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Franz Huber arbeitet seit März 1981 in der Modellbauwerkstatt des Deutschen Museums, davon 32 Jahre als Werkstattleiter. Fad war ihm keinen Tag lang.

Der Generaldirektor des Deutschen Museums sagt, der einzige Job, den er noch lieber machen würde als den des Generaldirektors, sei der von Franz Huber. Franz Huber (62) ist Leiter der Modellbauwerkstatt des Deutschen Museums. Auf der Museumsinsel hat er seinen Traumjob gefunden – und er macht ihn jetzt schon seit 40 Jahren. Mit großer Begeisterung.

Die Werkstätten des Deutschen Museums sind berühmt. Allein schon wegen ihrer großen Bandbreite: Es gibt Schreiner, Elektroniker, Drucker, Maler, Buchbinder und Fotografen – und eben Werkstätten wie die der Bildhauerinnen und Modellbauer. Hier entstehen die einzigartigen Dioramen für das Museum, detailgetreue Brücken- und Flugzeugmodelle, Demonstrationen und vieles mehr.

Die Modellbauwerkstatt gehört zum Beeindruckendsten, was das Museum außerhalb der Ausstellungen zu bieten hat. „Wenn mir das jemand prophezeit hätte vor 40 Jahren, dass ich hier so lange arbeiten würde, ich hätte ihm nicht geglaubt“, sagt Franz Huber lachend.

Die große Liebe nahm 1978 ihren Anfang. „Da sind wir vor meiner Gesellenprüfung mit der Berufsschulklasse ins Deutsche Museum gegangen. Unser Lehrer hat es damals geschafft, dass wir auch einen Blick in die Modellbauwerkstatt werfen dürfen. Und da dachte ich: Genau da willst du mal arbeiten.“

Kurze Zeit später stand Huber dann wildentschlossen mit seinem Gesellenbrief in der Hand vor dem Leiter der Werkstätten des Deutschen Museums, der aber bedauerte: In der Modellbauwerkstatt sei erst in sechs bis sieben Jahren wieder was frei. „Dann habe ich erst einmal bei BMW angefangen.“  Anderthalb Jahre später kam der ersehnte Anruf, ob die Bewerbung noch stehe. „Ich sagte natürlich ja – und habe mich gegen 80 Mitbewerber durchgesetzt. Ich habe zwar 1000 Mark netto weniger verdient als bei BMW, aber das war nicht so wichtig“, erzählt Huber.

Huber war schon als Kind ein Tüftler. „Ich habe als Bub Flugzeuge zusammengebaut, und weil ich das Geld für Bausätze nicht hatte, habe ich die Automodelle eben selbst konstruiert. Oder ein funktionierendes Amphibienfahrzeug.“ Insofern ist mit dem Job auch ein Kindertraum wahrgeworden.

Und es kam noch besser. Acht Jahre später, mit gerade mal 29 Jahren, wurde Franz Huber Leiter der Modellbauwerkstatt. Unter lauter Kollegen, die zwischen 50 und 60 waren. „Ich habe mich durchbeißen müssen – das war schon ein harter Kampf damals.“ Der Mann ist so quirlig, dass er anfangs von den Kollegen als „Gschaftlhuber“ verspottet wurde, wie er selbst erzählt. Das ist bei ihm aber im Wortsinn zu verstehen: Er ist einfach geschäftig. „Ich habe mich halt nicht bremsen lassen.“

Die Demonstration zur „Kraftwirkung der Sonne auf die Planeten“ in der Astronomie, in der eine Kugel sich in spiralförmigen Kreisen dreht, bis sie schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit in einem Loch im Zentrum verschwindet, war seine erste Bewährungsprobe in der Modellbauerwerkstatt. „Das habe ich damals quasi von Hand gedrechselt, obwohl die Kollegen alle gedacht haben, der schafft das nie.“ Danach war das Eis gebrochen.

