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Das Ding macht einen Höllenlärm. Vielleicht sogar ein bisschen zu viel Lärm für die ehrwürdige Bundeskunsthalle: Intendant Rein Wolfs schaut ein bisschen sparsam. Die Besucher, die die Demonstration ausprobieren wollen, brauchen Ohrenschützer. Aber wenn man sich das Deutsche Museum mit ins Haus holt, muss man sich auch nicht wundern, wenn’s ordentlich blitzt und scheppert.
Das Ding, das da so einen Höllenlärm macht, ist eine Installation mit einem Tesla-Generator. Besucher können ihre Hand in einen Kettenhandschuh stecken – und wenn sie dann ihre Hand Richtung Teslaspule bewegen, zucken Blitze durch den abgesperrten, dunklen Raum und treffen die Hand des Besuchers. Man gibt also quasi einem Blitz die Hand. Es kribbelt ein bisschen, die Luft riecht nach Ozon. Und es ist laut. Vielleicht nicht ganz so laut wie bei der legendären Hochspannungsvorführung des Deutschen Museums, aber immer noch sehr laut. Willkommen in der Ausstellung „Wetterbericht“ – einer Ausstellung mit Wumms.
Es ist eine gemeinsame Ausstellung von Bundeskunsthalle und Deutschem Museum. Und wenn man durch die Ausstellung schaut, hat man ein bisschen den Eindruck, da spiele eine Rockband mit einem klassischen Ensemble zusammen. Hier die Blitzanlage, da Bilder von Turner, hier die wuchtigen Magdeburger Halbkugeln, da eine zarte Wolkenskizze von Goethe, hier Skulpturen von Götterbildern, da eine Flasche Küstennebel. Aber wie man ja seit Deep Purple weiß: Fusion von Rock und Klassik kann hervorragend funktionieren. Und ganz viel Spaß machen. Und diese Ausstellung  macht in der Tat viel Spaß. Ralph Burmester vom Deutschen Museum Bonn, der die Ausstellung zusammen mit Stephan Andrae kuratiert hat, ist besonders stolz auf die perspektivische Vielfalt der Ausstellung: In zwölf Themenräumen wird auf 1500 Quadratmetern in einem Tageslauf von der Morgendämmerung über Sonne, Luft und Meer am Vormittag, Nebel, Wolken, Regen und Wind am Nachmittag bis hin zu Sturm, Gewitter, Schnee und Eis am Abend erzählt. Und zwar aus den Perspektiven von Kunst, Wissenschaft und Technik. Hier gibt es „herausragende Exponate der Mona-Lisa-Klasse“ zu sehen, wie Burmester des nennt – zum Beispiel besagte Magdeburger Halbkugeln von Otto von Guericke, die das  Deutsche Museum ersten Mal für diese Ausstellung auf Reisen schickt. Jene Halbkugeln, die 16 Pferde nicht auseinanderziehen konnten, nachdem die Luft aus ihnen herausgepumpt worden war: ein Meisterwerk zum Thema Luftdruck. Aber man sieht auch die Fußballschuhe, die das Wunder von Bern möglich machten, und Wolkenbilder von Gerhard Richter und John Constable, Skulpturen und Thermometer. Rund 450 Exponate von gut 100 Leihgebern haben die Kuratoren eingesammelt.

Was sich anhört wie eine Wundertüte, hat eine gemeinsame Klammer: den Bezug zum Wetter. Und in der Ausstellung wird das Sammelsurium so geordnet, dass es sich zu einer Geschichte zusammenfügt. Zu einer sehr poetischen, schönen Geschichte. Aber es ist eben nicht nur schön, wie man das von reinen Kunstausstellungen kennt. Sondern man lernt auch ungeheuer viel und ist am Ende sehr viel weiser.

Auch, was den Klimawandel anlangt. Kurz vor der Eröffnung war das Sturmtief Xavier über Deutschland hinweggebraust und hatte Schirmherrin Patricia Espinosa von der UN-Klimarahmenkonvention an der Anreise gehindert. Und wenn wir auch Wetter und Klima nicht verwechseln sollten, kann doch die Häufung von extremen Wetterereignissen ein Zeichen des Klimawandels sein. Bei diesem Thema zeigt die Ausstellung übrigens klare Kante. Oder, wie Ralph Burmester sagt: „Bei uns ist kein Platz für alternative Fakten.“

Die Ausstellung "Wetterbericht. Über Wetterkultur und Klimawissenschaft" ist vom 7. Oktober 2017 bis 4. März 2018 in der Bundeskunsthalle in Bonn zu sehen.

Autor/in

Gerrit Faust

Gerrit Faust leitet die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Museums. Als gelernter Journalist hat er von vielem ein bisschen, aber von nichts so richtig Ahnung.

Sein Tipp für einen Besuch im Deutschen Museum: Unbedingt in die Raumfahrt – schließlich träumt er immer noch von einer Astronautenkarriere. Anschließend einen Einkehrschwung in die „Frau im Mond“. Und dann noch in zwei großartig gestaltete Ausstellungen – die „Musikinstrumente“ und die „Gesundheit“.