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Wenn man dieser Tage die Beine in der Isar abkühlt, hat man, neben der erfrischenden Abkühlung, auch noch andere, eher unbemerkte Naturerlebnisse. Zum Beispiel kann man den Einzeller des Jahres 2014, Stentor, das Trompetentierchen finden. Seit einigen Tagen zeige ich bei den Führungen in der Optikabteilung Trompetentiere. Auf dem hier oben gezeigten lichtmikroskopischen Foto ist sogar eine Zellteilung zu sehen. Da werden gerade aus einem dieser hier ca. 1mm lang gestreckten Wimpertierchen zwei. Das ist ein höchst komplizierter Vorgang, den ich zusammen mit den Museumsbesuchern, bis zur vollständigen Teilung verfolgen konnte...

Neben diesem Prozess des Klonens, waren in den letzten Tagen auch Konjugationen zu sehen. Dabei verbinden sich zwei Wimpertierchen über Zellplasmabrücken, indem sie sich mit den Mundfeldern aufeinanderlegen, um die Hälfte ihres Genmaterials gegenseitig auszutauschen. Da die Deutschen Gesellschaft für Protozoologie die Gattung Stentor, das Trompetentierchen, zum Einzeller des Jahres ausgewählt hat, habe ich einige kultiviert, um das ganze Jahr diese herrlichen Einzeller zeigen zu können. Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch noch ein paar elektronenmikroskopische Fotos von Kleinlebewesen aus der Isar zeigen, die im Laufe der Jahre entstanden sind.

Kleinlebewesen aus der Isar:

Dieses kleine, fest sitzende, Bechergeißeltierchen frisst gerne Bakterien, die es mit enorm schnellen Bewegungen der Geißel in den Zellkörper befördert.

Halteria sp., das Springtierchen, ist ein Wimpertierchen das bei der Nahrungsaufnahme von Bakterien sehr schnell auf der Stelle rotiert. Es kann aber auch in Bruchteilen einer Sekunde bis zu einem Millimeter weit springen.

Diese Stephanodiscus Kieselalge habe ich einmal direkt neben dem Museum aus der Isar gefischt. Die stabilen Konstruktionen dieser im Wasser lebenden Algen inspirieren Architekten und Statiker schon seit Jahrhunderten.

Zum Schluss, um mal einen „Riesen“ zu zeigen, kommt noch ein Foto von einem Wasserfloh. Zu seiner Nahrung gehören auch Stephanodiscus Kieselalgen. Wobei der Wasserfloh nur das Zellplasma der Algen verdaut und die Schalen wieder ausscheidet. Die Isar ist halt nicht nur ein Ort der Erholung, sondern auch ein interessantes Biotop.

Autor/in

Klaus Macknapp

betreut seit 17 Jahren die Ausstellung Optik, in der es ums Auge, ums Sehen und um Licht geht - daher ist sie auch eine der dunkelsten im Museum. Klaus Macknapp hat sich vor vielen Jahren ins Reich des Unsichtbaren gewagt und arbeitet am Raster-Elektronen - und an Lichtmikroskopen. Sein Tipp für einen Besuch im Deutschen Museum: An den Mikroskopie-Führungen in der Abteilung Optik teilnehmen, um die schönsten und aufregendsten Kleinigkeiten zu erkunden – oder einen Mikroskopie-Workshop zu buchen. Die Auswahl der täglich kostenlos angebotenen Führungen und Vorführungen findet man täglich ab 9.00 Uhr auf der Website und auf dem Aushang im Eingangsbereich des Deutschen Museums. Den Workshop kann man über das Führungsbüro buchen.