Zu den Anfängen von Viktor Schumanns nebenberuflicher privater Labortätigkeit konnte man das Spektrum von Aluminium-Funken bis 185 nm aufnehmen, eine Erweiterung zu kleineren Wellenlängen schien zunächst nicht möglich. Schumann erforschte die Ursachen für die Begrenzung und entwarf technische Neuerungen, die ihm die Spektrenaufnahmen bis hinunter zu einer Wellenlänge von etwa 120 nm ermöglichten. Eine wesentlich Ursache lag in der Absorption der ultravioletten Strahlung unterhalb 185 nm durch verschiedene Medien: durch Luftmoleküle, durch das Quarz der Prismen und schließlich durch die Gelatine der photographischen Platten, die die Strahlung registrierten. Durch die Evakuierung seines Messapparates, die Entwicklung neuer photochemischer Emulsionen für die Platten sowie die Verwendung von Flußspatprismen (Calciumfluorid) konnte er diese Begrenzung aufheben.
Zwei der von Viktor Schumann entworfenen Vakuumspektrographen befinden sich in den Sammlungen des Deutschen Museums. Es handelt sich dabei um die erste im Jahr 1890 gebaute Apparatur und eine verbesserte Version um 1892, die zahlreiche Korrekturen aufgreift (siehe Fotos).
Durch äußerst feine mechanische Konstruktionen ermöglichte es der zweite Apparat, ohne Öffnung des Geräts – also ohne Zerstörung des Vakuums – die Messbedingungen zu variieren. Darüber hinaus konnten mehrere Spektren untereinander auf einer einzigen Platte aufgenommen werden, was eine enorme Zeitersparnis zur Folge hatte. Eine technische Besonderheit stellt der sogenannte „Spaltschlitten“ dar, eine Vorrichtung, mit der man nicht nur die Breite des Lichtspalts, sondern auch die Länge mit Hilfe von drei Mikrometerschrauben bis auf ein Tausendstel Millimeter genau einstellen konnte.
Neben der Labortätigkeit führte Viktor Schumann einen regen Briefwechsel mit wichtigen Forschern im In- und Ausland. Besonders der Kontakt zu dem Amerikaner Theodore Lyman (1874-1954) erwies sich als sehr fruchtbar, da er erstmals Schumanns Arbeiten erfolgreich wiederholen und erweitern konnte. Die erste Serie des Wasserstoffspektrums trägt daher auch heute den Namen Lyman-Serie. Lyman pflegte einen engen Kontakt mit Schumann und schrieb über ihn in einem Nachruf aus dem Jahr 1914 in Würdigung seiner oft mühevollen Arbeit als Amateur in der Physik: “It has been said that genius consists in an illimitable power of taking pains. Schumann’s genius belonged to this character.“ Schumann starb vor 100 Jahren am 1. September 1913 in Leipzig, seine wissenschaftlichen Beiträge haben jedoch noch heute Bestand und bilden einen Mosaikstein der Vorgeschichte des Bohrschen Atommodells.