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Johann Friedrich Weule aus Goslar ist seit 1904 Mitglied des Deutschen Museums, zwei weitere Mitgliedschaften gibt es schon seit 1905. Wie das sein kann, erklären wir hier.

Das Deutsche Museum hat etwa 20.000 Mitglieder. Diese Mitglieder bekommen freien Eintritt in alle Museen, zu Vorträgen und ins Planetarium – und eine Reihe von weiteren Extras. Die meistten verstehen sich als Förderer des Museums. Drei dieser Förderer haben nach den Unterlagen des Deutschen Museums eine unglaublich lang laufende Mitgliedschaft: Johann Friedrich Weule ist seit 1904 Mitglied des Deutschen Museums, er ist aber kein Methusalem, sondern erst 78 Jahre alt und hinter hinter diesen 119 Jahren Mitgliedschaft steht eine rührende Geschichte.

Weil es von Johann Friedrich Weule in unserer Mitgliederkartei keine E-Mail oder Telefonnummer gibt, haben wir ihm – ganz altmodisch – einen Brief geschickt. Und kurze Zeit später meldet sich am Telefon ein netter Herr: „Hier ist Weule, Johann Friedrich Weule. Sie haben mir geschrieben.“ Weule sagt, er habe sich sehr über den Brief gefreut – und ist sehr gut vorbereitet. 

Eine lange Familientradition: Mitwirken im Deutschen Museum

„Mein Urgroßvater Wilhelm Weule arbeitete in Goslar zunächst für die Firma meines Ururgroßvaters, der so hieß wie ich: Johann Friedrich Weule. Diese Firma baute Turmuhren. Ende des 19. Jahrhunderts hatte mein Urgroßvater dann eine neue Geschäftsidee: 1896 gründete er eine Optik-Firma – und wollte Lichttechnik für Leuchttürme, Seezeichen für Schiffe bauen.“ Was ihm auch mit großem Erfolg gelang.

„Er hat Oskar von Miller noch persönlich gekannt, und ein Urgroßonkel von mir, Karl Weule, Professor für Völkerkunde, war Mitglied im Vorstandsrat des Museums und auch bei der Eröffnung des Deutschen Museum dabei.“ Von den Weules finden sich viele Spuren im Archiv und in der Sammlung des Deutschen Museums: Karl Weule zum Beispiel schaffte es wegen eines „Unwohlseins“ nicht zum Richtfest des Deutschen Museums und bat Oskar von Miller schriftlich um den Wappenteller, der den Gästen mitgegeben worden sei – einen Wunsch, den von Miller natürlich gerne erfüllte. Und Wilhelm Weule stiftete dem Deutschen Museum eine Reihe von Exponaten – wie eine „selbstregulierende Bogenlampe“, die Eingang in die Sammlung „Seewesen“ fand. Auch Firmenschriften des Turmuhrenbauers Johann Friedrich Weule finden sich heute noch im Archiv des Deutschen Museums.

Sechs Mark für eine Mitgliedschaft

Wilhelm Weule starb 1925 – im Jahr der Eröffnung des Deutschen Museums. „Sein Sohn Gerhard Weule führte seine Mitgliedschaft bis 1955 weiter, und übertrug sie dann auf meinen Vater Gerhard Weule jr. Und 1987 habe ich sie dann übernommen“, erzählt Johann Friedrich Weule in einem Tonfall, als sei es niemals eine Überlegung wert gewesen, an dieser Mitgliedschaft etwas zu ändern. Die Firma des Urgroßvaters hat bis heute überlebt. Sie baute zwischenzeitlich auch Optiken für die Kinotechnik, und 2014 entstand der neue Betrieb „Glasoptik Goslar“ – ein hochspezialisierter Anbieter für Beleuchtungsoptiken.

Wann er zum letzten Mal im Deutschen Museum war, weiß er noch genau: 1979. Da war er mit seiner Frau in München, und dabei wurde auch dem Deutschen Museum ein Besuch abgestattet. Man kann jedenfalls nicht sagen, er habe seine Mitgliedschaft und die damit verbundene Jahreskarte weidlich ausgenutzt. Beiträge gezahlt hat die Familie Weule jedenfalls jedes Jahr, auch in Kriegs- und Krisenzeiten - in den Anfangsjahren kostete eine Mitgliedschaft beim Deutschen Museum übrigens 6, später 10 Mark, im Eröffnungsjahr 20 Mark, dann wieder 10 Mark.  

