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Von Markus Ehberger
Ist Ihnen dieses Ausstellungsstück je aufgefallen? Souvenir aus dem Englischen Garten oder Spieluhr? Wüssten Sie was es ist? Keines von beiden – das sei verraten. Es handelt sich um ein Instrument aus der Sammlung, die dem Deutschen Museum zu seiner Gründung 1903 von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gestiftet wurde. Mit der Erforschung und verbesserten Präsentation dieser Sammlungsobjekte habe ich mich längere Zeit auseinandergesetzt.
Schlendern wir quer durch die „Akademiesammlung“ auf der Museumsinsel, in der Teile der Sammlung gezeigt werden, fällt der Blick auf den großen Spiegelrefraktor der Berliner Sternwarte. Würden wir uns Zeit nehmen, wären die hängenden Vitrinen, in denen beispielsweise die von Georg Friedrich Brander ( 1713-1783) gefertigten Instrumente gezeigt werden, die nächsten Anlaufstellen. Etwas versteckter und auch bisher ohne weitere Informationen sind Objekte auf den ersten Blick wahllos aufgereiht. In dieser „Magazin-Inszenierung“ steht auch unser Exponat, dessen Erscheinung an den Monopteros des Englischen Gartens in München erinnert. Es trägt die Inventarnummer 1271.
Was hat der Nachbau eines Tempels in einem Technikmuseum zu suchen? Blicken wir in sein Inneres und lüften das Geheimnis. Es ist eine Zündmaschine, bei der ein brennbares Gas, hier Wasserstoff in Kombination mit dem Sauerstoff der Luft, durch einen elektrischen Funken entzündet wird; heute würden wir es als elektrisches Feuerzeug bezeichnen. Die Glasbehälter in der Mitte zwischen den Säulen dienen der Herstellung des Wasserstoffgases. Eine Ausstromöffnung befindet sich unter der Haube, genauso wie ein zugehöriger Hebel. Betätigen wir diesen, erzeugt ein Apparat im Sockel elektrische Spannung und das Ventil für das Gas öffnet sich. Die Spannung entlädt sich als elektrischer Funke vor der Öffnung und entzündet das Gas.
Die Zündmaschine wurde von Johannes Gerzabeck (Lebensdaten unbekannt), Mechanikus und Hausmeister der königlichen Akademie der Wissenschaften, um 1817 entwickelt und hergestellt. Sie stellt eine Weiterentwicklung der bis dato gängigen Zündmaschinen dar. Bis ca. 1800 musste das Wasserstoffgas außerhalb des Feuerzeugs hergestellt und dann in einem aufwendigen Prozess in einen dafür vorgesehenen Behälter umgefüllt werden. Für die Erzeugung des Zündfunkens war eben so viel Arbeit vonnöten: ein Teil des Geräts musste durch ungefähr hundert Schläge mit einem Fellstück aufgeladen werden.
Gerzabeck beschreibt in einer Veröffentlichung zu dem vorliegenden Gerät von 1820 vor allem die einfache Bedienung. Nicht nur, dass der Funken jetzt durch einen Hebeldruck erzeugt wurde, auch war die Entladung an das Austreten des Wasserstoffs gekoppelt. Die Bauart der Zündmaschine in Form des Monopteros deutet auf seine Nutzung als Dekorationsobjekt hin. Gerzabeck spricht davon, dass es „sehr elegant dekoriert“ (Gerzabeck (1820), S. 10) werden könne und ein „schönes […] prächtiges Meuble für jedes Gemach“ (ebd., S. 10) abgebe. Eine damals weitverbreitete Vermarktungsstrategie für Zündmaschinen. Um 1800 waren Feuerzeuge Luxusartikel und hatten, wie das vorliegende Objekt, eine beträchtliche Größe. Kunstvolle Gestaltung war unerlässlich, wollte man sein Produkt verkaufen. In diesem Zusammenhang ist dennoch bemerkenswert, dass mehrere von Gerzabeck hergestellte Zündmaschinen an die Wittelsbacher verkauft wurden, die in der Münchner Residenz verwendet wurden. Im 19. Jahrhundert fand die Zündmaschine in den Häusern und Wohnungen der Wohlhabenden ihr Zuhause, fungierte als Dekorationsobjekt und bot Gesprächsstoff. Heute muss sich der Besucher auf Spurensuche begeben, um die Funktionsweise und den Gebrauch des „Monopteros“ zu entschlüsseln. Ich möchte mit diesem Artikel zeigen, dass sich die Spurensuche lohnt. Zur Hilfe steht dabei das DFG-Projekt zur Erschließung und Digitalisierung der Gründungssammlung des Deutschen Museums, das viele der Instrumente dieser Sammlung entschlüsselt und ihre Geschichte erzählt.

So finden Sie das Objekt im Museum:

Sie betreten die Ausstellung von der Museumsgeschichte aus und drehen sich nach rechts. Wir sehen einige Schaufenster, die sich von der Ecke des Raums ausgehend bis zum Ende der rechten Wand ziehen. Dort lagern Instrumente auf Holztischen und in Regalen. Im vierten Schrank von links, auf der zweiten Ablage von unten, ganz links befindet sich unser Feuerzeug.

Zum Weiterlesen:

  • Rehfus, Birgit: Von Stahl und Stein zum Streichholz. Aus der Geschichte des Feuerzeugs. In: Kultur und Technik, 5 (1981), 1, S. 1 - 10.
    https://opac.deutsches-museum.de/search?bvnr=BV022412838
  • Gerzabeck, Johannes: Anleitung zum Gebrauch der Zündmaschine des Mechanikus Joh. Gerzabeck. München, 1820.
    https://opac.deutsches-museum.de/search?bvnr=BV003366030
  • Artikel: Die electrische Licht-Maschine. In: Journal des Luxus und der Moden, 15 (1800), 3, S. 159 – 161.
    http://zs.thulb.uni-jena.de/rsc/viewer/jportal_derivate_00116022/JLM_1800_H003_0026_b.tif [Stand: 24.03.2016]

Feuer gefangen?

Im Blog stellen wir ein weiteres Monopteros-Feuerzeug von Johann Gerzabeck vor: http://www.deutsches-museum.de/blog/blog-post/2015/06/18/tischfeuerzeug-von-johann-gerzabeck/
Markus Ehberger studiert Geschichte der Naturwissenschaften, M. Sc. an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Im Rahmen eines Praktikums konnte er für drei Wochen das DFG-Projekt zur Erschließung und Digitalisierung der Gründungssammlung unterstützen.

Autor/in

Gastblogger

Immer wieder schreiben Gäste im Blog - Informationen zu diesen Autorinnen und Autoren finden sich im jeweiligen Beitrag. Als Gastblogger schrieben in letzter Zeit: <link 12873 - internal-link-new-window "Opens internal link in new window">Jutta Schlögl</link> war als Physik-Ingenieurin im Bereich Technische Entwicklung tätig und ist seit 2007 wissenschaftliche Mitarbeiterin des Deutschen Museums. Sie leitet das Projekt Experimentier-Werkstatt.Dorothea Föcking ist Hamburger Abiturientin und macht ein zweimonatiges Praktikum im Vorbereitungsteam der Sonderausstellung "Anthropozän". Ihr Tipp für einen Besuch im Deutschen Museum: Bei einem Museumsbesuch sollte man unbedingt Halt in der <link 81 - more>Pharmazie-Ausstellung</link> machen, um in das Innere der riesigen, gemütlichen Zellnachbildung zu schauen.