Gabriel von Seidl (1848-1913) kam als drittes von sechs Kindern der Eheleute Seidl in München zur Welt. Sein Vater, Bäckermeister von Beruf, hatte die Tochter des Brauereibesitzers Gabriel Sedlmayr geheiratet. Er gelangte über den Umweg über die Gewerbeschule und eine Schlosserlehre in der Maffeischen Maschinenfabrik zum Ingenieursstudium, das dem Vater die besten Aussichten auf eine gesicherte Existenz zu versprechen schien. 1869, nach dem Tod des Vaters, bricht er dies ab und wechselt zum Architekturstudium. 1879 erhielt er von seinem aus der Brauereidynastie Spaten stammenden Onkel Gabriel Sedlmayr, seinen ersten Bauauftrag für ein "deutsches Haus" mit Gasträumen in der Sophienstraße. Die bemalten Wirtshauswände waren der Beginn des ihm eigenen Nationalstils, der auf eine malerische Wirkung abzielt. Seidl gilt heute als einer der bedeutendsten Vertreter des Historismus in Deutschland. Er schuf den als typisch münchnerisch geltenden Ausdruck des bayrischen Heimatstils.
1893 gewann Gabriel von Seidl mit Unterstützung von Franz von Lenbach den Wettbewerb für den Neubau des Bayerischen Nationalmuseums. Es war ein Bau gefragt, dessen Architektur sich nicht in den Vordergrund spielen sollte. Das Gebäude sollte als gewachsenes Ensemble erscheinen, die Sammlungen sollten sich in dessen Außenbau widerspiegeln. Eine Aufgabe, die ganz zu Seidls Auffassung passte. Er passte den Baustil der Fassade an die verschiedenen Objekte im Inneren an. Rudolf Seitz, der als Ehrenkonservator des Bayerischen Nationalmuseums mit den Sammlungen gut vertraut war, konnte ihm für den Wettbewerb wertvolle Tipps geben. Bei der Innenausstattung arbeiteten die beiden dann zusammen. Am 29. September 1900 wurde das Bayerische Nationalmuseum eröffnet. Seidl und Seitz wurden daraufhin für ihre Leistungen geadelt.
Dieser gute Ruf eilte Gabriel von Seidl voraus, als der Gründer des Deutschen Museums, Oskar von Miller (1855 -1934) einen Architekten für sein Museum suchte. Er hatte sich bei der 1903 in München stattfindenden Jahreshauptversammlung des Vereins Deutscher Ingenieure Einverständnis zum Bau eines technischen Museums eingeholt. Seit er in Paris das "Conservatoire des Arts et Metiers" und in London das "Kensington Museum" besucht hatte, wollte er in Deutschland eine gleiche, wenn nicht sogar bessere Ausstellung der technischen Entwicklung aufbauen. Das Museumsgebäude sollte mit den modernsten Techniken erbaut werden, man sollte von außen sehen, dass im Inneren modernste Technik und Wissenschaft ausgestellt sind. Gabriel von Seidl, der Schöpfer des Bayerischen Nationalmuseums, erschien ihm dafür der richtige Mann.