Vermutlich das Beste an den Weihnachtsfesten meiner frühen Kindheit waren die Pakete meiner allerliebsten Oma (1910-2008). Sie war 1945 kriegsbedingt aus der Ostzone nach Bayreuth geflohen. Von dort betreute sie über Jahrzehnte ihre Eltern und schickte regelmäßig Pakete aus dem Westen in die alte Heimat Senftenberg. Damit die guten Sachen halbwegs sicher über die Grenze kamen, hatte sie in der Nachkriegszeit eine ausgefuchste Methode entwickelt, um Pakete zu verpacken. Diese Methode behielt sie ihr Leben lang bei.
Jahrzehnte später sendete sie Weihnachtspakete aus Bayreuth zu uns Enkeln nach München und diese Pakete sahen so aus:
Zunächst wurde jedes Geschenk in Seidenpapier gewickelt. Diese kamen in einen großen Karton. Der Karton wurde mit Klebeband quasi luftdicht verschlossen. Darum herum wurde mit Paketschnur eine Art Brüsseler Spitze geknüpft, durch die selbst der gewiefteste oder neugierigste Grenzbeamte absolut abgeschreckt werden sollte, falls er die äußeren Schichten entfernen würde. Sodann kam das ganze Konstrukt in einen zweiten Karton, der ebenfalls mindestens mit 2 Rollen Klebeband fest umschlossen wurde, selbstverständlich ebenfalls mit Paketschnur umwickelt. Dann kam das Packpapier außenherum mit weiteren, gut verknoteten Metern Paketschnur. Uns Kindern war damals nicht bewusst, wieso die Pakete so aufwändig und umständlich verpackt waren, aber können Sie sich unsere Freude und den Spaß unter dem Weihnachtsbaum vorstellen, als wir mit Scheren bewaffnet versuchten, an Omas Geschenke heranzukommen?