Die Kopernikanische Revolution
Wir alle kennen das Projektionsplanetarium als perfekte Simulation der Vorgänge am Himmel. Wer aus dem dunkeln Kuppelraum wieder ans Tageslicht kommt, versteht vielleicht ein wenig besser, warum die Sonne zu dieser Jahres- und Tageszeit genau dort am Himmel steht und nachts erkennen wir einige Sternbilder am Himmel wieder, die uns im Planetarium gezeigt wurden. Doch das hat wenig mit der ursprünglichen Idee des Gründers des Deutschen Museums zu tun. Oskar von Miller wollte den Menschen ein zentrales Thema der Ideengeschichte der Astronomie näherbringen, nämlich den Wandel des Weltbildes, der im 16. und 17. Jahrhundert stattfand und den man oft als Kopernikanische Revolution bezeichnet.
Im Kern wurde diese Revolution von Nikolaus Kopernikus ausgelöst, der die Sonne statt der Erde ins Zentrum des Kosmos setzte. Kopernikus und dann später Johannes Keppler berechneten, dass die scheinbar komplizierten Bahnen der Planeten vor dem Fixsternhimmel von der Erde aus betrachtet logisch aus der einfachen Bewegung der Planeten um die ruhende Sonne folgen. Das wollte Oskar von Miller dem Museumsbesucher begreiflich machen, ohne Mathematik, durch reine Anschauung. Schon 1905 hatte er deshalb zwei Planetarien auf der Wunschliste: Ein Planetarium als Anschauungsobjekt für das geozentrische Weltsystem und eines für das heliozentrische Weltsystem.
Mit den ersten beiden Planetarien, zwei mannshohen Glaskugeln, auf denen der Fixsternhimmel aufgemalt ist und in deren Innerem Sonne, Mond und Planeten in Form von kleinen Kugeln durch einen äußeren Kurbelantrieb mechanisch bewegt werden können, waren die Museumsmacher aber offenbar nicht zufrieden. Im Verwaltungsbericht des Deutschen Museums von 1911/12 forderte Oskar von Miller eine größere Lösung. Danach sollte eine Riesenkugel von acht Meter Durchmesser entstehen, von deren Mittelpunkt aus Besucher die dynamischen Vorgänge am Nachthimmel im Zeitraffer beobachten können. Neben diesem, sogenannten Ptolemäischen Planetarium, soll in einem weiteren Raum von neun Meter Durchmesser ein Kopernikanische Planetarium errichtet werden, das im Gegensatz dazu die Sonne als Zentralgestirn zeigt.