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Nach einem Gesamtüberblick über unser Symposium „Das digitale Objekt II“, stellen die jeweiligen Organisator*innen und Moderator*innen Ihnen hier die einzelnen Bestandteile in loser Folge vor. Den Anfang macht – wie im wirklichen Leben – das BarCamp. Dies fand als Auftakt des Symposiums am 28. November 2019 von 10 bis 13 Uhr im Zentrum Neue Technologien (ZNT) des Deutschen Museums statt.

Erstmals veranstaltet im Umfeld kalifornischer Software-Programmierer vor fast 15 Jahren, ist ein BarCamp unserem Verständnis nach eine Art Workshop, zu dem sich Interessenten in kleineren Gruppen zusammenfinden, um Themen und Fragen zu diskutieren, die sie aktuell beschäftigen.

Jede*r Teilnehmer*in konnte dem Plenum sein Thema zur Objektdigitalisierung zu Beginn während der Planung der Sessions in einem Pitch maximal eine Minute lang vorstellen. Die Teilnehmer*innen entschieden dann direkt nach jedem Pitch gemeinsam, ob das Thema sie interessiert. Die Themen mit den meisten Interessenten wurden in einem Zeitplan vermerkt. Es gab vier parallele Sessions von je 30 Minuten Dauer, und das in vier aufeinanderfolgenden Time-Slots. Wir hatten 14 Themen-Anmelder. Der Andrang auf das in Museumskreisen noch recht neue Format des BarCamps, war so groß, dass wir die Anmeldeliste bereits ein paar Tage vor Beginn schließen mussten. Da wir kurzfristig noch einen vierten Raum reservieren konnten, waren wir in der komfortablen Lage, alle 14 Themenvorschläge auf Räume zu verteilen und für die Sessions kleinere Gruppen zu bilden, in denen man besser diskutieren konnte.

Jeweils vier Sessions fanden parallel an verschiedenen Orten im ZNT statt. Die Initialisier*innen der ausgewählten Themen übernahmen die Impulseinführung in die jeweilige Session, die die Grundlage für die anschließende Diskussion bildete.

Die Spannung steigt: Wie werden die Sessions eingeteilt?

So sah die fertige Planung aus, anhand derer jede*r sehen konnte, wo er welche Session besuchen kann:

Der Wechsel zwischen den Sessions, der jeweils von einer 10-minütigen Pause begleitet war, gelang reibungslos, einige Gruppen diskutierten sogar weiter, wenn sie an einem interessanten Punkt angelangt waren.

Konzentriertes Arbeiten während der Session „Exploration in der Erweiterung – sammlungsübergreifende Visualisierung musealer Sammlungen“ von Viktoria Brüggemann (UCLab, Fachhochschule Potsdam) auf der Bühne des ZNT:

Uns hat es besonders gefreut, dass Mitarbeiter*innen aus verschiedenen Arbeitsbereichen des Deutschen Museums neugierig auf das BarCamp waren.

Dialogischer Austausch im Stehen in der Session „Die Zeppelin-Bugspitze“ der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Tatjana Dietl aus dem Team „Historische Luftfahrt (bis 1918)“ des Deutschen Museums:

Keine PowerPoint-Präsentation, sondern ganz oldschool: Ausdrucke auf Papier: Fotos und Pläne zur neuen Planung der Ausstellung „Historische Luftfahrt (bis 1918)“, die 2025 im Deutschen Museum eröffnen soll:

Das Gespräch drehte sich um die originale Bugspitze des Luftschiffes LZ 127 „Graf Zeppelin“, die virtuell belebt werden soll. Hierzu holte sich Tatjana Dietl Anregungen bei den externen Gästen des BarCamps. So kam ein kreativer Austausch zustande, bei dem sowohl die Initialisiererin als auch die Gäste etwas lernten. Dieses Geben und Nehmen ist eine der Kernideen eines BarCamps.