Nach seinem absoluten Highlight gefragt, muss Huber nicht lange überlegen. Die menschliche Körperzelle in der Pharmazie, ein begehbares Modell im Maßstab 350.000 zu 1. „Das haben wir innerhalb eines Jahres realisiert, von der Idee bis zur Vollendung.“ Zeitlich war das ganz schön knapp. „Bei der Eröffnung haben wir uns nach der Fertigstellung hinten in den Verwaltungstrakt rausgeschlichen, während vorne schon die ersten Besucher reinkamen“, erzählt Huber. Konstruiert ist die Zelle wie ein Schiffsrumpf, und in den Messehallen auf der Theresienhöhe, wo später das Verkehrszentrum des Deutschen Museums entstand, hatten die Kolleginnen und Kollegen den Platz, den sie brauchten, um die riesige Form zu bauen. Huber: „Unglaublich anstrengend war das, den ganzen Tag im Vollschutzanzug mit Atemmaske, das Harz, alles klebt - aber es war ein wunderbares Musterbeispiel, wie die Werkstätten das zusammen hinkriegen.“

Besonders gefreut hat sich Huber aber über die Resonanz: „Die Gesichter der Besucher am ersten Tag waren mehr wert als jede Gehaltserhöhung. Das Schöne an dem Job ist nämlich: Man bekommt diese Reaktionen mit. Wenn du als Handwerker einen Tisch baust, wird der irgendwann an den Kunden ausgeliefert, und du hörst nie wieder etwas davon. Aber hier kannst du dir jeden Tag anschauen, was du mit deiner Arbeit bewirkst.“ Und man kann 20 Jahre später mit Gästen ins Deutsche Museum kommen und zeigen, was man hinterlassen hat.

Ein anderes großes Beispiel seiner Arbeit wird bald wieder in den Ausstellungen des Deutschen Museums zu sehen sein, genauer gesagt in der Abteilung Brückenbau: Das riesige Baustellenmodell einer Schrägseilbrücke aus der Normandie – Maßstab 1:40. „Da war ich so stolz drauf, dass ich selbst zum damaligen Generaldirektor gegangen bin, um durchzusetzen, dass es auch einen guten Platz in der Ausstellung bekommt.“ Übersehen kann man es eh kaum: Das Modell ist fast sieben Meter hoch.

Natürlich bringt es die Tätigkeit als Werkstattleiter mit sich, dass man mehr organisiert, weniger selbst baut. „Ich habe mir dann immer wieder ein paar Details vorgenommen, wie zum Beispiel den Tank beim Modell des Wright-Flyers. Ich musste mir von Zeit zu Zeit beweisen, dass ich’s noch kann.“ Auf der anderen Seite bringt die Arbeit im Team für ihn aber einen gigantischen Vorteil mit sich: „So einen kreativen Spielraum wie mit so vielen Experten hast du als Einzelner nie.“ Die heutigen Möglichkeiten beim Modellbau tun ein Übriges: „CAD-Zeichnen, CNC-Fräsen und 3-D-Druck - ich habe für jeden Bereich jemanden in der Werkstatt, der das richtig gut kann.“

Fad ist dem 62-Jährigen in der ganzen Zeit nie gewesen – und auch der Modellbau wird ihm nicht leid. Im Gegenteil: „Ich baue schon noch Modelle zu Hause. Ich habe da eine richtig tolle Werkstatt, die nach Süden rausgeht.“

Dem Deutschen Museum wird er noch eine Weile erhalten bleiben: „Hier ist schließlich mein Traum in Erfüllung gegangen. Und noch mehr. Ich wollte ja eigentlich nur in der Modellbauwerkstatt arbeiten. Und dann wurde ich sogar Leiter einer solchen Werkstatt mit solchen kreativen Möglichkeiten. Was Besseres kann dir nicht passieren.“ In zwei Jahren könnte Huber in Pension gehen – dann hat er 45 Jahre gearbeitet. Aber Franz Huber sagt: „Es heißt zwar, man soll gehen, wenn’s am Schönsten ist. Andererseits: Es ist halt immer noch am Schönsten.“

Die große Liebe nahm 1978 ihren Anfang. „Da sind wir vor meiner Gesellenprüfung mit der Berufsschulklasse ins Deutsche Museum gegangen. Unser Lehrer hat es damals geschafft, dass wir auch einen Blick in die Modellbauwerkstatt werfen dürfen. Und da dachte ich: Genau da willst du mal arbeiten.“

Autor/in

Gerrit Faust

Gerrit Faust leitet die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Museums. Als gelernter Journalist hat er von vielem ein bisschen, aber von nichts so richtig Ahnung.

Sein Tipp für einen Besuch im Deutschen Museum: Unbedingt in die Raumfahrt – schließlich träumt er immer noch von einer Astronautenkarriere. Anschließend einen Einkehrschwung in die „Frau im Mond“. Und dann noch in zwei großartig gestaltete Ausstellungen – die „Musikinstrumente“ und die „Gesundheit“.