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Das Mittelmeer wird teilweise trockengelegt, Europa und Afrika wachsen zu einem Superkontinent zusammen, alle Energieprobleme sind gelöst. Das waren die Hauptziele des Großprojekts Atlantropa. Am bundesweiten „Tag der Archive“ am 3. März 2018 werden erstmals spannende Originaldokumente zum Projekt "Atlantropa" und viele weitere Schätze gezeigt. „Europa – Wissen ohne Grenzen“ lautet das Motto, doch für den Münchner Architekt Herman Sörgel (1885-1952) wäre diese kontinentale Beschränkung noch viel zu eng gefasst gewesen. Sein gigantischer Plan trug den Namen „Atlantropa“ und vereinte technische Utopie mit politischer Vision.
Kernstück war ein riesiger Staudamm an der Meerenge von Gibraltar, der das Mittelmeer vom Atlantik abtrennen sollte. Sörgel hatte errechnet, dass innerhalb von 100 Jahren der Wasserspiegel um rund 100 Meter absinken würde. Aus Europa und Afrika wäre ein Kontinent geworden, verbunden durch eine Landbrücke zwischen Italien und Nordafrika. Sörgels Plan: In den neu gewonnenen Flächen an den Küstenlinien siedeln sich Menschen aus ganz Europa an, monströse Wasserkraftwerke am Staudamm bei Gibraltar und an den Dardanellen hin zum Schwarzen Meer sowie Sonnenenergie aus der Sahara speisen Strom in ein neuartiges elektrisches Großkraftnetz Europas. Ein künstlich geschaffener zweiter „Nil“ in Westafrika bewässert die Wüste Sahara und macht sie fruchtbar, während der Kongo und der Tschad zu riesigen Binnenmeeren von fast einer Million Quadratkilometern angestaut werden. Ein geopolitisches Projekt der Superlative!
Für sein Atlantropa-Projekt konnte Sörgel viele renommierte Architekten, Maler und Grafiker gewinnen, u.a. Peter Behrens, Hans Döllgast, Emil Farrenkamp, Fritz Höger, Hans Poelzig, Heinrich Kley sowie die Brüder Botho und Hans von Römer. Die Presseresonanz war überragend, allein zwischen 1928 und 1933 erschienen rund 470 Artikel im In- und Ausland. Ein Millionenpublikum erreichte auch der Roman „Amadeus“ von John Knittel, der von Atlantropa und seinem Schöpfer handelte. Über Jahrzehnte hinweg verfolgte der selbsternannte „Weltbaumeister“ Sörgel dieses Projekt. Sein Nachlass mit einem einzigartigen Bestand an Zeichnungen, Plänen, Manuskripten und Fotografien befindet sich heute im Archiv des Deutschen Museums. Anlässlich des Tags der Archive werden erstmals herausragende Originale daraus gezeigt. In Filmausschnitten wird das kolossale Projekt zusätzlich den Besuchern lebendig vor Augen geführt

Programm zum Tag der Archive am 3. März 2018

Regelmäßige Magazinführungen (10, 12, 14 und 16 Uhr) bieten darüber hinaus einen spannenden Blick hinter die Kulissen mit unerwarteten Entdeckungen aus den Beständen des Archivs. Etwa eine illustrierte Handschrift mit dem „Boten mit Schwimmreifen“ aus einem Feuerwerksbuch aus dem 15. Jahrhundert. Oder die Entwurfsskizze des Dampfhammers „Fritz“ der Stahllegende Alfred Krupp von 1859. Und Meilensteine der Naturwissenschaft wie das Sonnenspektrum von Joseph von Fraunhofer oder das Laborbuch von Otto Hahn. Der Eintritt ist frei.

Das Archiv des Deutschen Museums zählt zu den weltweit führenden Spezialarchiven zur Geschichte der Naturwissenschaft und Technik. Auf 4,7 Regalkilometern werden im Bibliotheksgebäude auf der Museumsinsel zentrale Nachlässe bedeutender Wissenschaftler und Forscher, Handschriften und Urkunden, Pläne und technische Zeichnungen, umfangreiche Archive von Firmen und wissenschaftlichen Institutionen sowie mehr als eine Million Fotografien verwahrt. Ein Mann und das Meer - der Titel unseres Blogbeitrags - stammt aus einem Bericht der Süddeutschen Zeitung vom 27. Februar 2018 über das Archiv des Deutschen Museums und andere Münchner Archive: Zum SZ-Artikel

Autor/in

Matthias Röschner

Matthias Röschner ist Leiter des Archivs des Deutschen Museums. Er hat Geschichte und Latein studiert und anschließend das Archivreferendariat absolviert. Schwerpunkte seiner Forschungstätigkeit sind die wissenschaftliche Aufbereitung und Digitalisierung der Archivbestände.