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Zur Weihnachtszeit begeht der Amateurfunk im Deutschen Museum gleich ein Doppeljubiläum: 75 Jahre Sendelizenz und 35 Jahre ständiger Funkbetrieb der Klubstation DLØDM.

Vor genau 75 Jahren, am 20. Dezember 1949 wurde dem Deutschen Museum vom Fernmeldetechnischen Zentralamt Darmstadt die Lizenz zum Betrieb der Klubstation mit dem Rufzeichen DLØDM erteilt. Die unter gesetzlicher Legitimation verliehene „Amateursendelizenz“ ist damit nur ein paar Monate jünger als unser Grundgesetz. 

Nachdem Amateurfunk kurz nach Kriegsbeginn 1939 generell verboten wurde, waren schon bald nach Kriegsende Funkamateure bestrebt, den Funkbetrieb wieder aufzunehmen. Bis 1949 oblag die Funk- und Fernmeldehoheit den Alliierten, doch schon ab 1946 tolerierte die US-Militärregierung den Amateurfunkbetrieb. Auf Bestreben der Funkamateure, auf einer rechtssicheren Grundlage operieren zu können, gelang es noch zu Zeiten der Militärregierung, das Amateurfunkgesetz [AFuG] zu verabschieden. Es trat im März 1949 in Kraft und ist damit sogar älter als unser Grundgesetz. In novellierter Form besteht es bis heute. Ein kurzer Auszug aus dem aktuellen Gesetzestext verdeutlicht den Zweck des Amateurfunks, der international bis auf UN-Ebene definiert und verbindlich festgeschrieben ist: 

„Amateurfunkdienst ein Funkdienst, der von Funkamateuren untereinander, zu experimentellen und technisch-wissenschaftlichen Studien, zur eigenen Weiterbildung, zur Völkerverständigung und zur Unterstützung von Hilfsaktionen in Not- und Katastrophenfällen wahrgenommen wird…“
AFuG: §2, Abs. 2

Bereits 1938 installierte das Deutsche Museum den ersten Kurzwellensender, den ein Student im Auftrag des Hauses im Eigenbau fertigte. Der 100 Watt Sender befand sich bis 1958 in der Ausstellung Physik und wurde von Zeit zu Zeit in der dortigen Funkstation in der Betriebsart CW (Morsetelegraphie) auf den Bändern 80 m bis 10 m (entsprechend dem Frequenzbereich von 3,5 MHz bis 29,7 MHz) betrieben. Übrigens kann dies beeindruckende Objekt mit der Inventarnummer 68789 noch heute in der Ausstellung Elektronik im Bereich der Klubstation DLØDM bewundert werden. 

Den Ausschlag zum Regelbetrieb der Klubstation gab dann der Erfolg der Sonderausstellung „Telegrafie und Funk“ von August bis September 1987, zu der oberbayerische Funkamateure täglich mit Vorführungen im Einsatz waren. Die schon zuvor entwickelte Idee eines regelmäßigen Funkbetriebs zu Demonstrationszwecken wurde dann 2 Jahre später auf Initiative des Fördervereins Amateurfunkmuseum e.V. (AFM) und des Deutschen Amateur-Radio-Clubs e.V. (DARC) Distrikt Oberbayern realisiert. Vor 35 Jahren, am 20. Dezember 1989 wurde mit dem ständigen Betrieb der Klubstation DLØDM begonnen, sie ist seitdem fester Bestandteil der Ausstellungen und des täglichen Vorführprogramms. Organisation und Betrieb von DLØDM wurden von da an durch ehrenamtlich tätige Funkamateure bestritten und dafür bestimmungsgemäß ein Stationsverantwortlicher ernannt. Seit 2010 hält Alfred Fröschl, DL8FA diesen „Call“.  

Anmerkung: im internationalen Sprachgebrauch des Amateurfunks sind Nomenklaturen geregelt, die zwischen männlichem und weiblichem Operator als OM (old man) und YL (young lady) unterscheiden weswegen der Begriff „Funkamateur“ umfassend verstanden und so auch hier verwendet wird.

Engagement, Begeisterung und Ideenreichtum von bislang 51 Funkamateuren - allesamt im Ehrenamt tätig - haben wesentlich zum Aufbau der Klubstation beigetragen und ein Team von 20 OMs und YLs stemmt heute den ständigen Betrieb. Sie sind mit ihrem Expertenwissen als wichtige Vermittler von Technologien tätig, die aus unserer modernen Welt nicht mehr wegzudenken sind. Denn das Alltagsleben der Menschen wird heute nahezu flächendeckend von Applikationen bestimmt, die auf Funk- und Übertragungstechnik basieren: von der GPS-Navigation über die Mobiltelefonie bis hin zu den modernen Daten- und Netzdiensten unserer Informationsgesellschaft. Alle (mobilen) Anwendungen, die rund um die Uhr milliardenfach verwendet werden, bedienen sich funktechnischer Infrastruktur. Amateurfunk ist ein Fenster in die Welt der Kommunikationstechnologie und der globalen Vernetzung.

