Wie diese digitale Transformation erfolgreich und rasch durchgeführt werden kann, zeigt sich am Deutschen Optischen Museum (D.O.M.) in Jena, das sich zurzeit in einer großen Umbau- und Neukonzipierungsphase befindet. Andreas Christoph berichtete über den dortigen stark optimierten „digital workflow“, bei dem auch die wissenschaftlichen Standards nicht aus den Augen verloren werden. Mittels Vernetzung sollte die Visualisierung, so der Wunsch und die Zielsetzung Christophs, künftig sammlungsübergreifend erfolgen, um die Potentiale der Digitalisierung voll auszuschöpfen.
Wer an dieser Stelle immer noch Bedenken hegte, dass die Bedeutung des materiellen Objekts im Museum durch die Digitalisierung verringert werde, dem entgegnete Dennis Niewerth (Deutsches Schifffahrtsmuseum, Bremerhaven) in seinem theoretisch fundierten Vortrag, dass dessen Bedeutung ganz im Gegenteil sogar zunehme. Museen seien bereits Netzwerke und die Objekte (oder „Museumsdinge“) kontextabhängig. Gerade der Museumsraum beinhalte immer schon das Abwesende – und dieser Effekt könne im digitalen Raum durch Standardisierung und Vernetzung positiv verstärkt werden.
Bei diesem Prozess spielen auch nationale und internationale Forschungsprojekte eine große Rolle. Martin Langner (Institut für Digital Humanities, Universität Göttingen) zeigte die Möglichkeiten auf, die in der Mustererkennung als geisteswissenschaftliche Methode liegen. Anhand von Augustus-Statuen etwa konnte durch maschinelle Gesichtserkennung nachgewiesen werden, dass deren Ähnlichkeit weniger anhand der Gestaltung der Locken, als vielmehr anhand der Ausarbeitung von Mund- und Augenpartien nachgewiesen werden könne. Ein weiteres Beispiel stellte Andreas Maier (Department Informatik, FAU Erlangen-Nürnberg) mit dem Projekt „Time Machine Europe“ vor. Eindrucksvoll erläuterte er, wie Bücher durch Röntgenverfahren in geschlossenem Zustand gescannt werden; fragile Druckwerke, die nicht mehr geöffnet werden können, werden somit lesbar! Das Projekt „Time Machine Europe“ erprobt zahlreiche solcher Methoden, um die Vergangenheit mit der digitalen Zukunft zu verbinden und befördert damit in hohem Maße die Entwicklung im Digitalen.
Auch die Nachnutzung von Daten ist bei Digitalisierungsprojekten zwingend mit zu bedenken. Und hierfür bedarf es sinnvoller Strategien. Zu unterscheiden ist dabei, so Christian Gries (Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern) zwischen der digitalen Sammlungserfassung (Digitalisieren) und der digitalen Strategie. Gries betonte, dass diejenigen, die sich nicht selbst digitalisierten, von außen digitalisiert werden. „Digital literacy“ ist, laut Gries, eine Kernkompetenz aller zukünftigen Mitarbeiter*innen in Kulturinstitutionen. Hierauf wies auch Frederik Berger (Museum für Naturkunde, Berlin) hin, der eine Veränderung des Berufsbildes des/der Geisteswissenschaftler*in beobachtete.