Direkt zum Seiteninhalt springen

von

Traditionen und Bräuche werden in der Advents- und Weihnachtszeit auch im Deutschen Museum gepflegt. Zum Ausklang des Jahres gehört dazu unter anderem die Weihnachtsfeier für die Museumsmitarbeiter, bei der sich in offiziellen Ansprachen und in persönlichen Gesprächen im Kollegenkreis die Gelegenheit zum Rückblick auf das vergangene Jahr bietet. Gesorgt ist dabei natürlich für das leibliche Wohl, aber auch für einen „Nervenkitzel“ der besonderen Art: Das Loseziehen für die Tombola, was immer wieder für schöne Überraschungen sorgt.

Auf der Museumsweihnachtsfeier des Jahres 1955, die im „Wagnerbräu“ in der Lilienstraße (dem heutigen Wirtshaus in der Au) stattfand, konnte sich die Tombola ebenfalls sehen lassen. Zu gewinnen gab es Präsentkörbe, Weinflaschen und Kekse sowie Nützliches für den Haushalt, wie einen Wasserkessel oder eine Brotschneidemaschine. Vor sechzig Jahren wurden die Lose von einem Nikolaus mit eigens gestaltetem „Eulenbischofsstab“ in Begleitung von zwei Assistentinnen in Museumstracht an die Frau und den Mann gebracht. Auch der Verwaltungsdirektor des Museums Karl Bäßler (1888-1973) wurde dazu ermuntert, sein Glück beim Losekaufen zu versuchen. Bäßler, der schon seit 1928 im Museum als Architekt tätig gewesen war, hatte in der Nachkriegszeit die Geschicke des Museums ganz wesentlich gelenkt. Für ihn war die Weihnachtsfeier im Jahr 1955 wegen seines nahenden Ruhestands im darauffolgenden Frühjahr sicherlich ein besonderes Ereignis.

Das Deutsche Museum konnte im Dezember 1955 auf ein denkwürdiges Jahr zurückblicken. Bei der Jahresversammlung des Museums am 7. Mai 1955 wurde des 100. Geburtstages Oskar von Millers (1855-1934) mit einem Festvortrag von Bundespräsident Theodor Heuss und zahlreichen Aktivitäten gedacht. Zu diesem Jubiläum gab die Deutsche Bundespost sogar eine Sondermarke mit dem Konterfei des Museumsgründers heraus. Beim Begrüßungsabend am 6. Mai kam ein „Festliches Spiel“ von Eugen Roth (1895-1976) zur Aufführung. Der renommierte Lyriker hatte das Stück mit den Szenen „Die Elektrizität“, „Die Kristalle“, „Die Musik“, „Die Farben“ und „Der Verkehr“ eigens für diesen Anlass verfasst. Am 7. Mai wurden dann die Ausstellungen Hüttenwesen und Kraftmaschinen sowie der Ehrensaal wiedereröffnet. Damit war etwa die Hälfte der durch Kriegsschäden zerstörten Abteilungen wieder zugänglich und erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg ein geschlossener Rundgang möglich. Sicherlich gab es also auch vor 60 Jahren auf der Weihnachtsfeier des Museums so Einiges zu bilanzieren und in Gesprächen „aufzuarbeiten“.

Die Geschehnisse und die Geschichte des Deutschen Museums und seiner Exponate lassen sich im Archiv des Deutschen Museums nachverfolgen. Hierzu stehen den Benutzern neben vielen anderen bedeutenden Beständen zu Naturwissenschaft und Technik die historischen Verwaltungsakten des Museums seit seiner Gründung zur Verfügung. Einen Einblick in seine Bestände, Aufgaben und Projekte gibt der neue Imagefilm des Archivs. Schauen Sie doch einmal hinein!

Autor/in

Matthias Röschner

Matthias Röschner ist Leiter des Archivs des Deutschen Museums. Er hat Geschichte und Latein studiert und anschließend das Archivreferendariat absolviert. Schwerpunkte seiner Forschungstätigkeit sind die wissenschaftliche Aufbereitung und Digitalisierung der Archivbestände.