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Das Verkehrszentrum hat seine Dauerausstellung um ein weiteres Exponat bereichert: ein D-Rad von 1928. Das Motorrad kam bereits 1966 als Stiftung ins Museum und stand seither im Depot. Aufgrund der Bedeutung der Marke und des erfreulichen Zustandes wurde im Jahr 2012 beschlossen, das Motorrad in der Dauerausstellung zu präsentieren. Dafür wurde das D-Rad R 0/5 von der Restaurierungswerkstatt für technisches Kulturgut, Fahrzeuge und Maschinen des Deutschen Museums umfassend aufbereitet.

Konservierung statt Totalrestaurierung

Besonderen Wert wurde auf die Erhaltung des Originalzustandes gelegt. Nach der Demontage und Reinigung folgte eine den unterschiedlichen Materialien angepasste Konservierung der Einzelteile. Beim Wiederaufbau mussten nur wenige Teile ergänzt oder ersetzt werden, etwa die Kniekissen, die durch „Zinkpest“ zerstörte Vergaser-Schwimmerkammer oder die Lederriemen der Werkzeugkästen. Letztere wurden in der Modellbauwerkstatt des Deutschen Museums nachgefertigt. Das Projekt zeigt auf anschauliche Weise, wie Museen mittlerweile mit der Originalsubstanz von technischen Kulturgütern umgehen. Eindrucksvoll ist das Ergebnis: Alter und Gebrauchsspuren werden sichtbar und verleihen dem Objekt einen individuellen Wert, den eine Restaurierung hin zum scheinbar fabrikneuen Auslieferungszustand nicht zu leisten vermag.

D-Rad – Vorreiter der Rationalisierung im deutschen Motorradbau

Die Motorradmarke D-Rad war Teil der staatseigenen Deutschen Industriewerke AG und gehörte Mitte der 1920er Jahre neben DKW und NSU zu den größten deutschen Motorradherstellern. Hervorgegangen aus den Spandauer Heereswerkstätten, einem der bedeutendsten Rüstungsbetriebe des Ersten Weltkriegs, setzte man früh auf eine rationelle Serienfertigung: Bereits 1925 führte D-Rad Montagebänder ein und konzentrierte sich lange auf ein normiertes Einheitsmodell. Als Teil eines großen Staatsbetriebes konnte D-Rad auf finanzielle und produktionstechnische Kapazitäten zurückgreifen, die der Privatwirtschaft ein Dorn im Auge waren. Der Versuch, Mitte der 1920er Jahre mit dem „D-Wagen“ einen Volkswagen anzubieten, scheiterte daher auch am Einspruch der Automobilindustrie. Eine konservative Modellpolitik – zu spät reagierte D-Rad auf den ab 1928 boomenden Absatz von Kleinkrafträdern – führte allerdings zu Schwierigkeiten. Während der Wirtschaftskrise fusionierte D-Rad 1932 formal mit NSU, stellte aber faktisch die Produktion ein – lediglich das Firmenlogo lebte noch bis 1938 auf den NSU-Motorrädern weiter.

Von München nach Berlin – Martin Stolle bei D-Rad

Die R 0/5 von 1928, die die Besucher nun in Halle 1 des Verkehrszentrums sehen können, war eine Weiterentwicklung der seit 1924 erfolgreichen R 0/4. Es war die erste Arbeit des ehemaligen BMW-Ingenieurs Martin Stolle für D-Rad, der von 1927 an als Chefingenieur in Berlin-Spandau arbeitete. Die Änderungen betrafen vor allem die vordere Blattfeder, deren Fahrverhalten den D-Rädern ihren Spitznamen „Spandauer Springbock“ eingebracht hatte. Nichtsdestotrotz besaßen die D-Räder einen hervorragenden Ruf als robuste, unverwüstliche Gebrauchsmaschinen.

Weiterlesen:

  • Mehr zur Geschichte und zu dem Modellen von D-Rad erfahren Sie auf der Website von Benno Stöcklin: d-rad.ch
  • Das D-Rad ist in Halle I im Verkehrszentrum ausgestellt

Autor/in

Frank Steinbeck

seit März 2015 Kurator für Straßenverkehr am Deutschen Museum. Zuvor Volontär am Verkehrszentrum des Deutschen Museums und danach kurzzeitig wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Brücken- und Wasserbau. Er hat an der Technischen Universität Berlin Geschichte, Politikwissenschaft sowie Wissenschafts- und Technikgeschichte studiert. Sein Tipp für einen Besuch im Verkehrszentrum des Deutschen Museums auf der Theresienhöhe: Unser "Barockengel", der BMW 502: Das Fahrzeug diente 1965 bis 1970 als Dienstfahrzeug des damaligen Münchener Oberbürgermeisters Hans-Jochen Vogel.