Direkt zum Seiteninhalt springen

von

Zimt, Nelken, Sternanis… die beliebten Gewürze im Advent sind schon seit Jahrhunderten als Heilpflanzen bekannt. Weihnachtsplätzchen schmecken nicht nur gut, sie haben auch eine physiologische Wirkung. Viele Gewürze wirken sich zum Beispiel förderlich auf unsere Verdauung aus. Also genau das Richtige, für einen gemütlichen Abend nach dem üppigen Festmahl.

In der Ausstellung Pharmazie liegt - immer wechselnd - ein Buch aus unserer Bibliothek aus. Nun haben wir die Weihnachtszeit eingeläutet und das "Kreutterbuch Desz Hochgelehrten vnnd weitberühmten Herrn D. Petri Andere Matthioli" zusammen mit allerlei Gewürzen ausgelegt.

Der „Matthioli“ mag etwas in die Jahre gekommen und verstaubt wirken, doch im 16. Jahrhundert gehörte er zu den Kassenschlagern: Mit 32 000 Exemplaren war er nach der Bibel das meistverbreitete Werk des Mittelalters. In ihm finden sich Beschreibungen verschiedener Heilpflanzen, Rezepte zur Zubereitung von Arzneimitteln und deren Wirkung auf den menschlichen Körper.


Wenn man sich ein wenig Zeit nimmt,
um in dem alten Kräuterbuch zu stöbern, stößt man schnell auf vertraute Namen. Cardamom! Ein Gewürz, das uns vor allem zur Weihnachtszeit öfter über den Weg läuft. Manch einer würzt mit ihm auch ganzjährig den Kaffee, für die besondere Note im Heißgetränk. Der Grüne Kardamom ist bekannt dafür, dass er die Magensaft- und Gallensekretion fördert. Das unterstützt die Verdauung.

Aber nicht nur Kardamom ist ein Weihnachtsgewürz, das Anwendung als Heilpflanze findet. Die ätherischen Öle des Sternanises, der mit seinem Aussehen auch als Dekoration so schön in den Advent passt, lösen den Schleim bei Erkältungen. Gewürznelken galten im Mittelalter als Wundermittel: Sie helfen gegen Verdauungsbeschwerden, Herzerkrankungen, Lungenleiden und haben eine betäubende Wirkung. Versuchen Sie doch mal, beim nächsten Zahnschmerz eine Knospe zu zerkauen. Sie wird Sie schnell vom Schmerz befreien. (Den Gang zum Zahnarzt ersetzt sie aber leider nicht.)

Die duftenden Zimtstangen bestehen aus der Rinde des Ceylon-Zimtbaumes. Zimtöl ist das Geheimnis. Seit der Antike ist die heilsame Wirkung bekannt. Zimt ist entzündungshemmend und hilft gegen Verdauungsbeschwerden. Doch Vorsicht! Einige Sorten enthalten viel Cumarin. Zu viel von diesem Pflanzenstoff verursacht Kopfschmerzen oder sogar Leberschäden. Daher sollte lieber der echte Ceylon-Zimt zu Zimtsternen verarbeitet werden. Im Gegensatz zum billigeren Kassia-Zimt enthält dieser wenig Cumarin.

Das "Kreutterbuch Desz Hochgelehrten vnnd weitberühmten Herrn D. Petri Andrea Matthioli" ist über den OPAC des Deutschen Museums als Digitalisat einsehbar: Das Buch im OPAC.

Autor/in

Dagny Müller

Dagny Müller ist Biologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Pharmazie/Medizintechnik. Derzeit arbeitet sie mit dem Projektteam an der kommenden Dauerausstellung „Gesundheit“.

Ihr Tipp für einen Besuch im Deutschen Museum: Die Wasserkugelbahn im Zentrum Neue Technologien. Schöner kann man den Lotus-Effekt nicht zeigen.