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Von Melanie Jahreis
Frühling – endlich ist er da! Überall wo wir hinschauen, blühen bunte Blumen und spießen saftiggrüne Blätter. Doch wie ist das eigentlich mit unserem allerliebsten Getränk – dem Kaffee? Diese Pflanze sehen wir nirgends in den Vorgärten wachsen. Kaffee stellt besondere Anforderungen an seine Umgebung. Er ist die Primadonna unter all unseren Nutzpflanzen. Von den rund hundert verschiedenen Kaffeepflanzen sind nur zwei von wirtschaftlicher Bedeutung: Coffea arabica und Coffea canephora, auch Robusta genannt.
Das Leben der Kaffeepflanze beginnt als zarter Embryo, der seine dünne Pfahlwurzel in die feuchte Erde schlägt. Nach einigen Wochen entwickelt sich daraus ein Keimling. Dieser entfaltet seine Blätter wie ein junger Schmetterling. Doch bis die immergrüne Pflanze ein Strauch oder sogar ein kleiner, kräftiger Baum ist, verstreichen mehrere Jahre, und sie benötigt viel Wärme, Wasser und Nährstoffe dafür.
Beide stammen ursprünglich aus dem tropischen Afrika und haben sich von dort aus vor hunderten von Jahren in der Welt verbreitet. Heute ist Kaffee ein globales Handels- und Konsumgut, dessen Kommerzialisierung beständig voranschreitet. Und auch der Anbau von Kaffee ist inzwischen hochtechnisiert. Auf riesigen Sonnenplantagen in Brasilien und Kolumbien erfolgt der Anbau der Pflanzen weitgehend mechanisiert. Dieser Sonnenkaffee bringt zwar hohe Erträge für die Farmer, beeinträchtigt aber auch die Umwelt in einem großen Maß. Schonender ist der Anbau von Kaffee auf Schattenplantagen. In Mittelamerika und Indien wächst er zwischen Bäumen, die den Pflanzen Schutz vor der heißen Sonne bieten. Dieser Anbau setzt auf Qualität statt auf Quantität.
Ökologischer Kaffeeanbau mit Schattenbäumen auf den Galapagos Inseln.
Doch der Klimawandel verändert den Lebensraum der Pflanzen: Die Anbaugebiete werden heißer und oft auch trockener. Anbauflächen verschieben sich oder verschwinden ganz. Extremes Wetter wie Starkregen und Dürre nimmt zu. Auch Krankheiten und Schädlinge verbreiten sich. So ist der ursprünglich in Afrika beheimatete Kaffeekirschenkäfer Hypothenemus hampei mittlerweile der häufigste und mit nur 1,5 mm Länge auch einer der folgenschwersten Schädlinge der Kaffeepflanze. Die Weibchen legen ihre Eier bevorzugt im Fruchtfleisch in der Nähe der Bohne ab. Die Larven fressen sich nach dem Schlüpfen durch die gesamte Bohne und zerstören diese. Dank bestimmter Bakterien im Darm der Tiere sind sie gegen das Pflanzengift Koffein immun. Die weltweiten Schäden werden auf 500 Millionen US-Dollar pro Jahr geschätzt. Damit bedroht der Käfer die Lebensgrundlage von mehr als 25 Millionen Menschen, die mit Kaffee ihr Geld verdienen.
Auch ein Befall mit dem Kaffeerost Hemileia vastatrix kann gravierende wirtschaftliche Folgen haben. Die kranken Kaffeepflanzen werfen ihr Laub ab, sie hören auf zu wachsen und sterben schließlich. Von den Plantagen bleiben oft nur karge Flächen übrig.
Trotz dieser Bedrohungen für den Kaffee, steigt unser Kaffeekonsum beständig an. Um den Bedarf zu decken, müssen wir uns früh oder später anpassen. Robuste Sorten und effizientes Plantagenmanagement werden in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen. Aber auch unser Konsumverhalten wird sich auf die veränderten Bedingungen im Kaffeeanbau einstellen müssen – hin zu mehr Qualität statt Quantität.
Tipp: Die Sonderausstellung Kosmos Kaffee ist ab Juli 2019 auf der Museumsinsel zu sehen.
Melanie Jahreis ist Kuratorin der Sonderausstellung Kosmos Kaffee. Die Biologin beschäftigt sich mit den ökologischen und biologischen Herausforderungen rund um den Kaffee.

Ihr Tipp für einen Besuch im Deutschen Museum:
Im Frühling ist unser Sonnenuhrengarten auf der Terrasse ein absolutes Muss. Bei schönem Wetter kann man hier die Sonnenstrahlen auf der Haut spüren und dabei einen großartigen Blick über München bis zu den Alpen genießen – und völlig die Zeit vergessen.

Autor/in

Gastblogger

Immer wieder schreiben Gäste im Blog - Informationen zu diesen Autorinnen und Autoren finden sich im jeweiligen Beitrag. Als Gastblogger schrieben in letzter Zeit: <link 12873 - internal-link-new-window "Opens internal link in new window">Jutta Schlögl</link> war als Physik-Ingenieurin im Bereich Technische Entwicklung tätig und ist seit 2007 wissenschaftliche Mitarbeiterin des Deutschen Museums. Sie leitet das Projekt Experimentier-Werkstatt.Dorothea Föcking ist Hamburger Abiturientin und macht ein zweimonatiges Praktikum im Vorbereitungsteam der Sonderausstellung "Anthropozän". Ihr Tipp für einen Besuch im Deutschen Museum: Bei einem Museumsbesuch sollte man unbedingt Halt in der <link 81 - more>Pharmazie-Ausstellung</link> machen, um in das Innere der riesigen, gemütlichen Zellnachbildung zu schauen.