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Theaterbesuch am Dienstagvormittag: Thomas Mahnecke, der als Videodesigner für einige großformatige Bühnenproduktionen zuständig ist, führte das Team Deutsches Museum Digital durch die Kulissen des Gärtnerplatztheaters. Es ging vom Zuschauerraum, in dem gerade eine technische Probe stattfand, über zahllose Zwischengeschosse bis unters Dach in den hellen Malersaal, wo die Bühnenbilder entstehen, sowie zum Schnürboden weit oberhalb der Bühne. Von der Größe des Gebäudes waren wir überrascht – wer hätte geglaubt, das sich hinter dem Eingangsgebäude am Gärtnerplatzrondell derart viele Räume, Säle, Untergeschosse, Zwischengeschosse, Haupt- und Probenbühnen (eine davon mit Drehscheibe und in Originalgröße) verbergen würden.

Erstaunt hat uns auch die technische Infrastruktur, die bereits beim Umbau des Gärtnerplatztheaters mit bedacht wurde. Bei der fünfjährigen Sanierung des 1864/65 errichteten Staatstheater in den Jahren 2012 bis 2017 wurden bereits Kabel verschiedenster Art verlegt – unsichtbar für die Zuschauer*innen, unabdingbar für die digitale Technik des Hauses. So können die Videodesigner heute beispielsweise eine Großstadtkulisse auf die kleine, 30 m² große Bühne projizieren und somit den Erlebnisraum wesentlich vergrößern. Der Übergang von realer und virtueller Kulisse ist dabei mitunter so subtil, dass man die Unterschiede kaum mehr wahrnimmt. Licht, Video und Ton können darüber hinaus mithilfe eines einzigen Laptops gesteuert werden.

Durch solch neue Bildwelten und Erlebnisse werden die Zuschauer*innen emotional gepackt – und da Lernen bekanntlich viel mit Emotionen zu tun hat, interessiert uns der hier umgesetzte kreative Ansatz der Technik sehr. Warum nicht auch in unserem VRlab mehrere Projektoren installieren und, ähnlich wie im Theater, Projektionen an die Wand werfen, die von den Besucher*innen selbst gesteuert werden können? In einem solchen VRlab könnte das immersive 3D-Erlebnis für alle Anwensenden erfahrbar gemacht werden, die gerade keine VR-Brille tragen und auf ihre Runde mit dem Lunar Rover oder in der virtuellen Spinnerei mit der Sulzer Dampfmaschine warten.

Den Erlebnisraum erweitern – auch durch den Austausch mit anderen digital arbeitenden Teams. Dabei erhalten wir nicht nur Input und Inspiration für unsere Aufgaben im digitalen Bereich, sondern es entstehen auch Ideen zu gemeinsamen Projekte mit anderen Institutionen.

Autor/in

Fabienne Huguenin

Fabienne Huguenin ist wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Projekt DigiPortA. Portätmalerei ist einer der Forschungsschwerpunkte der Kunsthistorikerin. Das Thema ihrer Promotion lautet "Hässlichkeit im Portrait – Eine Paradoxie der Renaissancemalerei".

Ihr Tipp für einen Besuch im Deutschen Museum: In der Abteilung Meeresforschung fasziniert das minutiös gearbeitete Diorama eines Labors auf dem Forschungsschiff „Challenger“ (Expedition 1872–1876). Gleich daneben sind zum Teil behäbig wirkende Helmtaucherausrüstungen und Panzertauchanzüge zu sehen, die an frühere Tauchexperimente erinnern, wie sie auch der Ingenieur Wilhelm Bauer (1822–1875) durchführte: Eine Fotografie auf der Startseite von DigiPortA zeigt den kaiserlichen Submarine-Ingenieur vermutlich im Jahr 1863 anlässlich der Hebung des im Bodensee gesunkenen Dampfers „Ludwig“.