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Was hat es mit diesem schwimmenden Boten aus dem Mittelalter auf sich? Warum schreibt jemand im Jahr 1856 einen Unterwasserbrief? Wie kommt der Museumsgründer Oskar von Miller darauf, einen Brief aus einem Zeppelin abzuwerfen? Was steht eigentlich so in den Briefen der Nobelpreisträger Adolf von Baeyer oder Albert Einstein? Und wieso gab es schon 1910 am Münchner Hauptbahnhof eine U-Bahn? Wie hat sich die Kommunikation im Laufe des 20. Jahrhunderts durch Telegramm, Telefax und E-Mail verändert und was müssen Archive dabei beachten? Am "Tag der Archive“, beantwortet das Archiv des Deutschen Museums diese und viele weitere Fragen und präsentiert dazu spannende Originaldokumente.

Zu allen Zeiten und an allen möglichen Orten werden Briefe und Postkarten geschrieben. Den wohl ersten „Unterwasserbrief“ der Weltgeschichte brachte Wilhelm Bauer, der Wegbereiter der U-Boot-Technik, zu Papier. Geografisch präzise lokalisiert Bauer seinen Standort mit „Kronstadt den 12ten Juni 1856 Im Hyponautischen Apparat bei 15 F[us]s Tiefe, horicontal fahrent in N:N:Ost“. Aus luftiger Höhe schickte Museumsgründer Oskar von Miller im Jahr 1929 „herzliche Grüße“ an seine Mitarbeiter im Deutschen Museum. Seine Luftpost warf er von einem Zeppelin ab und bat den Finder, diese doch im Deutschen Museum abzugeben. Und diese ungewöhnliche Form der Briefzustellung hat tatsächlich funktioniert!

Briefwechsel unter Wisseschaftlern

Wissenschaftler tauschen in ihren Briefen häufig Informationen zu ihren Forschungsprojekten aus. So teilt der englische Physiker Michael Faraday im April 1846 dem Berliner Universalgelehrten Alexander von Humboldt Einzelheiten über den so genannten „Faraday-Effekt“ mit. Adolf von Baeyer wiederum vertraut Heinrich Caro am 3. August 1883 die gerade gefundene Strukturformel des Indigos an. Albert Einstein beginnt den Brief an seinen Münchner Kollegen Arnold Sommerfeld vom 28. November 1926 mit der Bemerkung, dass sein „besseres Ich gegen den Faulpelz in mir einen verzweifelten Kampf gekämpft habe“, wobei das bessere Ich unterlegen sei. Einstein könne daher nicht den „Dampf für den Vortrag in München aufbringen“. Letztlich kommt er doch noch auf physikalische Fragen zu sprechen, unter anderem auf das gerade erschienene „geistvolle“ Buch des britischen Astrophysikers Arthur Stanley Eddington.

Von der Postkarte zu digitalen Datenträgern

Im Laufe des 20. Jahrhunderts wandelten sich die Formen der Nachrichtenübermittlung. Zu den „klassischen“ Briefen und Postkarten kamen immer neue Medien, wie Telegramm, Telefax, E-Mail oder andere digitale Nachrichten. Vor allem elektronische Daten und deren Langzeitspeicherung stellen die Archive vor neue Herausforderungen.
Auch einen Film gibt es im Archiv des Deutschen Museums zu sehen, der die erste Münchner U-Bahn zeigt. Selbst viele Münchner wissen nicht, das von 1910 bis 1988 eine spezielle Post-U-Bahn Briefe und Pakete vom Hauptbahnhof zum nahe gelegenen Postamt transportierte.
Im Archiv des Deutschen Museums befindet sich eine riesige Anzahl an Briefen, Postkarten und anderen Beispielen der schriftlichen Kommunikation. Am Tag der Archive werden im Bibliotheksgebäude einmalige Dokumente im Original gezeigt.

Das Programm am Tag der Archive

Wie immer präsentieren sich beim „Tag der Archive“ im Deutschen Museum auch andere Einrichtungen. So lockt die Bayerische Staatsbibliothek mit illustrierten Künstlerautografen, also Briefen, die mit Zeichnungen von Künstler wie Franz von Pocci, Hermann von Kaulbach oder Olaf Gulbransson versehen sind. Das Archiv der Akademie der Bildenden Künste München stellt das breite Spektrum der Kommunikation zwischen Studierenden und Akademieleitung bzw. der Öffentlichkeit während der Studentenrevolte 1968/69 vor. Das Archiv der Technischen Universität München wiederum eröffnet am Beispiel der umfassend erhaltenen Korrespondenz des Nobelpreisträgers für Chemie Hans Fischer (1881-1945) einen noch wenig bekannten Einblick in die Geschichte der Technischen Hochschule im Nationalsozialismus.

Autor/in

Matthias Röschner

Matthias Röschner ist Leiter des Archivs des Deutschen Museums. Er hat Geschichte und Latein studiert und anschließend das Archivreferendariat absolviert. Schwerpunkte seiner Forschungstätigkeit sind die wissenschaftliche Aufbereitung und Digitalisierung der Archivbestände.