Hinter den Kulissen , barrierefrei , Familie und Kinder , Workshop , Kreativität und Konstruieren
von Annette Lein
Auf einem Flug mit der Concorde war es ein beliebtes Selfie: Ein Selbstbild zusammen mit der aktuellen Reisegeschwindigkeit auf der Anzeigetafel "Mach 2.0". Doch nicht nur durch die sogenannte "Mach-Zahl", das Verhältnis von Bewegungsgeschwindigkeit zur Schallgeschwindigkeit, hat der herausragende Forscher Ernst Mach Spuren hinterlassen. Seine rund 50 Jahre währende wissenschaftliche Tätigkeit ist geprägt von einer außerordentlichen Vielseitigkeit, deren Wirkung bis heute anhält: Physik, Philosophie, Physiologie, Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftstheorie sind allesamt Gebiete, in denen Ernst Mach Arbeit prägend war. Ernst Mach ältester Sohn Ludwig Mach (1868-1951) schlug eine andere Laufbahn ein. Obwohl er zunächst Medizin studierte, folgte er der wissenschaftlichen Arbeit seines Vaters und half ihm bei vielen physikalischen Experimenten. Einen großen Teil seines Lebens versuchte er meist wenig erfolgreich, als selbstständiger Erfinder über die Runden zu kommen. Gleichzeitig verwahrte, und er verwaltete über Jahrzehnte den wissenschaftlichen Nachlass seines berühmten Vaters.
Das Verhältnis von Ernst Mach und Ludwig Mach, Vater und Sohn, und Ihre Zusammenarbeit war durchaus ambivalent. Zum einen förderte der Vater die wissenschaftlichen Bestrebungen seines Sohnes, der in den ersten Jahren um 1890 durchaus respektable Ergebnisse erzielte. Zum anderen tadelte Ernst Mach, vielleicht mit guten Absichten, seinen Sohn dafür, dass es ihm an Ausbildung mangele und er weitere Anstrengungen unternehmen müsse. Mit dem Schlaganfall des Vaters im Jahr 1898 veränderte sich das Abhängigkeitsverhältnis. Von nun an bedurfte Ernst Mach, der halbseitig gelähmt war, der experimentellen Unterstützung durch seine Kinder. Nach Ernst Machs Tod sah sich Ludwig Mach als dessen wissenschaftlicher Nachfolger, und verdrehte durch eigene Interpretationen in Teilen die wissenschaftlichen Aussagen des Vaters.
In das Jahr 2016 fiel der 100. Todestag von Ernst Mach, der in der Nähe von München in Vaterstetten verstarb. Das Deutsche Museum besitzt den größten geschlossenen Teil des wissenschaftlichen Nachlasses, der im Jahr 2015 noch einmal um einen bedeutenden Bestand ergänzt werden konnte. Die wenigen Original-Objekte aus dem Nachlass der beiden Forscher waren bisher noch nie ausgestellt. So lag es nahe, im Zusammenspiel mit Originaldokumenten, Schriften, Büchern und Objekten den Nachlass genauer zu untersuchen und die Ergebnisse im Rahmen einer Sonderausstellung zu präsentieren.
Ein zentrales Thema der Ausstellung ist das Phänomen der Interferenz. In der Optik kommt es durch die Überlagerung von Wellen zu Verstärkung oder Auslöschung, man spricht von konstruktiver oder destruktiver Interferenz. Als Symbol für das Helle und das Dunkle, das Positive wie auch das Negative in der Beziehung und der Zusammenarbeit zwischen Vater und Sohn erschien uns dieses Bild in besonderem Maße geeignet für den Rahmen der Ausstellung.
Erste Objekte aus dem Nachlass von Ludwig Mach kamen bereits in den 1960er Jahren in das Deutsche Museum. Große Teile des schriftlichen Nachlass, das heute das Archiv des Deutschen Museums bewahrt, erhielt das Museum durch eine Schenkung im Jahr 1998. In Vorbereitung zur Ausstellung war es ein besonderes Glück, dass ein großer Teilnachlass von Ludwig Mach, der bisher an der Universität Konstanz verwahrt wurde, in München mit dem bereits vorhandenen Bestand zusammengeführt werden konnte. Zwischen Ludwig Mach gab es verschiedentlich Austausch mit dem Deutschen Museum, und auch sein Bruder Victor Mach fertigte Objekt-Repliken für die Sammlungen. Diesen weniger bekannten Teil der Geschichte findet man nicht in den Vitrinen im Bibliotheksvorraum abgebildet. Er wird jedoch im Ausstellungskatalog, der zur Eröffnung im Verlag des Museums erschienen ist, mit vielen weiteren Anknüpfungspunkten erzählt.
Die Sonderausstellung Licht und Schatten. Ernst Mach | Ludwig Mach wird noch bis 19. März 2017im Vorraum der Bibliothek (gegenüber vom Haupteingang des Museums) gezeigt. Der Eintritt ist frei.
Mehr zur Ausstellung und zum Katalog
Johannes-Geert Hagmann leitet die Hauptabteilung Technik und die Fachgebiete Optik, Akademiesammlung. Als Referent für Museumkooperationen koordiniert der promovierte Physiker die nationale und internationale Vernetzung des Deutschen Museums mit anderen Einrichtungen. Sein Tipp für einen Besuch im Deutschen Museum: Das erste Objekt (Inv.Nr. 1) in den Sammlungen des Deutschen Museums in der Abteilung Museumsgeschichte entdecken!
Wilhelm Füßl ist Historiker und leitet seit 1992 das Archiv des Deutschen Museums. Sein Forschungsinteresse gilt der Geschichte technischer Sammlungen und den Wechselwirkungen von Biografie und Technikgeschichte. Sein Tipp für einen Besuch im Deutschen Museum: Besuchen Sie die Ausstellung "Geschichte des Deutschen Museums". Dort sehen Sie einen der nachgebildeten Pfähle, auf denen das Museum erbaut wurde und können dem Museumsgründer Oskar von Miller bei seiner Einwerbeaktionen zuhören.