FH: Es ging zunächst darum, alle Gemälde aufzufinden, sie neu zu vermessen, zu begutachten, gegebenenfalls reinigen oder restaurieren zu lassen, neue Aufnahmen anzufertigen. Erst nach diesen Vorarbeiten folgte die eigentliche Arbeit, nämlich die Rekonstruktion der Bildgeschichte und die kunsthistorische Einordnung. Hierfür waren Recherchen in den Verwaltungsakten notwendig sowie Bildvergleiche, die Suche in alten Auktionskatalogen und Werkverzeichnissen, die Nachfragen in anderen Museen... Dabei gab es durchaus Überraschungen. Sehr erstaunt war ich beispielsweise, als ich feststellen musste, dass das Gemälde von Georg von Reichenbach aus dem Jahr 1909 einst sehr viel größer gewesen war. Es fehlten die Beine des Dargestellten! Auf einer früheren Aufnahme ist Reichenbach auf dem Gemälde noch als Ganzfigur abgebildet. Man hat die Leinwand nach dem Zweiten Weltkrieg 1954/55 kurzerhand beschnitten und die vom unteren Leinwandstück verbliebene Künstlersignatur auf der Rückseite angebracht. Das Gemälde sollte nicht mehr im Ehrensaal angebracht werden – Reichenbachs Erfindung, eine Dampfmaschine, galt als zu speziell. Denn im Ehrensaal sollten nach dem Krieg nur noch Forscher und Erfinder die von allgemeiner Bedeutung gezeigt werden.