Geboren wurde William Küster 1863 in Leipzig als das jüngste von sieben Kindern des Kaufmanns Richard Küster. Sein Studium der Mathematik und Naturwissenschaften begann er 1882 in Tübingen, wechselte dann aber nach Berlin und studierte ab dem 4. Semester Chemie. Auf Empfehlung seines Doktorvaters ging er 1890 als Assistent an das Physiologisch-chemische Institut der Universität Tübingen zu Professor Carl Gustav Hüfner (1840 - 1908). Hier traf er zwangsläufig auf das Thema, das ihn sein weiteres wissenschaftliches Leben beschäftigen würde. Seine erste Veröffentlichung zum Thema aus dem Jahr 1894 trug den Titel »Ueber chlorwasserstoffsaures und bromwasserstoffsaures Hämatin« und befasste sich mit den Möglichkeiten, aus Rinder- und Pferdeblut den Blutfarbstoff möglichst rein zu erhalten. So war zur Herstellung von 500 g reinem Hämin das Blut von einem Dutzend Ochsen nötig. Warum war das Interesse an der Erforschung des Hämoglobins so groß? Im menschlichen Körper wird der lebensnotwendige Sauerstoff mit Hilfe der roten Blutkörperchen transportiert. Rote Blutkörperchen sind die häufigsten Zellen im Blut, unter dem Mikroskop erscheinen sie als blassrote, runde Scheiben, die in der Mitte von beiden Seiten leicht eingedellt sind und keinen Zellkern besitzen. Sie sind vollgestopft mit dem Protein Hämoglobin, das – wie wir heute wissen - aus vier Protein-Untereinheiten besteht, in die jeweils eine Häm-Gruppe eingebettet ist, die für die Aufnahme des Sauerstoffs verantwortlich ist und außerdem für die rote Farbe des Hämoglobins sorgt. Der Durchschnittsmensch enthält fast 1 kg Hämoglobin, darin enthalten sind 3 g Eisen, das sind etwa 70% seines gesamten Körpereisens.