Urenkel Johann Friedrich Weule, 78 Jahre alt, ist sich sicher, dass sich an dieser Familientradition auch in Zukunft nichts ändert. „Meine Söhne sind alle Ingenieure, da können Sie sich einigermaßen sicher sein, dass diese Mitgliedschaft weiterbesteht.“ Man muss ja auch nicht alle 119 Jahre seine Mitgliedschaften überdenken.

Professor Dr. Hans-Dieter Kalscheuer – Mitglied seit 1905

Und noch ein weiteres Dauermitglied hat sich bei uns gemeldet: Professor Dr. Hans-Dieter Kalscheuer. Er wohnt in München und ist Mitglied beim Deutschen Museum seit dem 1. Januar 1905. „Die Geschichte, wie ich seit 117 Jahren Mitglied sein kann, erzähle ich Ihnen gern.“ Kalscheuer, der lange in leitender Position für Nestlé gearbeitet hatte, war 1980 bis 1992 Vorstandschef der „Allgäuer Alpenmilch AG“, einer Nestlé-Tochter. Das Unternehmen Allgäuer Alpenmilch war vor allem durch die „Bärenmarke“ bekannt – und das Unternehmen hatte eine Mitgliedschaft beim Deutschen Museum, die seit 1905 läuft; das erste Zweigwerk der Firma in Deutschland war in Biessenhofen 1905 errichtet worden.

„Nestlé wollte dann sämtliche Mitgliedschaften in Deutschland beenden – und da habe ich gesagt: So geht das nicht - die Mitgliedschaft übernehme ich persönlich.“
Prof. Dr. Hans-Dieter Kalscheuer

Und so geschah es. 1992 muss es gewesen sein, als Kalscheuer die Mitgliedschaft beim Museums übernahm. Und er hat die Mitgliedschaft auch tatsächlich genutzt. „Ich war häufig und gern mit meinen Enkelkindern im Deutschen Museum – allerdings sind diese Enkel inzwischen auch erwachsen.“ 86 Jahre alt ist Kalscheuer inzwischen. Die Mitgliedschaft im Deutschen Museum hat er immer gern weitergeführt, sagt er: „Ich fühle mich dem Deutschen Museum sehr verbunden.“

Peter Wetzer – Mitglied seit 1905

Der Dritte im Bunde ist Peter Wetzer aus Lörrach – er ist ebenfalls Mitglied seit 1905. Sein Urgroßvater Hermann Wetzer gründete 1872 in Pfronten die „Wetzer Telegraphenfabrik“ und stellte Morseapparate für Eisenbahngesellschaften her. Später habe die Firma, für die Wetzer noch lange gearbeitet hat, einige Konkurrenz bekommen von einem Unternehmen, das etwas bekannter sei, scherzt Wetzer: Siemens.

„Die Mitgliedschaft werde ich meinem Sohn vererben. Der wohnt zwar in Hongkong und hat gar nicht so viel davon, aber trotzdem.“
Peter Wetzer

„Von meinem Urgroßvater ging die Mitgliedschaft auf seinen Sohn Rudolf über, dann auf meinen Onkel – und dann auf mich, jeweils immer an den ältesten Sohn in der Generation“, erzählt Peter Wetzer. „2011 war ich zuletzt im Deutschen Museum“, sagt Wetzer. Die Frau an der Kasse habe da seinen Namen noch in einem großen Buch nachschlagen müssen.

Das Deutsche Museum ist inzwischen deutlich moderner geworden. Doch solche Geschichte, die in den Gründungsjahren des Museums begonnen haben, berühren uns ganz besonders: Sie zeigen, dass das Deutsche Museum viel mehr ist als nur ein Ausstellungsgebäude.  Es ist für viele ein Ort, dem man sich oft lebenslang als Person oder Familie verbunden fühlt. Wir danken allen, die uns ihre Geschichte dieser Verbindung erzählt haben.

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Autor/in

Gerrit Faust

Gerrit Faust leitet die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Museums. Als gelernter Journalist hat er von vielem ein bisschen, aber von nichts so richtig Ahnung.

Sein Tipp für einen Besuch im Deutschen Museum: Unbedingt in die Raumfahrt – schließlich träumt er immer noch von einer Astronautenkarriere. Anschließend einen Einkehrschwung in die „Frau im Mond“. Und dann noch in zwei großartig gestaltete Ausstellungen – die „Musikinstrumente“ und die „Gesundheit“.

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