Doch Melli Beese, technisch begabt, hartnäckig und entschlossen, lies sich nicht von ihrem großen Traum abbringen. Am 13. September 1911, ihrem 25. Geburtstag, nutzte sie die Gunst der Stunde, während ihre missgünstigen Mitstreiter abwesend waren. Sie organisierte sich externe Zeugen und absolvierte unbemerkt in den frühen Morgenstunden ihre Pilotenscheinprüfung. Damit war sie die erste Pilotin Deutschlands! Ihre „Flugzeugführerlizenz“ trug die Nummer 115, das heißt, sie war der 115. Mensch, der in Deutschland offiziell ein Flugzeug fliegen durfte.
Im Jahr zuvor hatten die Französinnen Thérèse Peltier, Raymonde Laroche, Marie Marvinght, Marthe Niel und die Belgierin Hélène Dutrieu ihre Pilotenlizent erhalten. Die nächste Frau, die in Deutschland das Examen ablegte, war mit der Nr. 274 am 16. August 1912 die russische Fürstin Eugenie Schakowskoy, ihr folgte mit Nr. 285 am 7. September 1912 Charlotte Möhring aus Berlin-Pankow. Mit Martha Behrboom Nr. 427 am 4. Juni 1913 und Else Haugk Nr. 785 am 6. Juni 1914 sind das auch schon alle Frauen, die in Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg den Pilotenschein erwarben. Weltweit gab es 34 Pilotinnen mit Flugberechtigung. Neben diesen lizenzierten Fliegerinnen gab es jedoch noch zahlreiche weitere Frauen, die sowohl fliegerisch tätig als auch bei der Konstruktion und dem Bau von Flugzeugen beteiligt waren.