Und dann ist da noch die Sache mit der „Erwerbsart“. Micky Maus wurde dem Deutschen Museum nämlich gestiftet - von der Alois Zettler GmbH, München 5. Eine Firma mit gewisser Nähe zum Deutschen Museum. Das beginnt schon räumlich: Alois Zettlers erste „feinmechanische Präzisionswerkstätte“ war in der Zweibrückenstraße 3 ansässig – allerdings noch einige Jahre bevor auf der benachbarten Kohleninsel das Museum errichtet wurde.
Alois Zettler (1854-1942) war ein Pionier der Elektrotechnik in München. 1881 begegnete er dem späteren Museumsgründer Oskar von Miller, der die große internationale Elektrizitäts-Ausstellung im Jahr 1882 organisierte. Zettler beteiligte sich „mit Feuereifer“, wie es in den Firmenmitteilungen (Heft 40, April 1977) heißt, und stellte folgende Ausstellungsstücke zur Verfügung: „Influenzmaschinen mit Nebenapparaten, dynamo-elektr. Maschinen, Glühlichter für die Werkstätten, Bogenlichtlampen mit Laterne, Induktionsapparate und konstante Batterien.“
Als dann 1893 zum Zwecke der „Ausdehnung der Anwendung des elektrischen Stromes“, unter anderem für den Betrieb der elektrischen Straßenbeleuchtung der „Elektrotechnische Verein München“ ins Leben gerufen wurde, gehörten auch Alois Zettler und Oskar von Miller zu den Gründungsmitgliedern. International bekannt wurde Zettler später durch die Erfindung des „Lichtrufs“, der heute als „Schwesternruf“ oder „Patientenruf“ geläufig ist. Wobei dieses elektrooptische Meldesystem zuerst tatsächlich in Hotels genutzt wurde.
Um die Jahrhundertwende hatte die Alois Zettler GmbH neben der „Lichtsignal-Einrichtung für Hotels“ eine umfangreiche Palette an elektronischen Produkten zu bieten, u. a. auch schon „Telephonapparate“. Mittlerweile war das Unternehmen kräftig gewachsen und an den Standort Holzstraße28-30 gewandert.
Telefone werden dort heutzutage nicht mehr gebaut – höchstens noch fleißig genutzt. Der denkmalgeschützte Jugendstilbau beherbergt Wohnungen und Büros. Auch die Alois Zettler GmbH existiert nicht mehr in dieser Form. 1994 wurde das Unternehmen aufgespalten. Die Firma Eben, die damals Telefonproduktion und -vertrieb übernommen hatte, war kurze Zeit später insolvent. Die Zettler electronics GmbH mit Sitz in Puchheim führt dagegen bis heute das Geschäft mit elektromechanischen Komponenten (Relais, Schaltern, Sensoren etc.) weiter.
Mickys Designtelefon-Geschwister werden inzwischen im Internet als Sammlerstücke gehandelt. Das Modell mit Wählscheibe, wie es bei uns in der Vitrine steht, gibt es dabei schon für etwa 160 Euro zu ersteigern. Im Vergleich zu den 600 D-Mark „Zugangswert“ von 1989 ist das deutlich günstiger. Allerdings ist so eine überraschende, nette Begegnung beim Streifzug durch das Museum doch unbezahlbar.