Seit Neueröffnung der Dauerausstellungen im Juli 2022 im Rahmen des ersten Realisierungsabschnitts der Generalsanierung des Deutschen Museums befindet sich die Klubstation DLØDM inmitten der Ausstellung Elektronik. Dazu waren Neukonzeption, Errichtung und Inbetriebnahme des „Shacks“ (Funkarbeitsplatz), der Kurzwellen- und UKW-Antenne auf dem Museumsdach erforderlich, es wurden Videos für Medienstationen produziert und schließlich der Umzug in die neue Station vollzogen. Ohne die tatkräftige Unterstützung der OMs und YLs wäre die Realisierung der neuen Klubstation nicht möglich gewesen

Alleine in Deutschland begeistern sich etwa 61.000 OMs und YLs für das technische Hobby Amateurfunk. Weltweit geht man von etwa 1,75 Millionen Teilnehmern aus. Die Bandbreite dieses faszinierenden Hobbys ist riesig – analoge und digitale Betriebsarten, Sender-, Empfänger- und Übertragungstechnik von Kilohertz bis Gigahertz, Antennentechnik, Elektronik, Informatik – Amateurfunk ist für Viele der Einstieg ins Ingenieurwesen. Auch erfahren Funkamateure hierzulande durchaus Unterstützung durch manchen Arbeitgeber, Institute oder Universitäten, indem auf deren Territorium eine Amateurfunk Klubstation betrieben werden darf.  Denn Amateurfunk kann bis hin zu einem technisch recht anspruchsvollen und komplexen Grad ausgeübt werden. Seit Beginn des Amateurfunks in den 1920er Jahren sind daraus viele Erkenntnisse in technische Entwicklungen eingeflossen und die Fähigkeiten von Funkamateuren sind erwünschte Skills in Forschung und Entwicklung. Am Lehrstuhl Technische Informatik der Universität Würzburg wird gar eine Vorlesung Amateurfunk samt Lizenzprüfung angeboten. 

Amateurfunk im Deutschen Museum ist zweifellos das geeignete Format, einer breiten Öffentlichkeit den anschaulichen Zugang zu den Prinzipien der drahtlosen Kommunikation zu ermöglichen. Das geschieht neben dem täglichen Funkbetrieb auch regelmäßig an Aktionstagen, an denen OMs und YLs des DARC Distrikt Oberbayern das Programmangebot für unsere Besucher bereichern.  Sei es beim „Maus-Türöffnertag“ für Kinder, sei es während der „Langen Nacht der Münchener Museen“ oder auch am „Aktionstag Inklusion“. 

In diesem Sinn gratuliere ich unserem Amateurfunkteam zum Doppeljubiläum und bedanke mich bei allen OMs und YLs des DARC für den tatkräftigen ehrenamtlichen Einsatz rund um DLØDM.

***mni congrats tnx vy 73 de DL4LA***

Friedliche und frohe Weihnachten und einen guten Start ins Neue Jahr wünscht Ihnen und Euch  

Luise Allendorf

Amateurfunk-Antenne weihnachtlich geschmückt mit Lebkuchen-Figuren, roten Christbaumkugeln und ein paar Tannenzweigen.

"Frohe Weihnachten" aus dem Deutschen Museum in Deutsch und Englisch

Autor/in

Luise Allendorf-Hoefer

Luise Allendorf-Hoefer ist Kuratorin für Nachrichtentechnik und Elektronik. Nach dem Elektrotechnikstudium hat sie sich beim Bayerischen Rundfunk um die Audio- und Systemtechnik der Fernsehstudios in München gekümmert um dann nach Abstechern über Kindererziehung, Maschinenbauindustrie und ganz unterschiedlichen Aufgaben im Deutschen Museum ihre Fachgebiete und die Ausstellung Elektronik zu betreuen. Besonders liegt ihr die Funktechnologie am Herzen, für die sie dank ihrer Zuständigkeit für die Amateurfunk Klubstation DLØDM und für Radio Eule im Wortsinn „breitbandiges“ Betätigungsfeld gefunden hat.

 

Ihr Tipp für den Besuch des Deutschen Museums: Die Vorführung des Siplace Bestückautomaten in der Ausstellung Elektronik: State of the Art-Ingenieurskunst in der Anwendung.