Anregend war es, sich - von Lobo an der Hand genommen - durchs Netz führen zu lassen. Das meistgesuchte Wort in Google 2003 in Deutschland macht die "Zerfaserung des Wissens" deutlich. (Wer hätte gewusst, dass es "yu-gi-oh" ist?) Die Seite "Fix my street" aus Großbritannien lässt uns verstehen, was die "Weisheit der Vielen" bewirken kann. Die Visualisierung der ungeheuren Größe von facebook leitet zur These, dass "Social Media der aktuelle Stand des Internets ist". Lobo - dafür ist er Marketingexperte genug - kreiert zur Unterstützung seiner Thesen gern eigene Schlagworte wie Interessanz (im Gegensatz zu Relevanz), Weitererzählbarkeit (wichtig im Social Web), Echtzeit und Sofortness (ist zwar nicht von ihm, macht Beschleunigung verständlich). Fast könnte man also auch euphorisch werden über so viel Fortschritt - doch Lobo gibt in seinem Vortrag auch den Skeptikern Futter. Was passiert eigentlich mit all den Daten, die Firmen und Behörden sammeln und vorrätig halten? Wie gehen wir damit um, dass wir nicht mehr freiwillig entscheiden können, welche persönlichen Daten und Informationen von uns im Netz für alle verfügbar sind? Entsprechend angeregt lief die Diskussion im Anschluss an den Vortrag ab. Ob mit der Weisheit der Vielen eine neue Moral der Vielen entstehen kann? Wie lange kann man noch kein facebook-Profil haben? Führt das Wissen um das Veröffentlichen von Bildern und Daten schon zu einer neuen Art der Selbstinszenierung? Unaufgeregt und wortgewandt nahm Sascha Lobo unermüdlich Stellung. Tröstlich war die abschließende Erkenntnis, dass 99% im Web tatsächlich Schrott ist, doch gilt das nicht nur für Inhalte im Internet. Das wertvolle 1% muss man herausfinden - und es ist für jeden etwas anderes.