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Das Deutsche Museum hat eine große Sammlung von historischen Lebensmittelpumpen bekommen – darunter auch Bierpumpen und eine der ältesten Weinpumpen der Welt.

Die Übernahme einer ganzen Sammlung passiert auch in einem großen Museum wie dem Deutschen Museum nur selten. Denn wir müssen sehr gründlich abwägen, ob ein Objekt wirklich in unsere Sammlung aufgenommen werden kann. Umso größer war die Freude, dass dem Deutschen Museum eine ganz besondere Einwerbung gelang: 26 Pumpen und 15 Laufräder von Kreiselpumpen, sogenannte Impeller, wurden zusammen mit wertvollen Büchern und Archivalien von der Stiftung Berdelle-Hilge in Bodenheim am Rhein übernommen. 

Pumpen für verschiedene Anwendungen

Doch fangen wir vorne an: Was ist überhaupt eine Pumpe? Eine Pumpe ist eine Maschine, die Flüssigkeiten transportiert, indem sie ihnen Energie zuführt. Dabei wird zwischen verschiedenen Bauarten wie Kreisel- und Verdrängerpumpen unterschieden, die alle spezielle Eigenschaften, Vor- und Nachteile haben. Und warum ist das wichtig? Flüssigkeiten, oder genauer, „inkompressible Fluide“, sind ja nicht nur Wasser, Wein oder Bier. Auch Keksteig mit Schokostücken, Eiscrememasse mit Früchten, Quark, Tomatensauce oder Klärschlamm lassen sich pumpen. Man braucht halt die richtige Pumpe dafür.

Unsere neu eingeworbenen Exponate spiegeln die Entwicklung der Pumpen seit Mitte der 1860er Jahre wieder. Das älteste Objekt ist ein gut erhaltenes Exemplar der 1865 vorgestellten „Rheinischen Circularpumpe“ von Peter Hilge, eine der ältesten Weinpumpen der Welt.

Hilge, Betreiber einer drei Jahre zuvor gegründeten „Mechanischen Werkstätte und Gießerei“ in Mainz, hatte diese Pumpe für eine möglichst schonende Förderung des wertvollen Getränks konstruiert: So wollte er der seinerzeit verbreiteten Befürchtung vorbeugen, dass die Qualität eines Weins durch die Behandlung mit einer Maschine leidet.

Einige Jahre später konstruierte Hilge „Bierdruckregler“. Das sind ebenfalls Pumpen, die in den damals aufkommenden abgeschlossenen Brauapparaturen für konstante Förderdrücke und damit gleichmäßige Strömungen beim Umfüllen von Maische, Würze oder Bier sorgen. Durch eine gleichmäßige Förderung wird das Aufwirbeln von abgesetzten Trubstoffen verhindert.

Im Lauf der Zeit wurden hygienische Pumpen für Lebensmittel eine Spezialität des inzwischen als „Pumpenfabrik“ bezeichneten Unternehmens: Die 100 Jahre nach Gründung der Fabrik eingeführte „Hygia“ kann bis heute die hygienischen Anforderungen für Lebensmittelproduktion erfüllen und wird bis heute weiterentwickelt und ausgeliefert.

Von der technischen Sammlung ins Museum

Das von der Stiftung Berdelle-Hilge übernommene Konvolut bildete einen Teil der technischen Sammlung der Pumpenfabrik und gibt mit „handlichen“ Geräten von in der Regel nicht mehr als 100 kg Gewicht einen guten Überblick über die Entwicklung der Pumpen, besonders der Lebensmittelpumpen, von Mitte des 19. Jahrhunderts bis jetzt. Damit ist es eine ideale Ergänzung der in der Sammlung des Deutschen Museums bereits vorhandenen Pumpen (darunter Objekte von bekannten Erfindern wie Otto von Guericke und Georg von Reichenbach) enthält

Kleine Sonderschau "Lebensmittelpumpen" bis 10. Januar 2024

Vom 6.11.2023 bis 10.1.2024 ist eine Auswahl aus den von der Stiftung Berdelle-Hilge übernommenen Pumpen in der Ausstellung „Energie – Motoren“ im Erdgeschoss des Deutschen Museums zu sehen, und zwar auf der „Schrauberwerkbank“ gleich neben den Wasserturbinen. Natürlich ist die „Rheinische Circularpumpe“ von Peter Hilge eins der Exponate. Bis kurz vor Weihnachten werden als besonderes Highlight sieben der wertvollen historischen Bücher zur Hydraulik aus der Schenkung direkt nebenan gezeigt. Danach stehen diese wieder in der Bibliothek zur Verfügung. Wir danken der Stiftung Berdelle-Hilge für die Unterstützung und hoffen, auch in Zukunft weitere Aspekte unserer Pumpensammlung, der Fluidmechanik und der Strömungsmaschinen an dieser Stelle zeigen zu können.

Autor/in

Thomas Röber

Thomas Röber ist Kurator für Kraftmaschinen und für Agrar- und Lebensmitteltechnik. Nach einem Maschinenbaustudium hat er sich beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln mit Flugzeugtriebwerken befasst. Am Deutschen Museum arbeitet er nach Eröffnung der Ausstellung "Energie - Motoren" derzeit an der Neukonzeption der Ausstellung "Energie - Dampf".

Sein Tipp für einen Besuch im Deutschen Museum kostet keinen Eintritt: Unauffällig im Museumsgarten, in der Nähe der Seenotrettungskreuzer, steht ein Stahlblock, den Krupp im Jahr 1906 für das Deutsche Museum mit seinem legendären Dampfhammer "Fritz" bearbeitet hat. Daneben der Abdruck einer (damals) modernen 5000 t-Schmiedepresse. Ein Stück echte Industriegeschichte, direkt zum Anfassen.

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