind oft über eine Milliarde, teilweise sogar über zwei Milliarden Jahre alt.

Ein Metall, das in Zukunft vermehrt gewonnen werden soll, ist Lithium. Projekte zum Abbau des Leichtmetalls existieren in vielen Regionen. Weit fortgeschritten ist das Keliber-Projekt an der Ostseeküste Finnlands. Im Tagebau wird vor allem das Lithiummineral Spodumen abgebaut. Auch für andere Metalle - darunter Seltene Erden, Zinn und Kupfer - bereiten Projekte den zukünftigen Abbau vor.

2. Industrieminerale

Industrieminerale werden wegen ihrer chemischen oder physikalischen Eigenschaften in der Industrie eingesetzt. Versteckt in Alltagsobjekten begegnen sie uns auf Schritt und Tritt. Salz wird in der Küche gebraucht, nicht nur als Speisesalz, sondern auch weiterverarbeitet zu Backpulver. Quarz ist ein Ausgangsstoff für Glas, aber auch für Silizium, das unter anderem in der Mikroelektronik entscheidend ist. Grafit wird für feuerfeste Materialien benötigt.

Deutschland ist der größte europäische Salzproduzent. Sowohl von Steinsalz als auch von Kalisalz, aus dem Dünger gewonnen wird, produziert Deutschland in etwa 5 % der weltweit abgebauten Menge. Quarz ist eines der häufigsten Minerale der Erdkruste und wird in vielen Ländern abgebaut, in Europa vor allem in Italien. Im hohen Norden Norwegens wird hingegen der meiste Grafit abgebaut.

Viele der Industrieminerale entstanden durch sedimentäre Prozesse, z. B. als Ablagerung in Meeresbecken oder durch metamorphe Umwandlung, als Druck und Hitze die Gesteine veränderten. Salzlagerstätten sind hingegen Überbleibsel früherer Meere, die vor Millionen Jahren verdunsteten.

Der Bedarf an verschiedensten Industriemineralen ist hoch. Einige davon werden, neben vielen Metallen, von der EU als strategische Rohstoffe eingestuft. In Rumänien und Schweden werden daher Projekte zum Grafitabbau gefördert.

3. Energierohstoffe

Energierohstoffe sind immer noch eine wichtige Grundlage für Stromerzeugung, Heizung und Verkehr. Kohle und Erdgas werden in Kraftwerken oder Heizwerken verbrannt, Erdöl zu Treibstoffen verarbeitet. Diese fossilen Energieträger erzeugen bei ihrer Verbrennung CO2. Um den Klimawandel zu begrenzen, soll die Energieversorgung auf erneuerbare Energiegewinnung umgebaut werden.

Die meiste Stein- und Kokskohle für die Stahlproduktion stammt aus Polen. Bei Braunkohle ist Deutschland der größte Produzent. Knapp 16 % des erzeugten Stroms in Deutschland stammten 2024 aus Braunkohle. Sowohl in Deutschland als auch in Polen soll in Zukunft aus der Kohle ausgestiegen werden. Ein anderer wichtiger Produzent von fossilen Energieträgern ist Norwegen. Entlang der Küste befinden sich große Erdöl und Erdgas Vorkommen. Diese werden von großen Plattformen im Meer aus abgebaut.

Kohle entstand aus abgestorbenen Pflanzen in Sümpfen, Erdöl und Erdgas durch die Zersetzung organischer Substanzen unter hohem Druck. Je höher Druck und Temperatur, desto höher die Inkohlung. So entsteht zuerst Braunkohle, später Steinkohle und schließlich Anthrazit. Die Erdöl- und Erdgas-Lagerstätten in der Nordsee sind typische geologische Fallen, in denen sich Öl und Gas in porösem Gestein ansammelten.

Europa reduziert bewusst die Förderung fossiler Energieträger. Stattdessen gewinnt die Nutzung von Erdwärme, Geothermie, und die Wasserstoffproduktion auch für die Stahlerzeugung an Bedeutung.

4. Baurohstoffe

Baurohstoffe sind die Grundlage für Beton, Asphalt, Ziegel und Straßenbau. Sand und Kies sind die am meisten abgebauten Rohstoffe weltweit. Viele Länder versuchen den Bedarf von Baurohstoffen selbst zu decken. Hochwertiger Sand zum Bauen ist jedoch nicht überall zu finden. Deutschland selbst ist ein wichtiger Produzent für Sand und Kies. Auch Naturstein wie z.B. Basalt, Granit und Marmor wird in großen Mengen abgebaut. Besonders bei Marmor und Travertin ist dabei Italien ein wichtiges Herkunftsland.

So vielfältig die Baurohstoffe, so vielfältig die Entstehung der Lagerstätten. Sand und Kies sind Verwitterungsprodukte von Gesteinen, die durch Flüsse oder Gletscher transportiert und abgelagert wurden. Natursteinlagerstätten wie Granit oder Marmor bilden sich durch magmatische oder metamorphe Prozesse in der Tiefe.

Soziale und ökologische Auswirkungen des Bergbaus in Europa

Der Bergbau, ob im Tief- oder Tagebau, hat Auswirkungen auf die Menschen der Region und die Umwelt. Soziale Konflikte treten oft bei der Frage der Landnutzung auf. So fürchten beispielsweise die um Kiruna lebenden indigenen Sami um ihre Zukunft als Rentierzüchter. Auch ökologische Folgen sind oft weitreichend: Der Braunkohleabbau im Rheinischen Revier hat ganze Landschaften und Ökosysteme besonders durch Tagebau zerstört. Grundwasser kann vor allem bei Unfällen verschmutzt werden. Diese Auswirkungen sollen nur einen kurzen Einblick bieten. So unterschiedlich der Abbau von Rohstoffen, so verschieden sind auch die Auswirkungen auf die Umwelt.

Die Frage der Rohstoffversorgung in Europa bleibt eine große Herausforderung für die Zukunft.

Interessierte können sich in der Ausstellung noch tiefergehend zu den Bodenschätzen Europas und den hier bereits beschriebenen Rohstoffen, informieren. Sie können beeindruckende Sammler-Minerale und wertvolle Rohstoffe in ihrer ursprünglichsten Form nebeneinander in der Sonderausstellung auf der Munich Show Mineralienmesse entdecken. Die Sonderschau findet vom 23. Bis 26. Oktober in der Messe München statt.

Autor/in

Michaela Meier.

Michaela Meier

Michaela Meier ist Kuratorin für Bergbau und Rohstoffe und freut sich die große Rohstoff-Vielfalt Europas auf der Mineralienmesse präsentieren zu können. Die Geowissenschaftlerin arbeitet am Konzept für eine neue Bergbau-Ausstellung im Museum, in der auch Rohstoffe und deren Abbau wieder die Hauptrolle spielen.

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