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Mehrtägige MINT-Programme für Mädchen, eine Programmreihe für benachteiligte Kinder, regelmäßige Angebote für das breite Publikum – all dies ist möglich aufgrund der großzügigen Unterstützung durch die Micron Foundation in den USA.

“Micron als Unterstützer und Förderer im Bereich MINT sucht einen Partner für ein gemeinsames Projekt.” Mit diesem Text flatterte im Mai 2023 eine E-Mail in mein Postfach. Ich vermutete im ersten Moment eine geschickt ausgedachte “Phishing-Mail” der IT-Kollegen, wie sie uns zu der Zeit fast täglich geschickt wurden. Die genauere Prüfung ergab jedoch, dass sie tatsächlich von Micron Technology, einem führenden Hersteller von Speicherchips in USA, stammen musste – bzw. von deren Tochterfirma in München. Angewiesen auf finanzielle Mittel aus Forschungsprojekten oder der Industrie haben wir in den Jahren zuvor unzählige Klinken geputzt und Anträge verfasst, mit mehr oder weniger Erfolg. Und nun eine Offerte auf dem Silbertablett?

Tatsächlich endete der Besuch einer kleinen Micron-Delegation im Deutschen Museum nur wenige Tage später mit dem vielversprechenden Statement von Sven Piatkowski, technischer Leiter bei Micron Semiconductor:

"Wir haben uns gesucht und gefunden."

Konzept, Inhalte und Materialien der Experimentier-Werkstatt hatten alle begeistert.

Einblicke in die Mikrochip-Herstellung

Micron Semiconductor entwickelt in Neuperlach DRAM-Speicherchips, wie sie für Hochleistungsgrafikkarten oder eine Playstation benötigt werden. Beim Besuch dort tauchten Herr Kernbach und ich in die wundersame Welt der DRAM-Speicherchip-Entwicklung ein: Die Idee zu einem neuen Chip wird von hochspezialisierten, globalen Teams mit vielerlei digitalen Werkzeugen in Milliarden raffiniert geschichteter, elektronischer Bauteile auf winziger Fläche übersetzt. Produziert werden die Speicherchips schließlich im Reinstraum der “Fab” – einer Halbleiterfabrik in Fernost, wo in einem mehrwöchigen Prozess einige Tausend Chips auf einem Silizium-Wafer entstehen. Jeder einzelne Chip wird getestet und kann in gewissen Grenzen sogar repariert werden!

Wie ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk erreichte uns wenige Wochen später ein riesiges Paket voller Wafer, Belichtungsmasken, DRAM-Chips und Grafikkarten – wunderbare Objekte zum Anfassen für kleine und große Forscher. Unsere Faszination für Mikroelektronik konnte im Rahmen der neuen Kooperation weiter wachsen und wir geben diese seit mehr als einem Jahr in den Programmen an Schulklassen und Besucher weiter. Ganz ohne Vorkenntnisse verstehen Kinder und Erwachsene, wie das Zählen mit Binärzahlen funktioniert, wie man Bits mit Logikgattern verknüpft und damit rechnen kann. Sie lernen den Transistor als elektronischen Schalter kennen und nehmen die Micron-Objekte unter die Lupe. Die Leistungsdaten der DRAM-Chips verblüffen alle, insbesondere, dass es auf jedem der Winzlinge – kleiner als ein Fingernagel – 17 Milliarden Speicherplätze gibt.

"Leuchtturm-Projekt in Europa"

In einigen Workshops profitieren die Kinder davon, dass sich mehr als ein Dutzend Mitarbeitende des internationalen Micron-Kollegiums - mit einem erstaunlich hohen Frauenanteil - als “Volunteers” engagieren. Sie bereichern die Workshops mit ihrer Expertise zu Mikrochips und mit Einblicken in ihre Arbeit in der Halbleiterbranche. Die Ingenieurinnen sind dabei wichtige “role models” für die Mädchen. Mitunter ist die Atmosphäre so anregend, dass einzelne Kinder nachfragen, wie sie bei Micron mitarbeiten könnten. Mehr können wir kaum erreichen – oder doch?

Mehr als 7.000 große und kleine Besucherinnen und Besucher haben seit Mitte 2023 die verschiedenen Workshops besucht, die Micron Foundation in den USA spricht vom “Leuchtturm-Projekt in Europa”. Seit Kurzem haben wir die Zusage, dass die Foundation uns zwei weitere Jahre großzügig unterstützen wird: Die Fördersumme für die Experimentier-Werkstatt wächst somit auf mehr als eine Viertelmillion US-Dollar an. Mit dem zusätzlichen Budget schlagen wir für 2025 und 2026 ein neues Kapitel auf mit dem hoch gesteckten Ziel, insbesondere benachteiligte und unterrepräsentierte Gruppen vertieft an MINT-Themen heranzuführen. 

Neue Pläne und Formate sollen Neugier auf MINT-Themen wecken

Dafür planen wir verschiedene Intensiv-Formate: Beim “MINT-Zirkel” werden Mittelschulklassen in einer Reihe von Workshops in mehrere Richtungen “schnuppern” können. Im “Chip Camp” setzen sich Mädchen drei ganze Tage lang mit Themen rund um Mikroelektronik auseinander. Mit dem “Career Club” wollen wir schließlich jungen Menschen am Ende der Schulzeit die Möglichkeit bieten, einen ersten Blick in einige Arbeitswelten in Naturwissenschaft und Technik zu werfen und mögliche Ausbildungswege kennenzulernen.

Die Absicht bei all diesen Programmen ist es, nicht nur die Neugier auf MINT-Themen zu wecken, sondern auch das Entdecken der eigenen Stärken und der beruflichen Orientierung zu ermöglichen. Role models aus verschiedenen Bereichen werden dabei helfen, die tatsächlichen und scheinbaren Hürden speziell für Mädchen in der Technik zu überwinden. 

“Micron als Unterstützer und Förderer im Bereich MINT…” – eine denkwürdige und folgenreiche E-Mail, ein Riesenglück für die Experimentier-Werkstatt und ein noch größeres für sehr viele Kinder und Jugendliche! 

Ein herzliches Dankeschön schicken wir an dieser Stelle nochmals an Markus Balb, CEO von Micron Semiconductor in München, und das ganze Micron-Team!

Veranstaltung zum Thema:

Autor/in

Jutta Schlögl und Marion Pellowski

Jutta Schlögl ist Physik-Ingenieurin und hat die Experimentier-Werkstatt des Deutschen Museums ins Leben gerufen. Es treibt sie an, die Faszination von Physik und Technik einem breiten Publikum spielerisch und kreativ zu vermitteln, Inspiration und Neugier zu wecken. 
Belohnt wird die spannende Arbeit durch leuchtende Augen in den Workshops.

Marion Pellowski ist Diplom-Physikerin und hat als wissenschaftliche Mitarbeiterin die Mikroelektronik-Workshops federführend entwickelt. Sie vertieft sich gern in neue Themen und liebt es, Ihr Wissen für Groß und Klein aufzubereiten. Sie findet es fabelhaft, wenn die eigene Begeisterung auf andere überspringt.

Unser Tipp für einen Besuch im Deutschen Museum: Ein Besuch der Elektronik-Ausstellung, speziell des Bereichs zur Chipherstellung und zusätzlich das Bestaunen des Transistors Nr. 9 aus den Bell-Labs in einer der Highlight-Stelen.

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