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Am 9. Februar 1929 konnte man am Nachmittag auf dem zugefrorenen Starnberger See ein merkwürdiges sich schnell bewegendes Objekt sichten, das eine lange Rauchfahne hinter sich herzog. Der Raketenpionier Max Valier testete seinen hölzernen aerodynamsich verkleideten Holzschlitten RAK BOB 2 mit Schwarzpulverraketen. Kurz nach Abbrand der letzten Raketen wurde eine Geschwindigkeit von 378 km/h gemessen, ein Rekord. Es ist wahrscheinlich, dass die Höchstgeschwindigkeit bei etwa 400 km/h lag. Der Test erfolgte unbemannt und angeblich rammte der Schlitten dabei einen Bootssteg.

Max Valier hätte sich selbst wahrscheinlich als Vorkämpfer der Weltraumfahrt bezeichnet. In Bozen geboren studierte er in Innsbruck vor dem 1. Weltkrieg Astronomie, Meteorologie, Mathematik und Physik. Nach dem Krieg wurde München seine zweite Wahlheimat. Hier hielt er zahlreiche Vorträge zu Raumfahrtthemen. Eines seiner bekanntesten Bücher, das in dieser Zeit entstand, war „Vorstoß in den Weltenraum“ (1924). Angeregt durch die Arbeiten Hermann Oberths beschäftigte er sich aber auch ernsthaft mit der Anwendung von flüssigen Treibstoffen bei Raketentriebwerken, die, wie Oberth nachwies, tatsächlich eine Weltraumrakete ermöglichen könnte. Für seine Versuche brauchte er Sponsoren und Partner. So waren öffentliche Vorführungen ein wesentlicher Bestandteil seiner Arbeit. Sie machten Valier bekannt und brachten ihn ins Gespräch.

1930 kam Max Valier bei einem Versuch mit flüssigen Brennstoffen ums Leben. Er wäre wohl schnell in Vergessenheit geraten, hätte seine Witwe nicht direkt bei der Reichskanzlei interveniert. Denn Hitler kannte Max Valier von einem seiner Müchener Raumfahrt-Vorträge. So wurde auf  Bitten der Reichskanzlei das Raketenauto RAK 7 und der älteren Raketenschlitten RAK BOB 2 restauriert und  1934 von der Reichskanzlei ("auf Wunsch des Führers“) dem Deutschen Museum vermacht. Sie zählen zu den wichtigsten historischen Exponaten aus der Zeit der beginnenden Raketentechnik.

Autor/in

Matthias Knopp

Dr. Matthias Knopp ist ehemaliger Leiter der Hauptabteilung Luft-, Raum-, Schifffahrt und ehemaliger Kurator für die Ausstellung Raumfahrt. Er hat die nachweislich erste E-Mail aus dem Deutschen Museum verschickt und 1995 das Museum mit einer eigenen Webseite ins Internet gebracht.