Derzeit werden auf der Museumsinsel fast 3000m² Depotfläche geräumt. Das hört sich erstmal gar nicht so schlimm an. Doch bedeutet es, dass 40.000 Exponate an den nördlichen Stadtrand Münchens umziehen müssen. Es handelt sich also - logistisch wie konservatorisch - um ein anspruchsvolles Projekt. Viele der Exponate befinden sich seit Jahrzehnten an ihren angestammten Plätzen im Regal des Depots und warten. Warten darauf wiederentdeckt, erforscht, dokumentiert oder konserviert werden. Durch Unterstützung der Kuratoren wurden in den vergangenen Monaten mehrere Tausend unbekannte Objekte, Teile und Zubehöre nachinventarisiert. Dabei kamen wertvolle Exponate ans Licht.
In den Regalen der Fotografie-Objekte fand sich eine kleine Dose mit der Aufschrift „Polarisations-Apparate“. Dr. Cornelia Kemp, die Kuratorin für Foto und Film, entdeckte beim Öffnen darin jedoch keine Filter, sondern farbige „Haarlocken“ samt einem blauen, grünen und braunen Farbglasstäbchen, aus dem jeweils die feinen Haarfasern gezogen worden waren, allem Anschein nach ein Beispiel für „Engelshaar“, dessen Herstellung im 19. Jahrhundert von Thüringer Glasbläsern entwickelt wurde. Ferner kamen ein Haarbüschel aus farbigen Glasfasern zum Vorschein sowie ein kleiner geflochtener Zopf. Dieser war in ein beschriftetes Papier eingeschlagen, dessen Aufschrift vollends bestätigte, dass es sich um einen höchst interessanten historischen Fund handelte. Denn nach der Aufschrift wurde dieser Zopf 1873 auf der Weltausstellung in Wien gezeigt und kam wohl über einen Jenaer Professor Schaffer ins Deutsche Museum. Recherchen im Archiv haben bisher weder Genaueres über den Zeitpunkt der Übergabe noch Hinweise zur Person des Professors aus Jena gebracht. Auch konnten die Zusammenhänge, in denen die Glasfasern in Wien zu sehen waren, noch nicht eruiert werden. Doch stehen die Forschungen ja auch erst am Anfang.