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Irgendwann im Juni bekam ich digitale Post von meiner Tochter aus Berlin. Ein Foto mit dem Cover unseres Sonderheftes zum 1. Weltkrieg in der Bahnhofsbuchhandlung. Premiere! Das Mitgliedermagazin des Deutschen Museums an großen Kiosken deutschlandweit. Ein kleiner Glücksmoment für die Redaktion – die ja zu diesem Zeitpunkt schon die nächste Ausgabe fertigzustellen hatte: Papier. Eines unserer (zahlreichen) Lieblingsthemen.

Zufällig war mir bei den Vorüberlegungen zu diesem Themenheft ein mit mir in die Jahre gekommenes Büchlein in die Hände gefallen: Papierfaltkunst. Ein Relikt aus meiner Fernostfaszinationsphase: Judo, Zen, Ikebana und Origami. Ich erinnerte mich an Frösche, Kraniche und Pelikane, die vor dreißig Jahren als leicht vergängliche Faltkunstwerke nach Skizzen aus dem Buch entstanden. Dass die Papierfaltkunst auch für Mathematiker interessant sein könnte, habe ich von unserem Autor Hans-Wolfgang Henn gelernt, der so freundlich war, vorab zu fragen, ob man auch ein paar Formeln einbauen dürfe. „Immer her damit“, hatte ich ihn ermuntert, „unsere Leser lieben Formeln!“

Der Autor, auf diese Weise ermutigt, schickte also seinen Beitrag mit etlichen Formeln und Skizzen. Das Grafikprogramm, das die Daten übernehmen sollte, würgte kurz und spuckte schließlich einen Salat aus Buchstaben und Zahlen anstelle der Formeln aus. Was tun? Ein Formelschreibprogramm musste her. Fast zwei Tage dauerte es, bis wir ein geeignetes Programm fanden. Die Formeln waren nun rasch abgeschrieben aber dann musste jede einzelne als Bild abgespeichert und ins Dokument hineingeschoben werden. Das bedeutet: Mit jeder Korrektur verschiebt sich alles. Ich kann gar nicht mehr sagen, wie oft dieser Beitrag hin- und hergeschickt wurde. Am Ende konnte ich mir jedenfalls erklären, warum Kollegen in anderen Redaktionen dem Autor von Formeln eher abgeraten hatten.

Als ich meinen Redaktionskolleginnen kürzlich den Themenschwerpunkt der nächsten Ausgabe vorstellte waren alle ausnahmslos begeistert: „Science Fiction“. Wie ließen die eindrucksvollsten Szenen aus Douglas Adams „Per Anhalter durch die Galaxis“ Revue passieren, bis uns die bange Frage unserer Grafikerin wieder in die Niederungen der Realität hinabzog: „Aber wir haben diesmal keine Beiträge mit Formeln ... oder?“. Was soll ich dazu sagen ....

„Die Geschichte jeder bedeutenderen galaktischen Zivilisation macht drei klar und deutlich voneinander getrennte Phasen durch - das bare Überleben, die Wissensgier und die letzte Verfeinerung, allgemein auch als Wie-, Warum- und Wo-Phasen bekannt. Die erste Phase zum Beispiel ist durch die Frage gekennzeichnet: "Wie kriegen wir was zu essen?", die zweite durch die Frage: "Warum essen wir?", und die dritte durch die Frage: "Wo kriegen wir die besten Wiener Schnitzel?"“
Douglas Adams, Per Anhalter durch die Galaxis

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen einen wunderbaren Sommer!

Autor/in

Sabrina Landes

ist Redaktionsleiterin des Museumsmagazins Kultur & Technik. Sie bloggt regelmäßig zum Erscheinen eines neuen Hefts über ihren ganz persönlichen Zugang zum Magazinschwerpunkt. Das neu erschienene Heft lässt sie erst einmal etliche Tage liegen, bevor sie darin blättert, aus Angst vor den trotz mehrfacher Korrekturen übersehenen Fehlern.