Susanne Rehn-Taube
Susanne Rehn ist Chemikerin und seit 2005 Kuratorin für Chemie am Deutschen Museum. Sie hat mit ihrem Team die Ausstellung Chemie konzipiert und ist für die Digitalisierung der chemischen Sammlung verantwortlich.
Aus der Sammlung , Erwachsene , Jugendliche / junge Erwachsene , Vorführung
Im 82. Jahr nach der Entdeckung der Kernspaltung und 68 Jahre nach der Übergabe durch das Max-Planck-Institut für Chemie steht der Kernspaltungstisch heute als eines der bekanntesten Exponate im Deutschen Museum. Ein einfacher Holztisch zeigt die Originalgeräte, mit welchen im Winter 1938 die Spaltung von Uranatomen erstmals nachgewiesen wurde.
Viel wurde über dieses Arrangement und die Geschichte der Entdeckung publiziert. Verblüffend erschien schon immer die Einfachheit der Apparatur gegenüber der Tragweite der Entdeckung. Allerdings hat sich bislang niemand wirklich die Mühe gemacht, alle Einzelteile zu dokumentieren und ihre technische Funktion nachzuvollziehen.
Die Geräte zur Bestrahlung und Analyse der Spaltprodukte, die Geiger-Müller-Zählrohre und die mechanischen Zähler, die die Zerfallskurven der Reaktionsprodukte anzeigten, all dies war schnell beschrieben.
Aber was passierte dazwischen? Zwischen den Zählrohren und dem Rädchen auf dem mechanischen Zähler? Immerhin der imposanteste Teil der Apparatur besteht aus Röhrenverstärkern auf einfachen Holzbrettchen. Danach gefragt, bediente man sich im Museum meist eines Zitats von Otto Hahn: „Das sind alles nur elektrische Hilfsgeräte.“
Durch einen Impuls eines interessierten Museumsbesuchers machten wir – die Chemie-Kuratorin Susanne Rehn-Taube und die Kuratorin für Telekommunikation und Mikroelektronik, Luise Allendorf-Hoefer – uns daran, diesen berühmten Kabelsalat zu entwirren und die Funktion der einzelnen Teile zu klären.
Im Zuge der neuen Dokumentation wurden auch die verschiedenen Kabel und Drähte auf dem Tisch entwirrt und in einer technisch sinnvollen Weise wieder zusammengesteckt. Das Exponat ist im Laufe seiner Museumskarriere mehrfach umgezogen und da nie eine vollständige Dokumentation aller Einzelteile vorlag, ist davon auszugehen, dass auch die Verkabelung über einen langen Zeitraum nicht korrekt war. Eine genaue Aufstellung im Sinne eines Schaltplans ist darüber hinaus in Arbeit. Bis dahin grüßen Lise Meitner und Otto Hahn von den einzelnen Bauteilen – in Form von Instituts-Labeln, die wir auch neu entdeckt haben.