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Die kleine Sonderausstellung Grubenwehr zeigt seit 4.12.2024 einen kleinen Einblick unter Tage. Besucherinnen und Besucher können selbst in die Szene eintauchen und einem Trupp der Grubenwehr bei einem Rettungseinsatz über die Schulter schauen.

Mit der Schließung der Bergbau-Ausstellung 2022 verlor das Deutsche Museum eine seiner beliebtesten Ausstellungen. Doch das Deutsche Museum ohne „das Bergwerk“ ist fast undenkbar. Deshalb entstand in den vergangenen Monaten auf kleiner Fläche eine neue Sonderausstellung zur Grubenwehr. Diese befindet sich im neuen Eingangsgebäude auf der Museumsinsel auf der Ebene 1 (Garderobenbereich) zwischen den Schließfächern und der Einlasskontrolle.

Die Szene

Alarm! In einem Bergwerk wurde ein erhöhter Messwert für Kohlenmonoxid registriert, außerdem meldete ein Bergmann Qualm-Entwicklung. Seitdem gibt es keinen Kontakt mehr zu ihm, er wird vermisst. Die Grubenwehr wird alarmiert, rüstet sich aus und fährt ins Bergwerk ein. Eine Bereitschaftsstelle wird eingerichtet. Von dort macht sich ein Trupp bestehend aus einem Truppführer und vier Grubenwehrmännern auf die Suche nach dem vermissten Bergmann. Die Rettungsausrüstung, u.a. einen Schleifkorb zum Transport verletzter Personen, haben sie dabei. Der Truppführer hält mit einer Sprechleitung Kontakt zur Bereitschaftsstelle. Und plötzlich: Entdecken sie den vermissten Bergmann, er trägt zum Schutz vor Giftstoffen in der Luft seinen Filterselbstretter. Die Grubenwehrmänner kümmern sich nun um ihn und werden ihn schnellstmöglich in Sicherheit bringen.

Doch nun zur Grubenwehr: Was ist das?

Die Grubenwehr ist eine Kombination aus Rettungsdienst und Feuerwehr für den Bereich unter Tage. Weil hier die Bedingungen so speziell sind, werden auch speziell ausgebildete Menschen gebraucht, die im Notfall Menschen retten und bergen und auch Sachwerte erhalten. Diese Menschen sind Mitglieder der Grubenwehr, meist selbst Bergleute, die sich zum Teil sogar ehrenamtlich engagieren. In Deutschland muss, solange Menschen unter Tage arbeiten, auch eine Rettung möglich sein. Dafür müssen die Grubenwehr-Mitglieder regelmäßig trainieren und Übungen durchführen.

Geschichte der Grubenwehr

Die Entwicklung der Grubenwehr reicht zurück bis in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit wurden die Bergwerke größer und tiefer. Immer mehr Bergleute waren unter Tage beschäftigt. Es wurden auch immer mehr Lagerstätten abgebaut, die z.B. mit gefährlichen Gasen belastet waren. All dies führte dazu, dass sich Grubenunglücke häuften. Besonders verheerend waren Schlagwetter- in Kombination mit Kohlenstaubexplosionen.

Bei einer bestimmten Konzentration von Sauerstoff und dem Gas Methan reicht ein Funke, um das Gasgemisch schlagartig zu entzünden – eine Schlagwetterexplosion. Eine Kohlenstaubexplosion ist ähnlich einer Mehlstaubexplosion: wenn die Partikel fein genug in der Luft verteilt sind, können sie ebenfalls an einem Funken entzünden.

Um Grubenunglücke zu verhindern, wurde zunächst versucht, die Zündung zu verhindern. Dazu entwickelten verschiedene Firmen Sicherheitslampen. Die vorher offene Flamme war nun geschützt hinter Glas oder einem engmaschigen Drahtnetz. Auch die Bewetterung (Luftzufuhr und -abfuhr) in den Bergwerken wurde verbessert. Erst 1896 zeigten Forschungsergebnisse, dass die meisten der Bergleute nicht durch die Explosion selbst starben (was bis dahin angenommen wurde), sondern nach der Explosion erstickten, weil sie Giftstoffe einatmeten. Eine Rettungsaktion in den ersten Stunden nach einer Explosion konnte also Leben retten. Diese wichtige Erkenntnis leitete den Beginn der organisierten Grubenrettung ein.

Und so begann einerseits die Entwicklung von Rettungsgeräten, damit die Retter sich in den betroffenen Grubenbereichen bewegen konnten, ohne selbst die Giftstoffe aus der Luft einzuatmen. Andererseits bildeten sich erste Rettungsmannschaften für die Bergwerke, die im Notfall zur Verfügung standen.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts professionalisierte sich die Grubenwehr durch kontinuierliche Ursachenforschung und Weiterentwicklung der Schutzausrüstung. Dank der gut ausgebildeten Grubenwehr und verbesserter Arbeitsschutzmaßnahmen konnten Grubenunglücke reduziert und mehr Menschenleben gerettet werden.

Grubenwehr im Deutschen Museum

Weil das Thema Grubenrettung im Bergbau eine wichtige Rolle spielt, ist die neue Sonderausstellung auch nicht die erste Darstellung im Deutschen Museum. Im Teilbereich „Moderner Bergbau“ wurde bis 2015 ein Einsatz der Grubenwehr gezeigt. Dabei ging es nicht um die Rettung von Menschen, sondern um die Überprüfung eines abgeschlossenen Grubenteils.

Und schon in der Ausstellung von 1925, als das Museum auf der Museumsinsel eröffnete, gab es eine Inszenierung der Grubenwehr mit Figurinen, die damals aktuelle Atemschutzgeräte trugen. Eines dieser Geräte, der Dräger Rettungsapparat Modell 1910/11, wurde restauriert und kann nun in der Sonderausstellung im Vergleich zu aktuellen Atemschutzgeräten begutachtet werden.

Tipp

Die gezeigten Objekte können, neben vielen weiteren, auf Deutsches Museum Digital angesehen werden.

Autor/in

Michaela Meier.

Michaela Meier

Michaela Meier ist Kuratorin für Bergbau und Rohstoffe und freut sich sehr, dass mit der Grubenwehr nun ein Stück Bergbau wieder ins Museum einzieht. Die Geowissenschaftlerin ist begeistert von der Vielfalt an Rohstoffen und arbeitet am Konzept für eine neue Ausstellung.

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