Tatjana Dietl über ihre Erfahrungen: „Ich habe in dem 30-minütigen Workshop zahlreiche spannende Ideen mitgenommen, die ich jetzt in der zukünftigen Ausstellung umsetzten möchte: Zum Beispiel könnte eine kreative AR-Anwendung zur Zeppelin-Bugspitze unseren Besuchern die riesigen Ausmaße dieses Luftschiffes veranschaulichen und das Objekt sogar virtuell begehbar machen.“

Eva Bunge, stellvertretende Leiterin der Bibliothek des Deutschen Museums, widmete sich in ihrer Session dem Thema „Citizen Science im Museum“. Hier wurde über den Einsatz von Freiwilligen in musealen Forschungsprojekten diskutiert. Schwerpunkte waren unter anderem das Finden und Motivieren der Freiwilligen sowie die Sicherung der Datenqualität. Besonders interessant fand Frau Bunge den Austausch mit Vertreterinnen von verschiedenen Museen, die bereits Citizen Science einsetzen.

Auf der Empore des ZNT erörterte und analysierte unser Fotograf Konrad Rainer die Problemstellungen bei der Generierung hochwertiger Digitalisate in 2D und 3D im Rahmen seiner Session „Von Makro zu Mega: Herausforderungen digitaler Objektfotografie“ anhand von Bildbeispielen gemeinsam mit den Teilnehmer*innen:

Im Seminarraum unter der Haupttribüne schilderte Thomas Fickert (Dexperio) in seiner Session „Das immersive Objekt. Wieviel Visualisierung verträgt das reale Museum?“ die Möglichkeiten von AR-Visualisierung an Objekten des Deutschen Museums aus dem Fachgebiet Meerestechnik, die für die zukünftige Ausstellung Schifffahrt auch virtuell erlebbar gemacht werden sollen – unter anderem am Forschungstauchboot JAGO (DMO, Inv.-Nr. 2013-734):

Wir erhielten viele positive Rückmeldungen zum BarCamp. Viele Teilnehmer*innen betonten, dass Sie aufgrund der Themenvielfalt neue und weiterführende Ideen nach Hause mitnehmen würden. Zugleich ging der Plan, das BarCamp als Eisbrecher einzusetzen, auf: Während des gesamten Symposiums kam es zu vielen Gesprächen zwischen den Teilnehmer*innen, der Austausch wurde teilweise auch nach der Veranstaltung und bis heute fortgeführt.

Im Rahmen des BarCamps waren auch zwei Stände des Kultur-Hackathons Coding da Vinci Süd 2019 zu Gast, die mit den Digitalisaten der beteiligten Institutionen unterhaltsame Spiele geschaffen haben.

Zum einen stellten die Gewinner „162 ways to die“, vertreten durch Kelvyn Marte und Georg Reil, ihr Projekt vor:

Zum anderen wurde das „Femtett Adventure Game“ durch Chris Ortega vertreten:

Abschließend bleibt uns nur der Dank an alle Initialisier*innen und Teilnehmer*innen des BarCamps und an die Coding da Vinci-Stände, die zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben.

Informationen zu den Sessions, Erfahrungsberichte von Initialisierer*innen und Teilnehmer*innen sowie eine Gebrauchsanleitung zum Selbermachen eines BarCamps können Sie demnächst in der Publikation zum Symposium nachlesen.

Autor/in

Mareike Wöhler

Mareike Wöhler ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Team Deutsches Museum Digital. Die Historikerin beschäftigt sich mit den Herstellern, der Fertigung und der Geschichte von Objekten zur Messung von Zeit und Raum, um herauszufinden, warum sich Alltags- und Wissensdinge im Laufe der Jahrhunderte verändert haben. Außerdem erzählt sie gerne digitale Objektgeschichten.

Ihr Tipp für einen Besuch im Deutschen Museum: Begeben Sie sich in den neuen Ausstellungen auf Fantasiereisen und suchen Sie unabhängig von der jeweiligen Sammlung nach einem verbindenden Thema, zum Beispiel einem Element. Das macht Spaß und schlau!