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Weihnachtliches aus der Sammlung des Deutschen Museums

Wenn wir Weihnachten feiern, so spielt der Stern von Bethlehem, dem die drei Weisen aus dem Morgenland bis nach Bethlehem gefolgt sein sollen, eine zentrale Rolle. Auf Weihnachtskrippen, Weihnachtskarten und anderen weihnachtlichen Motiven wird der Stern von Bethlehem traditionell als Schweifstern dargestellt.

Eine der bekanntesten Darstellungen stammt von Giotto di Bondone (12??–1337).  Er hat im Jahr 1301 den Halleyschen Kometen gesehen und zum Vorbild für das Fresko „Die Anbetung der Heiligen Drei Könige“ in der Cappella degli Scrovegni in Padua genommen.

Was sind Kometen?

Kometen heißen auch Schweifsterne. Sie stammen aus den äußersten Bereichen unseres Sonnensystems und bewegen sich häufig auf extrem exzentrischen Bahnen. Manche von ihnen dringen in regelmäßigen Zeitabständen ins Innere des Sonnensystems vor. In der Nähe der Sonne gewinnen sie an Helligkeit und bilden einen Schweif aus, der dem Kometen sein typisches Aussehen verleiht.

Eine bewegliche Laterna magica-Scheibe aus der Sammlung des Deutschen Museums demonstriert die elliptische Flugbahn und die Entstehung des Schweifs bei der Annäherung an die Sonne stark vereinfacht am Beispiel des Kometen Halley. Mit Hilfe eines passenden Projektors konnte das Phänomen damit früher bei Vorträgen oder im Schulunterricht vorgeführt werden.

Der Stern von Bethlehem

Dass der Stern von Bethlehem, wie auf dem Fresco von Giotto, tatsächlich der Halleysche Komet gewesen ist, ist eher unwahrscheinlich. Zum einen passt der Zeitraum nicht: Der im Schnitt alle 75 Jahre wiederkehrende Komet war im Jahr 12 vor Christus und dann wieder im Jahr 66 nach Christus zu sehen, nicht aber in den Jahren 4 bis 6 v. Chr., die historisch als der wahrscheinlichste Zeitraum für die Geburt von Jesus gelten. In der Wissenschaft wird deshalb schon länger angenommen, dass kein Komet, sondern eine Begegnung von Jupiter und Saturn im Sternzeichen der Fische den Astrologen aus dem Morgenland damals als Leitstern gedient haben könnte. Das Phänomen, das Harald Lesch vor vielen Jahren in seiner Sendung alpha-Centauri sehr anschaulich erklärt hat, dauerte so lange, dass die drei Weisen über Wochen der Himmelserscheinung folgen konnten, bis sie schließlich in Bethlehem ankamen.

Zum anderen passt die Bedeutung nicht: Kometen galten in fast allen Kulturen lange Zeit nicht als Zeichen einer frohen Botschaft, sondern als „böse Propheten“, die Unglück, Krankheiten und Katastrophen ankündigten.

Kometenpanik und Kometenmode

Seinen letzten Höhepunkt fand der Kometenaberglaube im spektakulären Vorbeiflug des Halleyschen Kometen 1910. Der Komet war damals mit bloßem Auge sichtbar und rief weltweit große Aufmerksamkeit hervor. Nachdem ein Heidelberger Astronom berechnet hatte, dass die Erde das Schweifende durchqueren würde, brach unter der Bevölkerung in Europa und den USA teilweise Panik aus: So wurde befürchtet, dass sich die Erdachse verschieben oder die Menschheit durch Blausäure im Kometenschweif vergiftet werden könnte, was unter anderem zu Hamsterkäufen von Gasmasken führte.

Andere waren von dem außergewöhnlichen Himmelsphänomen begeistert und trugen Hüte und Frisuren in Kometenform. Beliebt waren auch Stoffe mit Kometenmustern. Ein Stück der kurzlebigen Kometenmode von 1910 hat sich in der Sammlung Textiltechnik des Deutschen Museums erhalten:

Die auf den Kometenstoff applizierten Hähne aus weißer Spitze beziehen sich auf ein zeitgenössisches französisches Theaterstück. Das Kometenmuster im Hintergrund würde sich sicher auch als weihnachtliches Geschenkpapier gut machen. 

In diesem Sinne wünschen wir allen unseren Besucherinnen und Besuchern ein schönes Weihnachtsfest und alles Gute für 2026!

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Autor/in

Annette Lein

Annette Lein leitet die Internetredaktion. Gemeinsam mit ihrem Team ist sie für die Webseite und die Deutsches Museum App verantwortlich. Im Blog erzählt sie gerne von den Geschichten und Persönlichkeiten rund um das Deutsche Museum.

Ihr Tipp für einen Besuch im Deutschen Museum: Die Ausstellung Bild Schrift Codes lädt ein, sich mit dem Thema Kommunikation zu beschäftigen und dabei Rätsel zu entschlüsseln, Schrifttypen kennenzulernen oder am Bücherregal zu schmökern.

Bernhard Wörrle

Bernhard Wörrle ist promovierter Ethnologe und leitet seit 2013 das digitale Sammlungsmanagementsystem des Deutschen Museums. Sein aktueller Forschungsschwerpunkt ist koloniales Sammlungsgut.

Sein Tipp für einen Besuch im Deutschen Museum: Die Ausstellung Historische Luftfahrt auf der Museumsinsel. Sie zeigt und erklärt die tolle Technik, spart aber auch unbequeme Seiten wie die Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion des 'Dritten Reichs' oder den Einsatz der Ju 52 im französischen Algerienkrieg nicht aus. Lohnt sich!

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